Gemeinderatswahl: Das macht mir Angst

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Ralf Strauch
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Das verschlägt schon den Atem: Eine Partei, die kaum Öffentlichkeitsarbeit betrieben hat, um ihre politischen Ziele für die Kommune vielen Bürgern vorzustellen, holt aus dem Stand bei ihrer Premiere drei Sitze im Gemeinderat. Dieser Zaubertrick ist der Alternative für Deutschland (AfD) unter der Führung von Ralf Jochen Meyer gelungen. Allerdings wurde der deutlichere Sieg bei der Europawahl auf kommunaler Ebene nur abgeschwächt erreicht.

Heftig abgewatscht – höchstwahrscheinlich wegen bundespolitischer Themen – wurde die Grüne Liste im Brühler Gemeinderat, die zwei Sitze abgeben musste.

Nach dem Ergebnis der Europawahl blickten viele Kommunalpolitiker – und nicht nur sie – auf das Viertel der Wähler, die sich da im Bereich der sogenannten sonstigen Parteien wiederfanden. Einer bundesweiten Umfrage zufolge waren das vor allem die Jugendlichen und älteren Erstwähler. Sie hatten bei der Gemeinderatswahl nur noch sechs politische Gruppen für ihre Kreuze. Und das führte zu einem prozentual geringeren Anteil der AfD-Stimmen.

Erschreckend war allerdings das Verhalten mancher Bürger in den Wahllokalen. Helfer berichteten, dass die Stimmung noch nie zuvor so gereizt gewesen sei. Weil es neue Zuschnitte zu den Wahllokalen gab und einige von ihnen ihre Benachrichtigung nicht gelesen hatten, gingen sie zu den nicht mehr vorhandenen Wahllokalen, in die sie schon immer gegangen sind. Andere besuchten die Lokalität ihrer Wahl – das war nicht immer die ihnen zugewiesen – und pochten auf ihren vermeintlichen, aber wahlrechtlich falschen Anspruch zur Stimmabgabe an dieser Stelle. So kam es zu Beschimpfungen und vereinzelten Vorwürfen, die Wahl sei ja eh manipuliert – aller Öffentlichkeit bei Abgabe und Auszählung der Stimmen zum Trotz. Es gab vielleicht schon immer Zweifler an der Demokratie, aber noch nie äußerten so viele ihre kruden Theorien so offen wie diesmal. Das bereitet mir, der ich an die Demokratie glaube, Angst und erinnert mich an Trump. Diese Denkweise sorgt nicht für ein Miteinander, sondern für ein Gegeneinander!

Redaktion

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