Ein Mensch ist tot. Da wollte eine 84-jährige Rentnerin die Ketscher Landstraße in Schwetzingen überqueren, hat offensichtlich alles richtig gemacht, an der Fußgängerampel den Knopf gedrückt und war bei Grün losgegangen. Ihr Fahrrad hat sie noch ordnungsgemäß geschoben. Da kommt ein Mercedes-Bus der Polizei und fährt bei Rot über die Ampel, erfasst sie – die Frau stirbt noch während der Bemühungen der Notärzte vor Ort. Das Risiko eines solchen Unfalls ist immer da und wahrlich niemand macht das mit Absicht. Ich kann mir gut vorstellen, wie schlimm das für den Unfallfahrer ist.
Aber leider muss man eines sagen: Schon wieder hat die Pressestelle des Polizeipräsidiums Mannheim mehr verschwiegen als bekannt gegeben. Und das könnte ein Muster sein, denn wie schon beim Toten vom Mannheimer Marktplatz handelt es sich um einen Angestellten aus den eigenen Reihen. Da sagt man kein Detail zu viel – um zu schützen.
Dabei wäre das Gegenteil richtig. Schon am Mittwoch stand fest, dass es sich um einen Mitarbeiter in Zivilkleidung handelte, es war klar, wer die Frau ist und wie alt sie war. Die Ursache konnte sicherlich schnell ermittelt werden, immerhin konnte ja der eigene Mitarbeiter befragt werden und direkt nebenan ist ein reges Hin und Her am Wohnmobilstellplatz. Falsch war, dass die Pressestelle nicht mal schrieb, dass es an der Fußgängerampel passierte, seltsam auch, dass kein Wort zum Hergang verlautbart wurde, aber trotzdem kein Zeugenaufruf erfolgte, um den Vorfall aufzuklären.
Das spricht nicht für Transparenz. Das weitere Vorgehen am Tag danach setzt dem noch die Krone auf: Nicht wie sonst üblich wurde nach Klärung eine Pressemitteilung an alle versendet, sondern nur die dpa durfte exklusiv die Ursache vermelden – wohl auch, weil wir zu kritisch nachgefragt haben. Nirgends ist ein Wort des Bedauerns zu lesen. Im Gegenteil, lieber legt man Wert darauf, dass ja kein Polizeibeamter, sondern „nur“ ein Angestellter am Steuer saß. Die Angehörigen der Toten haben davon nichts.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Ein Mensch ist tot
Chefredakteur Jürgen Gruler kritisiert die Informationspolitik der Polizei nach dem Verkehrsunfall in Schwetzingen, bei dem eine Radfahrerin gestorben ist.