Im Dahner Felsenland unterwegs (mit Podcast)

Unser Tipp für die Pfalz: Entschleunigung im Eselstempo

Maximilian Hafi lebt seinen Traum: Schon als Kind war er von Eseln fasziniert. Heute gibt er diese Begeisterung bei Eselwanderungen durch das Dahner Felsenland weiter.

Von 
Katja Bauroth
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Ein Herz und eine Seele: Maximilian Hafi mit einem seiner Großesel der Rasse Baudet de Poitou. © Julia von Fragstein

Dahn. „,Jonny, was ist denn los? Jetzt komm! Wir müssen da lang.‘ Jonny dreht die Ohren hin und her, doch sobald ich am Strick ziehe, macht er seinen Hals lang und stemmt die Vorderbeine in den Boden. Ich habe keine Chance.“

Diese Beschreibung von Autorin Lotta Lubkoll in ihrem der Spiegel-Besteller „Wandern, Glück und lange Ohren – Mit Esel Jonny zu Fuß von München bis ans Mittelmeer“ kennt auch Maximilian Hafi nur zu gut. Der gelernte Tierpfleger kann 13 Esel sein Eigen nennen, darunter zwei Poitou-Esel, eine aus dem Westen Frankreichs stammende und vom Aussterben bedrohte Großeselrasse. 

Schon als kleiner Junge haben Esel Maximilian Hafi begeistert. © Familie Hafi

Esel sind Hafis Welt. So machte sich der 27-Jährige vor einem Jahr mit „Pfalzesel“ in Dahn selbstständig und bietet nun unter diesem Label eine Menge rund um Esel an – von Wanderungen über Mehrtagestouren, Kindergeburtstage, Kuschelstunden bis hin zu Fotoshootings. Sogar sozialpädagogische Programme für Schulen und Teambuilding- sowie Führungskräftemaßnahmen für Unternehmen mit den Maultieren stehen im Portfolio.

Wie die Tiere Menschen schulen

Hinter allem verbirgt sich eine besondere Philosophie: Maximilian Hafi lädt auf kreative Weise Menschen jeden Alters ein, eine tiefere Verbindung zu den Tieren und zur Natur aufzubauen. Durch diese Erlebnisse fördert er soziale Interaktion. Gleichzeitig ermöglicht er durch die Tiere eine Entschleunigung im Alltag. Mehr noch: Hafi bringt Menschen dazu, durch den Umgang mit Eseln die eigene Sozialkompetenz auszuloten, sich in Geduld zu üben und auf andere einzugehen – in dem Fall eben den Esel.

Bei unserem Besuch an der Koppel hinter dem Sportpark in Dahn räumt Maximilian Hafi gleich mit zwei Vorurteilen auf: Esel würden zu Unrecht als „dumm“ und „stur“ bezeichnet werden. „Esel sind sehr intelligent. Sie sind für mich wie Kumpels, mit denen man sich gut verständigen kann. Man ist auf einer Wellenlänge“, macht der gebürtige Heidelberger mit marokkanischen Wurzeln deutlich, während im Hintergrund Eselsschreie durch das Wäldchen dringen. „Esel können uns Menschen sehr gut lesen. Und wenn man ein bisschen Erfahrung hat, dann kann man die Esel gut verstehen, das ist nicht schwierig.“ Esel als stur zu bezeichnen, sei oberflächlich: „Diese Tiere überdenken viel und können ziemlich gut Schlussfolgerungen ziehen. Sie sind Mitentscheider und gucken sich erst was an, bevor sie etwas tun. Wenn man als Mensch auf so ein Tier trifft, setzt eine gewisse Entschleunigung ein, weil man gezwungen ist, sich auf eine Art und Weise einzulassen. Man muss Kompromisse finden.“

Mehr zu Pfalzesel

  • Pfalzesel, Amselstraße 78, 66994 Dahn,  Telefon: (+49) 01794558832, E-Mail info@pfalzesel.de, www.pfalzesel.de (Koppel an der Eybergstraße 4; durch den Biergarten des Sportpark Dahns nach hinten laufen).
  • Am Sportpark-Restaurant gibt es einen Esel-Shop, in dem unter anderem Seifen aus Eselmilch, Wein aus dem Eselsdorf Eschbach, Stofftiere und natürlich Gutscheine erworben werden können.

Das bedingt gleichzeitig auch, dass bei einem Aufeinandertreffen von Mensch und Esel der Zweibeiner den Vierbeiner nicht aus dem Blick lassen darf. „Wenn man mit dem Esel läuft und kümmert sich nur um sich selbst, ist das Tier schnell im Busch und frisst. Denn Esel testen gerne aus. Man ist gezwungenermaßen damit konfrontiert, sich auf den Esel zu konzentrieren“, erklärt Hafi. Daher entscheiden auch die Esel selbst, ob sie bei Wanderungen mitgehen: Jene, die sich das Halfter umlegen lassen, sind dabei.

Besuch auf der Koppel: Maximilian Hafi mit einem seiner Esel.

© Katja Bauroth

So ist es übrigens auch beim Striegeln, Kraulen und Schmusen, das natürlich je nach Gusto der Kunden nach Eselwanderungen mit dazugehört oder sogar solo gebucht werden kann (ab 6 Euro): „Wenn der Esel zu dir kommt beziehungsweise nicht weggeht, mag er das Streicheln“, leitet Maximilian Hafi an.

Auf Kuschelkurs mit "Malika"

Ich probiere mein Glück beim Kleinsten auf der Koppel, dem einjährigen „Meris“. Der neugierige Wallach möchte eher auf Abstand bleiben. Mit „Malika“ (Jahrgang 2017) dagegen geht’s auf intensiven Kuschelkurs: Sie legt sogar ihre Schnauze auf meine Schulter und lässt sich ordentlich am Hals kraulen. Ihr graues Fell ist flauschig weich. „Sie ist eine selbstbewusste Dame, die jeden Weg mit einem beschreitet und die Aufmerksamkeit gerne für sich alleine hat“, nennt Hafi ihre Charakterzüge und animiert, ruhig etwas fester zu streicheln: „Sie muss merken, dass du keine Scheu hast.“  Ich stehe einige Minuten so innig mit „Malika“ auf Koppel. Es ist scheinbar für uns beide entspannend, nur dass sie ihre Entspannung durch Stillstehen und – wie es fast scheint – ein Lächeln ausdrückt. Dann nimmt sie ihren Kopf von meiner Schulter und widmet sich wieder dem Grasen. Ich bin irgendwie beseelt.

Die Autorin dieser Zeilen geht hier auf Kuschelkurs mit „Malika“, die von Maximilian Hafi den Beinamen „unsere Königin“ bekam. © Daniel Barchet

Maximilian Hafi kennt jeden seiner 13 Esel genau, weiß um ihre Eigenheiten. Doch wie kam es eigentlich zu dieser Eselliebe? „Schon mit zwei Jahren hatte ich meine erste Wanderung mit einem Esel namens ,Salomé‘. Mit meiner Familie haben wir oft in Südfrankreich Eselwanderungen gemacht. Allerdings fand ich schon damals mehr Gefallen daran, Esel zu führen, anstatt auf ihnen zu reiten.“ Übrigens: Seine Tierliebe hat er auch an seine zweieinhalbjährige Tochter Thea weitergegeben, die ihren Papa gerne auf die Koppel begleitet, die Esel streichelt und mit auf Tour geht.

Eselwanderungen sind eine ganz besondere Erfahrung für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. © Pfalzesel.de

„Der Kontakt zu den Langohren tut mir sehr gut. Sie machen mir immer wieder bewusst, wenn ich nicht in meiner Mitte bin und dementsprechend schlecht funktioniert dann auch alles. Dann heißt es durchatmen, runterfahren und nochmal probieren. Die Erfahrungen, die ich mit Eseln schon machen durfte, möchte ich daher gerne weitergeben. Außerdem ist mir Aufklärung und Verbreitung von Wissen in Bezug auf Esel sehr wichtig“, erläutert der Tierpfleger weiter.  

Ein Vergnügen für die ganze Familie

Und da die Esel unglaublich vielseitig sind, ist auch sein Angebot mit „Pfalzesel“ breitgefächert aufgestellt: Bei Familienausflügen oder Mehrtageswanderungen können die Tiere auch ein Gepäck tragen – „wir bleiben bei maximal 30 Kilogramm, auch wenn sie durchaus ein Fünftel ihres Körpergewichts schleppen könnten“.  Auf Zwei-, Drei- oder Vier-Stunden-Touren nimmt Maximilian Hafi seine Gäste mit ins Dahner Felsenland, führt sie etwa zum Lämmerfelsen und zum Ungeheuerfelsen, die spektakuläre Aussichten und gute Pausenmöglichkeiten bieten. Auf Wunsch wird an einer Pfälzerwald-Hütte gerastet und eingekehrt. Dabei erfahren die Gäste zum Beispiel, dass es unter Eseln keine Rangfolge gibt. Sie arrangieren sich zum Beispiel beim Futter. Hafi hat keine feste Futterzeiten bei seinen Tieren eingeführt, sondern platziert Heuballen. Hier wechseln sich die Langohren freundschaftlich beim Fressen ab.

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Für eine solche Eselwanderung braucht man keine Vorkenntnisse, nur wetterangepasste Kleidung und festes Schuhwerk. Individuelle Wanderungen für größere Gruppen gibt es ab 17 Euro pro Person. Kleine Touren laut Wochenangebot, das auf der Website pfalzesel.de zu finden ist, kosten pro Person 45 Euro mit Esel, größere Runden entsprechend mehr.

Doch auch da kann es mal passieren, wie es auch Autorin Lotta Lubkoll in ihrem Buch beschrieben hat. „Plötzlich bleibt einer der Esel vor einem Felsentor stehen und möchte nicht durch. Dann suchen wir gemeinsam eben einen anderen Weg drumherum“, beschreibt Maximilian Hafi eine schon dagewesene Situation und macht einmal mehr deutlich, wie besonders und entschleunigend doch die Begegnung mit den Langohren sein kann.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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