Porträt

Wie Laura aus Heidelberg ihre Liebe zu Mangas fand

Auf ihrem Instagram-Kanal _mangahana_ teilt Laura Wrede ihre Leidenschaft für Mangas. Doch wie kommt eine Heidelbergerin eigentlich zu den japanischen Kultcomics?

Von 
Anna Suckow
Lesedauer: 
Im Rücken ihre Schätze, neben sich ein Strauß frischer Blumen: Auf Instagram ist Laura als _mangahana_ unterwegs, zu Deutsch: Manga-Blume. © Laura Wrede

Heidelberg. Auf dem Tischen liegt ein Buchband, es warten Macarons, eine Tasse Kaffee steht daneben. Umringt wird das Szenario von frischen Rosen und Efeu. Eine Szene, in der man sich sofort wohlfühlt, sich niederlassen, das Buch aufklappen und los lesen möchte. Davon gibt es auf dem Instagram-Kanal von Laura Wrede unzählige. Als @_mangahana_ teilt sie ihre Liebe zu Mangas. Doch wie kommt eine Heidelbergerin eigentlich zu den japanischen Kultcomics?

Aus Liebe zum Papier

„Comics mochte ich schon immer“, erklärt die 28-Jährige im Gespräch. „Ich lese auch immer noch gerne das Lustige Taschenbuch“. Bei dem Videocall sitzt sie in ihrer Wohnung, hinter ihr Wände voller Buchrücken.  „Und ich bin jemand, der gern Papier mag.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.


Das gilt nicht nur für ihre Leselust, sondern ist beschreibend. Notizen und Briefe verfasst sie mit einem Füller, das erste, was sie morgens sieht, sind ihre Regale voller Bücher. Ihre Mangas stehen dort inzwischen in zwei Reihen. Manche leiht sie aus, doch lieb gewonnene Ausgaben und Reihen möchte sie besitzen. „Bei Mangas habe ich schon eine Sammelleidenschaft, das ist ein bisschen wie mein Schatz“, erklärt sie mit sanfter Stimme. Bei normalen Büchern dürfe auch schon mal ein Glas Saft nebenan umfallen, bei ihren geliebten Mangas sei das undenkbar.

Brachte das Schicksal sie zu ihrem Traumberuf?

Ursprünglich ist Laura gelernte Köchin, arbeitet nach der Ausbildung in einem Restaurant. Laura wird schwanger, bekommt einen Sohn.  „Nach der Babypause wollte ich nicht zurück in die Gastronomie – der Stress und Druck passen nicht zu meinem Wesen. “ Wer einmal in einer professionellen Küche über den Tellerrand geschaut hat, weiß, was dort für ein Ton herrschen kann. 
Sie arbeitet während der Elternzeit  als Packerin in einer Buchhandlung. Ihre Chefin fragte sie bald, ob sie nicht lieber eine Ausbildung bei ihr in der Fachbuchhandlung absolvieren will. Eine glückliche Fügung. Heute sagt sie, Buchhändlerin sei definitiv ihr Traumberuf.

Infos zu Laura und ihrem Account

Laura Sophia Wrede wurde 1993 in Leimen geboren. Heute lebt sie mit ihrem Mann und Sohn in Heidelberg.

Sie macht eine Ausbildung zur Buchhändlerin in einer Heidelberger Fachbuchhandlung.

Ihren Instagram-Kanal @_mangahana_ hat sie im Januar 2021 eröffnet, ihr folgen aktuell etwa 1000 Menschen. 

Nach eigenen Angaben liest sie etwa zwei Stunden pro Tag Mangas.

Manga (漫画) ist der japanische Begriff für Comics.

Sie sind meist in Schwarz-Weiß gehalten und werden entsprechend der traditionellen japanischen Leserichtung von „hinten“ nach „vorne“ und von rechts nach links gelesen.

Dort kommt sie auch zum ersten Mal mit Mangas in Berührung. „Kolleginnen haben mich reingezogen“, erzählt sie lachend „und mir mein erstes Manga namens ‚Devils Line‘ ausgeliehen“.

Viele teilen Vorurteile für diese Art der Literatur: Mangas sind nur was für Kinder oder es geht nur um Sex. Beides kann Laura Wrede mit einem Lachen verneinen.  Für sie öffnet sich ein völlig neues Universum. Sie fängt an, Japanisch zu lernen, beide Leidenschaften beflügeln sich. Noch, wirft sie aber ein, liest sie die Ausgaben in deutscher oder englischer Sprache. Die Jugendsprache der Comics ist schwerer zu verstehen, wird weniger in Lehrbüchern vermittelt.  „Es ist aber mein Ziel, Mangas original auf Japanisch lesen zu können.“

Mehr zum Thema

How to Manga

So vielfältig sind Mangas - Tipps für den Einstieg in japanische Kult-Comics

Veröffentlicht
Von
Laura Wrede
Mehr erfahren
"Pick Me Girl"-Lesung

Sophie Passmann in der Alten Feuerwache: Netzfeminismus im Endlevel

Veröffentlicht
Von
Anna Suckow
Mehr erfahren
Gemeindebücherei

150 Kinder leihen in neun Wochen 808 Bücher aus

Veröffentlicht
Von
Marco Montalbano
Mehr erfahren

Das Lesen ist eine Flucht aus dieser, hinein in eine andere Welt.  „Für jede und jeden ist eine Geschichte dabei“, versucht sie, die Faszination für diese Gattung zu erklären. Von Liebes-Romanzen über Fantasy hin zu Thrillern. Es gibt etwa das Genre Shōjo, das sich explizit an heranwachsende Mädchen richtet oder Shōnen Ai (auch Boys Love), in dem romantische Geschichten zwischen Männern im Fokus stehen – und hauptsächlich von Frauen gelesen werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Für Laura darf es gerne actionreich sein. Oder melancholisch-düster. Freut sie sich auf eine Fortsetzung, lässt sie schon mal alles stehen und liegen und liest im Gehen - entsprechend der traditionellen japanischen Leserichtung von „hinten“ nach „vorne“.

Erst Gute-Nacht, dann abtauchen in eine andere Welt

Dabei gilt eigentlich Entschleunigung. „Es gibt ein spezielles Ritual. Ich bringe meinen Sohn ins Bett, räume die Küche auf, koche Tee. Das Lesen wird zelebriert – und das Handy in dieser Zeit ignoriert.“ In einer guten Woche verschlingt sie dabei auch schon mal 13, 14 Bände. „Nach einem Arbeitstag schaffe ich aber höchstens einen“, wirft sie fast wehmütig ein.

Am 16. Januar 2021 beschließt sie, ihre Leidenschaft zu teilen. An jenem Samstag setzt sie ihren ersten Instagram-Post ab.  „Anfangs“, erklärt sie, „hatte ich Angst vor Hatern im Internet oder dass man seltsam angesehen wird.“ Doch ihre Sorge bleibt erst mal unbegründet. „Das Schöne an der Community ist, dass jeder angenommen wird; jeder darf lesen, was er oder sie mag, es gibt keine Urteile.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Die Idee zu ihrem Instagram-Name _mangahana_  hatte ihre Schwester: Hana bedeutet „Blume“ auf Japanisch. Und die zieht sich durch ihren Feed (ihre Bilder-Seite auf der Plattform). „Das Fotografieren ist der Teil, der mir inzwischen am meisten Spaß bereitet am Posten. Ich habe da inzwischen meine eigene Art gefunden.“ Ihre Bildsprache ist verspielt, auf den Instagramposts sind nie nur die Bücher zu sehen. Stattdessen werden liebevoll Blüten, Accessoires wie Tücher und Teegeschirr oder Gebäck drapiert. Rund 20 Minuten braucht sie dafür insgesamt. Bis der ganze Post inklusive ihrer Rezension fertig ist, hat sie etwa eine Stunde daran gearbeitet.

Als Manga-Influencerin würde sie sich selbst nicht bezeichnen. „Ich schreibe einfach nur über Sachen, die mir gefallen.“ Geinfluenced, also beeinflusst hat sie aber schon mal eine der wichtigsten Personen. Ihr sechsjähriger Sohn liest auch gerne Mangas.  

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen