Ausstellung

Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen blickt auf Kunst und Krieg

„Warum gibt es denn Kunst, wo es doch Kriege gibt?“ Im Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen gibt eine internationale Ausstellung spannende Antworten. Der Blick geht unter anderem nach Syrien, in die Ukraine und in den Iran

Von 
Helmut Orpel
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Forouhars Augenlandschaft zur Überwachung im Iran. © Helmut Orpel

Ludwigshafen. „Warum gibt es denn Kunst, wo es doch Kriege gibt?“, lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen. Man könnte meinen, es handle sich dabei um eine äußerst brisante Frage, welche die Gegenwart betrifft. Aber der Schein trügt wie so oft, denn der Titel stammt von einem Ready-made von Felix Droese aus dem Jahr 2003, das bis zum Ende der Ausstellung am 19. Dezember zu bestaunen ist.

Für die ukrainische Fotografin Lisa Bukreyeva, deren eindrucksvolle Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sind, ist der Krieg dagegen eine ihr Alltagsleben bestimmende Gewissheit. Sie lebt in Kiew und hat auch in den ersten Tagen, als die Russen die Stadt beschossen, ihre Kamera nicht aus der Hand gelegt. Auf diese Weise ist eine Art fotografisches Kriegstagebuch entstanden, das die Situation vor Ort aus der Perspektive der Zivilbevölkerung zeigt. Künstlerische Positionen, wie die von Droese und von Lisa Bukreyeva, sind bei einer Ausstellung schwer unter einen Hut zu bringen. Deshalb hat der Kurator Andreas Pitz den thematischen Schwerpunkt weniger auf die Frage Krieg und Kunst, sondern eher auf den Aspekt „Kunst als Überlebensmittel“ gelegt und sich somit an das Jahresthema des Ernst-Bloch-Zentrums angeschlossen, das da lautet: „Bloch im Exil“.

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Vor allem die Jahre zwischen 1938 und 1947, die der Ludwigshafener Philosoph im Exil in den USA verbrachte, stehen dabei im Fokus. In dieser Zeit arbeitete er an seinem Hauptwerk, das den Titel „Das Prinzip Hoffnung“ trägt, und das die Geschichte der abendländischen Philosophie nach den Hoffnungsträgern in finsteren Zeiten befragt.

Etwas Ähnliches wie Bloch als Philosoph scheint sich der aus Syrien stammende Künstler Tammam Azzam vorgenommen zu haben, der die Ruinenlandschaften seiner Heimat mit epochalen Kunstwerken konfrontiert, so als bestünde die Hoffnung in dem Schönen und Erhabenen, das die Kunst uns bietet. Eindrucksvoll fällt hier ein Selbstporträt ins Auge, das Tammam Azzam nach seiner Ankunft in Deutschland geschaffen hat. Es handelt sich hierbei um eine Collage, die einen Menschen zeigt, der den Schrecken des Krieges entronnen ist, aber dennoch den Blick davon nicht abwendet.

Schwer getroffen vom Schicksal des Iran zeigt sich Parastou Forouhar, die auch persönlich zur Vernissage gekommen war. In einem bürokratisch verfassten Dokument stellt sie Nachfragen nach dem Schicksal ihrer Eltern, die vom iranischen Geheimdienst ermordet wurden. Dieses Dokument leitet zum Hauptkunstwerk der Ausstellung über, ein großformatiges Wandbild, in dem Forouhar in linear ornamentalem Stil Augenlandschaften gestaltet hat und so auf eindringliche Weise die Situation in ihrem Heimatland darstellt. Beobachtend, überwachend oder einfach nur neugierig sind die Augenpaare. Aber wer weiß, in welchen Kanälen, die visuell erfassten Informationen verarbeitet werden?

Fünfte Künstlerin ist die Südpfälzerin Madeleine Dietz. Sie bearbeitet Tonerde der heimischen Böden und setzt sie in Kontrast zu hartem Metall. Sperren und Eingrenzungen scheinen hier das Thema zu sein.

Freier Autor

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