Kommentar Im deutschen Nachwuchseishockey müssen unbequeme Wege gegangen werden

Nicht wenige in der Eishockeyszene sorgen sich gerade um die Zukunft des deutschen Nachwuchseishockeys. Philipp Koehl plädiert deshalb dafür, die Probleme an der Wurzel zu packen und unbequeme Wege zu gehen

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Philipp Koehl
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Im deutschen Eishockey herrscht große Aufregung. Wie sollen Ligen, Clubs, Spieler, Funktionäre und Verbände mit dem neuen Einbürgerungsgesetz umgehen? Dass sich ausgerechnet der Eishockeysport diese Frage stellt, während aus der Fußball- oder Handballecke kaum ein Ton zu vernehmen ist, ist kein Zufall. Das deutsche Eishockey leidet seit jeher unter dem Mangel an selbst ausgebildeten, qualitativ den Ansprüchen genügenden Spielern.

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Ein neues Gesetz und seine möglichen Auswirkungen auf das Eishockey - große Sorgen um Nachwuchs

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Lösungsvorschläge gibt es genug. Wie so häufig hapert es aber an einer konkreten Umsetzung. Die einen wollen ein Gentlemen’s Agreement, um die in Deutschland geborenen und ausgebildeten Spieler zu schützen, andere erst einmal die tatsächlichen Auswirkungen abwarten. Zu Letzteren zählt auch die Deutsche Eishockey Liga (DEL), die laut jüngsten Aussagen bei diesem Thema nicht in Aktionismus verfallen möchte. Das muss sie aus ihrer Sicht auch nicht. Denn das Eishockey in Deutschland boomt wie noch nie. Die Liga steuert unaufhaltsam auf einen Zuschauerrekord zu, die eigenen Zahlen stimmen – alles gut.

Der Deutsche Eishockey Bund (DEB) beschäftigt sich laut eigener Aussage indes intensiv mit der Thematik und prüft die möglichen Konsequenzen der zu erwarteten Einbürgerungen. Viel mehr als ein Appell an die Vereine „Ausbilden statt Einbürgern“ war bisher aus der Zentrale in Füssen jedoch noch nicht zu vernehmen.

Deshalb muss das Problem an der Wurzel gepackt werden und die Vereine in Zukunft vermehrt so gut ausgebildete Spieler hervorbringen, die den eingedeutschten Akteuren mindestens das Wasser reichen können.
Philipp Koehl

Deshalb muss das Problem an der Wurzel gepackt werden und die Vereine in Zukunft vermehrt so gut ausgebildete Spieler hervorbringen, die den eingedeutschten Akteuren mindestens das Wasser reichen können. Thema Leistungsprinzip. Doch dafür sind umfangreiche wie zeitaufwendige Reformen in den Nachwuchsligen unumgänglich. Und zwar schon ab der U 15. Denn in den einzelnen Ligen herrscht das reinste Chaos. Zu viele Mannschaften haben zu viele Spiele gegen leistungstechnisch unterschiedlich starke Gegner. Die Spielrunden sind unnötig verkompliziert.

Die Folge: Es kommen nicht selten Spielergebnisse mit zweistelliger Differenz zustande. Das ist weder für die verlierende noch für die gewinnende Mannschaft zielführend. Stattdessen sollte man von den großen Eishockeynationen lernen. Also mehrere, kleinere Ligen einführen, die nicht nur dem jeweiligen Leistungsstand des Teams gerecht werden, sondern auch eine bessere Terminplanung ermöglichen. Dafür müsste man unbequeme Entscheidungen treffen – nicht gerade eine Stärke im deutschen Eishockey.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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