Lebenslanges Lernen gehört, nach der Liebe zu meinen Liebsten, der Nächstenliebe, der unendlichen Suche nach Gott, dem Kampf gegen Dumm- und Bosheit, der Weltrettung und meiner Entwicklung hin zu einem besseren Menschen, zu meinen erklärten Lebenszielen. Schließlich stimme auch ich, obwohl mir Schubert lieber ist, beim Hit der Münsteraner Jungs von Alphaville in den Refrain ein, wenn er im Radio läuft: „Forever young, I want to be forever young.“
Das haben nun leider auch die als Headhunter maskierten kleinen Zwerge in den bösen Algorithmen mitbekommen. Sie bombardieren mich mit irrsinnigen Jobangeboten. Wie Hansi Flicks Katastrophenkicker-Clique hat auch mein E-Mail-Postfach längst bedingungslos kapituliert. Die bombardieren aber einfach weiter. Vielleicht sind das Russen. Manche von den Angeboten sind okay. Andere weniger. Wieder andere kurios.
Die als Headhunter maskierten kleinen (russischen) Zwerge in den bösen Algorithmen meinen beispielsweise, ich solle mal ein Praktikum bei Porsche machen.
Die als Headhunter maskierten kleinen (russischen) Zwerge in den bösen Algorithmen meinen beispielsweise, ich solle mal ein Praktikum bei Porsche machen. Ich glaube, die haben mich mit Bela verwechselt. Der könnte da nicht ablehnen. Einmal im Mutterschiff sein. Ein Traum auf vier Rädern: „Praktikant (m/w/d) Kommunikation & Events Porsche Museum, Porsche AG, Stuttgart: Gehören Sie zu den ersten 18 Bewerber:innen“, heißt es.
Wie kommen die auf mich? Die wissen, dass mein Kumpel Bela Porsche fährt und ich in Stutengarten geboren bin, wo meine Sippe sitzt. Okay. Aber Leute: Aus dem Praktikantenalter bin ich nun mal raus. Vergesst es. Außerdem stehe ich auf Fahrräder. Porsches lassen mich kalt wie alle Germany’s Next Top Models auf einmal.
KI sind Sklaven des Menschen. Und da muss ich fragen: Kann, wer sich ohne Gewaltandrohung zum Sklaven des schrecklichsten Wesens auf der Erde macht, intelligent sein?
Also ich glaube nicht an Künstliche Intelligenz. Ich glaube allenfalls daran, dass das Computer-Modell 911 Turbo S in kürzerer Zeit als der Mensch komplexe Dinge errechnen, recherchieren und dann irgendwas deichseln kann, was wir bewundern. Deswegen, rede ich mir ein, braucht der Mensch auch keine Angst vor KI zu haben. KI sind Sklaven des Menschen. Und da muss ich fragen: Kann, wer sich ohne Gewaltandrohung zum Sklaven des schrecklichsten Wesens auf der Erde macht, intelligent sein? Ich meine: Die können nicht mal Fußball spielen – oder Flaschendrehen. Ich sehe auch keine KI, die morgens verkatert sagt: Hey, nach ’nem Kaffee und’ner Zigarette setz’ ich mich hin und verarbeite die Erlebnisse der vergangenen Nacht zu einem tollen Rocksong.
Wir leben schon in einer seltsamen Welt. Wir sind regiert von elektrischen Kästchen mit Mattscheiben, die uns (Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge) in Deutschland durchschnittlich 315 Minuten täglich beschäftigen. Das sind fünf Stunden! Und 15 Minuten! Nur gearbeitet und geschlafen wird in Deutschland mehr. Von einigen zumindest.
Ich glaube, ich bewerbe mich einfach mal auf die Praktikumsstelle bei der Bahn. Der Vorteil älterer Praktikanten soll ja sein, dass sie aufgrund der enormen Lebenserfahrung besser Kaffee kochen können. Ein bisschen mehr Koffein kann bei der Bahn schließlich nicht schaden.
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