Der neue Film

Liam Neeson als Frank Drebin Jr.: Die nackte Kanone kehrt zurück

Regisseur Akiva Schaffer bringt ein Remake von „Die nackte Kanone“ mit Liam Neeson als Frank Drebin Jr. auf die Leinwand. Das erwartet das Publikum.

Von 
Gebhard Hölzl
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Mit Schulmädchenrock und rot gepunkteter Unterhose beim Banküberfall: Liam Neeson als Frank Drebin Jr. in „Die nackte Kanone“. © picture alliance/dpa/Sony Pictures

Wien. Akiva Schaffer hat sich an ein Reboot der legendären „Die nackte Kanone“-Reihe gewagt, mit Liam Neeson als Polizist Frank Drebin Jr.. 1988 avancierte sein Vorgänger weltweit zum Kultkomiker: Leslie Nielsen, geboren 1926 in Kanada, gestorben 2010 im US-Bundesstaat Florida. Seit Mitte der 1950er-Jahre war er im Filmgeschäft tätig, als solider Nebendarsteller.

Durchgestartet ist er schließlich in den Komödien des sogenannten ZAZ-Trios, bestehend aus Jim Abrahams, David Zucker und Jerry Zucker, die gemeinsam Regie und Drehbuch verantworteten. In „Kentucky Fried Movie“ (1977) oder „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ (1980) war er zu sehen, ehe er in „Die nackte Kanone“ die Rolle seines Lebens fand. Als Chaos-Cop Drebin, der auch in „Die nackte Kanone 2 1/2“ (1991) und „Die nackte Kanone 3 3/4“ (1994) im Kommissariat von Los Angeles für Turbulenzen sorgte.

Jede Menge augenzwinkernder Verbeugungen vor dem Original

Nun also das Remake gleichen Namens. Mit Liam Neeson („Obi-Wan Kenobi“), der als Frank Drebin Jr. das Erbe seines Papas antritt, eine Sonderabteilung der Polizei leitet und nichts weniger tut, als die Welt zu retten. Mit dem entsprechend versierten Akiva Schaffer („Saturday Night Live“) als Regisseur und nach einem Skript von Schaffer, Dan Gregor und Doug Mand, die als Autoren von „How I Met Your Mother“ (2005 – 2014) maßgeblich zum Erfolg der Hitserie beigetragen haben.

Wer eine richtige, sprich stringente, Story erwartet, wird enttäuscht. Wie schon bei den erfolgreichen Vorgängerfilmen ist eine atemlose Spaß-Parade angesagt. Drei Lacher pro Minute hat sich die ZAZ-Truppe einst angeblich zum Ziel gesetzt. Dieser Vorgabe haben sich ihre Adepten wohl verpflichtet gefühlt. Mit jeder Menge augenzwinkernder Verbeugungen vor dem Original. Etwa wenn der Held – bekleidet mit kurzem Schulmädchenrock und rot gepunkteter Unterhose – bei einem Banküberfall von einer Geisel gefragt wird, wer er denn sein. Antwort: „Frank Drebin. Spezialeinheit“. Dann wendet er sein Gesicht in die Kamera und ergänzt: „Die neue Version“.

„Baywatch“-Babe Pamela Anderson tritt auf den Plan

Einen Mord gilt es unter anderem aufzuklären. Eine gewisse Beth Davenport in Person von „Baywatch“-Babe Pamela Anderson tritt auf den Plan, äußert gegenüber dem wackeren Lieutenant den Verdacht, dass ihr Bruder ermordet wurde. „Nehmen sie sich einen Stuhl“, bittet er die im engen weißen, die Figur betonenden Kleid steckende Frau. Eine klassische Femme fatale im Gefolge von Rita Hayworths „Gilda“, schicke Mütze, Sonnenbrille …, bekannt aus Hollywoods „Schwarzer Serie“, der er sofort verfällt. Diese tut wie ihr geheißen. Zieht den Stuhl an sich, verlasst damit den Raum. Grober, derber Klamauk.

Liam Neeson – Rebell und Göttervater

1,93 Meter ist er groß, hat eine Holzfällerstatur – dazu passt, dass er als Gabelstaplerfahrer und Amateurboxer tätig war: Liam Neeson. Doch die im Kontrast dazu weichen Augen verraten, dass er eher den schönen Künsten zugetan ist, Theater gespielt hat und am Broadway („Anna Christie“) aufgetreten ist.

1981 debütierte er als Sir Gawain in John Boormans „Excalibur“ , der Durchbruch gelang 1993 mit dem Oscar-nominierten Titelpart in Schindlers Liste“ .

Vielspieler Neeson – in knapp 200 Parts war er schon zu sehen –, 1952 in Nordirland geboren, überzeugt in urständigen Rollen, etwa als IRA-Mann Michael Collins (Coppa Volpi auf den Filmfestspielen Venedig 1996) oder schottischer Rebell Rob Roy , doch auch als Jedi-Ritter (Star Wars – Episode 1“ ), Ex-CIA-Agent („96 Stunden“ ), Sexualforscher („Kinsey“ ) oder Zeus („Zorn der Titanen“ ) macht der „Hannibal“ des „A-Team“ eine gute Figur.

Während Goldene-Kamera-Preisträger William John Neeson, Ex-Freund von Helen Mirren, 2009 für Atom Egoyan im Thriller „Chloe“ vor der Kamera stand, verunglückte Ehefrau Natasha Richardson („Nell“) , die er 1984 bei den Dreharbeiten zur Miniserie „Ellis Island“ kennengelernt und 1994 geheiratet hatte, bei einem Skiunfall tödlich. Der Beziehung entstammen zwei Söhne . geh

Unter die Gürtellinie wird – mit abgerissenen Armen!- geschlagen, mit sexuellen Anzüglichkeiten gespielt. Zig Versatzstücke bekannter Polizei-, Kriminal- und Gangsterfilme sind vorhanden. Sirenen sind zu hören, Blaulichter rotieren, es wird geschossen und geprügelt. Hart geht Drebin zur Sache. So hart, dass die Schurken, die er verhaftet hat, auf der Intensivstation landen. Dafür wollen sie die Stadt verklagen, wie Polizeichefin Davis (CCH Pounder) ihrem Untergebenen wütend eröffnet. Der zeigt sich gänzlich unbeeindruckt: „Seit wann müssen sich Cops an das halten, was im Gesetz steht?“.

Schützenhilfe bekommt er vom Kollegen Ed (Paul Walter Hauser), seines Zeichens Sohn von Captain Hauser, den 1988 George Kennedy verkörperte und dessen Konterfei neben dem von Nielsen die Ahnenwand des Polizeipräsidiums ziert.

Ein Springen von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen

Ein launiger Coup, zitatenreich – von Michael Manns „Heat“ bis zu den „MIssion: Impossible“-Actionern – und vorhersehbar. Autos werden geschrottet, darunter auch das erste vollautomatische Fahrzeug der Spezialeinheit, das per Sprachbefehl gesteuert wird. Cool, findet Drebin, amerikanischer Wiedergänger des französischen Inspektor Clouseau (Peter Sellers). Dass das nicht gut gehen kann, versteht sich von selbst – und führt zu einem Gefängnisausbruch, bei dem auch Hannibal Lecter – zu erkennen an Beißschutz und Zwangsjacke – frei kommt.

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Ein Springen von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen, Schenkelklopfer nonstop. Temporeich und erfreuliche knackige 85 Minuten kurz. Mit sichtbarem Spaß ist der in den letzten Jahren zum Haudegen mutierte, inzwischen 73-jährige Neeson bei der Sache. Dumme Sprüche hat er ebenso drauf wie ausgefeilte Kampftechniken, zur Not beißt er schon mal einem Ganoven die Waffe aus der Hand und verspeist diese genüsslich. Sicherlich nicht jedermanns Sache, für Fans grobmotorischer Unterhaltung jedoch Pflicht. Ob diese Art von Entertainment jedoch im 21. Jahrhundert noch auf breiter Ebene zieht, muss sich noch herausstellen.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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