Schon wieder tröpfelt es. Die dicken, grauen Regenwolken wollen in diesem Frühsommer einfach nicht vom Himmel verschwinden. Ich träume vom Urlaub im Süden. Doch der liegt derzeit in weiter Ferne. Auf vorgezogene Herbstdepressionen habe ich dennoch keine Lust. Also beschließe ich, den Sommer auf unsere Terrasse zurückzuholen.
Meine Idee: eine Palme für zuhause. Darunter oder zumindest daneben den bunten Liegestuhl. Und natürlich einen Cocktail. Ich frage bei Rainer Geyer nach, welche Anfängerpalme er mir empfehlen würde.
Der Spezialist bei der Baumschule Huben in Ladenburg rät mir zu einer Hanfpalme (Trachycarpus fortunei). „Die ist relativ unkompliziert“, meint er aufmunternd. Die Pflanze, die ursprünglich aus Asien stammt, fühlt sich inzwischen auch in den Alpen und den europäischen Küstenregionen wohl - vom Mittelmeer bis nach Irland.
Oder eben in hiesigen Gärten und auf Balkonien. „Was den Boden angeht, ist sie flexibel und mit Halbschatten kommt sie genauso gut klar wie mit Plätzen in der Sonne“, sagt Rainer Geyer. Damit ihre doch recht stattlichen Wedel nicht abknicken, ist allerdings ein windgeschützter Standort von Vorteil. Also würde sie sich in unserem Hof bestimmt wohlfühlen, freue ich mich.
Nur allzu lange Trockenheit kann die Hanfpalme nicht leiden, ebenso wenig Staunässe. „Und bei Frost muss man natürlich aufpassen“, mahnt der Experte. Bei ausgepflanzten Exemplaren dient in der kalten Jahreszeit eine zehn bis 20 Zentimenter dicke Mulchschicht im Wurzelbereich als Bodenschutz.
Vor allem aber gilt es, das Palmenherz zu schützen - also das Innere des Schopfes, wo sich die neuen Wedel bilden. „Die einfachste Möglichkeit dafür ist, die alten Wedel im Herbst nicht mehr abzuschneiden“, erläutert Rainer Geyer. Bindet man den Schopf zusammen, bilden diese anschließend als äußere Schicht einen natürlichen Schutz. Alternativ gibt es im Handel auch eine Vlieshaube mit Reißverschluss - ähnlich einem Wintermantel.
Wachsen Hanfpalmen im Kübel, ist es mit dem Frostschutz noch mal einfacher. Denn die Pflanzen können dann mit einer Sackkarre in ein helles, frostfreies aber kühles Winterquartier gefahren werden.
Doch schnell zurück in den Sommer: Noch pflegeleichter ist - laut Rainer Geyer - die Zwergpalme (Chamaerops humilis). Die ist besser für den Kübel geeignet, verträgt volle Sonne und kommt auch mit längerer Trockenheit gut zurecht. „Ausgepflanzte Exemplare müssen ab dem zweiten Jahr überhaupt nicht mehr gegossen werden“, sagt der Fachmann. Ihm gefällt vor allem die Unterart Chamaerops humilis Cerifera mit ihren blau schimmernden Fächerblättern. „Denn damit passt sie optisch gut neben ein Gewürzbeet, in dem Lavendel oder Salbei steht“, meint Rainer Geyer.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim „Mannheimer Morgen“ und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten und Begegnungen mit Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
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Die Chamaerops humilis Cerifera kommt mit pH-neutralem Boden gut klar. „Je höher allerdings der pH-Wert, umso höher ist der schöne Blauanteil der Blätter“, schwärmt der Experte, dem seine Begeisterung für Palmen richtig anzumerken ist. Die teile er mit vielen seiner Kunden. „Die Nachfrage wird immer größer“, erzählt der Ladenburger.
Er hält den Klimawandel, mit dem diese Pflanzen gut zurechtkommen, für einen der Gründe. Ich schaue wieder zum wolkenverhangenen Himmel. Meine Vermutung für die zunehmende Beliebtheit in diesem Jahr ist eine andere: Die Leute wollen wie ich den Sommer zurück und doch noch Urlaub unter Palmen machen.
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