Mannheim. „Wir machen, was wir sind: frohe energetische Jungs“, sagt der 32-jährige Lucas Jussen in der Einführung zum „Tastentanz“ bei den Schwetzinger Festspielen. Von der Energie kann man sich beim Wahnsinnsprogramm, einem Höllenritt auf den Tastaturen zweier Flügel, wahrlich überzeugen.
Bei Maurice Ravels morbid-destruktivem „La Valse“, in dem sich Wiener Walzerseligkeit gegen schräg-sarkastische Harmonien durchzusetzen versucht, um dann im ekstatischen Klangchaos unterzugehen, werden die Instrumente vom Klavierduo Lucas und Arthur Jussen schon aufs heftigste malträtiert.
Zu Beginn stellen die Brüder ihr symbiotisches Verständnis mit dem Andante und Allegro brillant A-Dur op. 92 von Felix Mendelssohn Bartholdy an einem Instrument unter Beweis. Ihre ergreifend schlicht angelegte vierhändige Schubert-Fantasie f-moll D 940 rührt zu Tränen. Faszinierend auch, wie sie gleichberechtigt von Stück zu Stück die Positionen am Klavier wechseln.
Igor Strawinskis Skandalstück „Le sacre du printemps“ mit seiner vertrackten Rhythmik, der oberarmstrapazierenden Perkussivität und maschinenartigen Motorik fordert die Pianisten genauso extrem. Sympathisch bescheiden bedanken sie sich vor der abschließenden Bach-Zugabe beim begeisterten Publikum für dessen Konzentration, derer sie für solche Parforce Stücke bedürften. Aber Virtuosität ist zweifellos ihr Ding.
Zwei Musikerpersönlichkeiten sind Popstars der Klassik
Musikalität, pianistisches Können, frappierende Technik, schlafwandlerische Übereinstimmung, intensive Körpersprache und erfrischende Authentizität machen die zwei eigenständigen Musikerpersönlichkeiten, die sich ideal ergänzen, zu Recht zu Popstars der Klassik.
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