Kommentar 9-Euro-Ticket wird unvergessen bleiben

Diana Zinkler sieht im 9-Euro-Ticket einen großen Erfolg, den die Bundesregierung unbedingt fortführen sollte

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Diana Zinkler
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Wenn der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket Ende des Monats auslaufen, wird der Effekt, den beide Subventionen hatten, rasch verpuffen, so schätzen viele Experten. Doch erinnern wird man sich an diesen Sommer noch lange.

Vielleicht nicht so sehr an den Tankrabatt, aber auf jeden Fall an das 9-Euro-Ticket. Während der Tankrabatt zunächst vor allem bei den Mineralölkonzernen ankam, sanken ab Mitte Juni die Preise für Sprit merklich. Doch ab 31. August wird die gesenkte Energiesteuer auf Benzin und Diesel wieder steigen und damit auch sicher die Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher.

Drei Monate lang unterstützte die Bundesregierung die Autofahrer und schützte ihr Portemonnaie. Auch wenn dieses Entlastungsgeschenk gerade für viele Grüne nicht leicht zu rechtfertigen war. Was bleibt, ist nun die Debatte über die Gewinne der Minerölkonzerne. Schon klar ist: Die Tankpreise werden wieder steigen.

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Das 9-Euro-Ticket wird hingegen unvergessen bleiben, denn allein im Juni besaßen mehr als 30 Millionen Menschen die Fahrkarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Verkehrsminister Volker Wissing von der FDP lobte das Ticket bereits als großen Erfolg. Studien attestieren der Aktion einen fast 100-prozentigen Bekanntheitsgrad. Auch wenn Forscher sagen, dass das Ticket nur wenige Autofahrer von der Straße in die öffentlichen Verkehrsmittel gelockt hat, ist es dennoch ein Riesenerfolg.

Wer weiß, vielleicht wären doch noch mehr Menschen auf Schiene, Bus oder Tram umgestiegen. Doch die große Bilanz der Bundesregierung und viele Forschungsprojekte zum 9-Euro-Ticket werden erst noch veröffentlicht.

Vor allem hat das 9-Euro-Angebot der umweltfreundlichen Bahn viele neue Fahrgäste beschert und eine gesamtgesellschaftliche Mobilität garantiert, die auf eine Art sehr gerecht ist. Viele Menschen hätten sich im Sommer die Fahrt an die Ostsee sonst nicht leisten können. Punks auf Sylt, das war vielleicht nicht allen recht – aber Beleg einer Gesellschaft, die allen Schichten Zugang zu einer der schönsten Inseln des Landes bietet.

Schon jetzt wünschen sich viele Deutsche, dass das billige Ticket bleibt. Schlagworte wie Umverteilung, soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und eine bessere Zukunft bestimmen die Debatte, Demonstrationen und bundesweite Aktionstage in vielen Städten sind angekündigt. Der Ruf nach dem „9-Euro-Weiterfahren“ ist laut und hat schon viele Anhänger gefunden.

Die Bundesregierung wäre gut beraten, diese Begeisterung für ein politisches Instrument mitzunehmen und für sich zu verbuchen, indem sie etwas Vergleichbares anbietet. Das 9-Euro-Ticket könnte ein ähnlicher Erfolg werden wie das Elterngeld, das die Situation für Familien, Frauen und Männer mit Kindern erheblich verbessert hat. Auch das Elterngeld ist am Ende eine Subvention, die für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft gesorgt hat.

Die Rechnung für die gestiegenen Energiepreise kommt ohnehin am Ende des Jahres, da ist der Tankrabatt längst vergessen. Wenn bei den Bürgerinnen und Bürgern die Abschlussrechnungen auf dem Tisch liegen. Die Ersparnisse aus dem Tankrabatt sind dann längst verfrühstückt. Man darf fragen, was der Spritpreisnachlass gebracht hat.

Beim 9-Euro-Ticket fällt die Antwort eindeutig aus: Das Bewusstsein für umweltbewussten Transport und ebensolche Mobilität ist in den letzten drei Monaten massiv gewachsen. Bei Autofahrern wird es hingegen nur eine Erkenntnis geben: Autofahren ist noch teurer geworden.

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