Gibt es ein schöneres Gefühl, als ein durchdachtes und liebevolles Geschenk zu erhalten!? Vielleicht schon, nämlich ein solches zu schenken. Beide Gefühle sind zumindest bei mir selten. Wenn ich zu einem Geburtstag eingeladen werde, löst die Frage nach einem Geschenk regelmäßige Anfälle von Schnappatmung aus. Wenn ich selbst Geburtstag feiere, fordert das Aufreißen des Geschenkpapiers vollste Konzentration. Ich bin dann hauptsächlich damit beschäftigt, keine Gesichtsentgleisungen zuzulassen, um meinem Gegenüber nicht zu signalisieren, dass ich das Geschenk nicht wertschätzen kann.
Lange Rede, kurzer Sinn: Geschenke sind nicht mein Ding. Noch schlimmer ist das Ganze an Weihnachten. Da brauche ich nicht nur Geschenke für die gan-ze Familie, sondern muss mich auch über sehr viel mehr Geschenke freuen. Na ja, das war zumindest mal so, denn auch meine Familie hat sich – wie der Freundeskreis in Schwetzingen – dazu entschieden, dieses Jahr etwas Neues auszuprobieren: zu spenden, anstatt zu schenken.
Seit dem vergangenen Jahr steht an Weihnachten eine kleine unscheinbare Blechbüchse auf dem Holztisch im Esszimmer, mit der Aufschrift „Spendenkässle“. Das Gesammelte, eine deutlich höhere Summe als ich gedacht hatte, kam der örtlichen Kinderklinik zugute. Dort freuten sich die Verantwortlichen rührend. Und so kann meine Familie aus der lästigen Geschenkespirale aussteigen und das Schenken wieder traditionell nutzen – um Freude zu verbreiten. Also, wie wäre es mit einem Denkanstoß? Bereitet das Schenken bei Ihnen in der Familie noch Freude? Falls Sie zugeben müssen, dass es, wie es in meiner eigenen Familie der Fall ist, eher zum lästigen Kapazitätenfresser geworden ist, dann könnte das Spenden den eigentlichen Sinn des Schenkens wieder in Ihr Herz bringen – den Mitmenschen etwas Gutes tun.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Eine wirkliche Freude bereiten
Noah Eschwey findet die Idee des Spendens sehr reizvoll