Sie macht einen schon ein bisschen sprachlos, die Nachricht aus Freiburg. Kinder sollen demnächst in den Schulen und Kitas der Stadt nur noch vegetarisches Essen bekommen. Das hat der Freiburger Gemeinderat beschlossen – und das auch noch mit großer Mehrheit. 27 Mitglieder stimmten dafür, 14 dagegen. Ein in Deutschland bisher einzigartiger und gleichzeitig merkwürdiger Beschluss.
Denn die Begründung ist eigentlich unfassbar! Der Gemeinderat glaubt nicht etwa, vegetarische Ernährung sei gesünder. Man hat auch nicht so entschieden, weil es mittlerweile zu viele verschiedene Ernährungsrichtungen unter den Schülern und Schülerinnen gibt. Oder weil die Versorgung mit einem Mittagstisch, der allen Ansprüchen gerecht wird, zu kompliziert geworden ist. Wäre ja eine Überlegung!
Denn es gibt muslimische Kinder, die essen in der Regel kein Schweinefleisch. Jüdische Kinder auch nicht, und wenn sie sich koscher ernähren, wird es gleich noch komplizierter. Dann gibt es Kinder mit Allergien, die dürfen keine Milchprodukte, andere kein Weizen zu sich nehmen. Andere wiederum sind schon in jungen Jahren Veganer oder Vegetarier oder Ovo-Lacto-Vegetarier (sie essen kein Fleisch, aber Milch und Eier).
Also, es gibt da schon viele Unterschiede im Speiseplan der Kinder, die so einen Beschluss zumindest mal überlegenswert machen. Aber weit gefehlt, darum geht es dem Gemeinderat nicht. Es geht ums – Geld!
Man will sparen, gleichzeitig aber den Preis für das öffentliche Mittagsessen erhöhen. Und diese Überlegung ist doch ein einigermaßen großer Skandal! Alle Studien zum Thema Chancengleichheit und gesunder Ernährung belegen, wie wichtig es für die Kinder ist, wenigstens einmal am Tag ein vollwertiges Essen zu bekommen. Gerade hat Foodwatch noch angemahnt, dass die Inflation zur Mangelernährung bei Kindern führen kann. So ein Essen gleicht soziale Unterschiede aus und garantiert, dass auch das Kind aus einer armen Familie an Werktagen ein gutes Essen bekommt. Ob das Kind Fleisch essen möchte oder nicht, das sollte es selbst entscheiden dürfen. Aber für die Kinder, für die so ein Teller sonst nicht drin ist, ist er entwicklungs- und überlebenswichtig.
Der Mittagstisch an Schulen sollte als Einsparungsmöglichkeit einer Stadt unantastbar sein. So ein Beschluss zeigt, welchen Wert die Stadt Freiburg der Entwicklung ihrer Kinder beimisst.
Der Deutsche Kinderschutzbund pocht darauf, die Kinderrechte ins Grundgesetz zu schreiben. So dass bei jeder Entscheidung, bei jedem neuen Gesetz oder Beschluss die Kinderrechte mitgedacht und überprüft werden müssen.
Der Freiburger Beschluss würde dieser Prüfung nicht standhalten können. Es ist eine Verordnung gegen Kinder! Gegen eine gesunde körperliche Entwicklung und gegen die Bildung eines freien Willens. Dieser Beschluss ist eigentlich so weltfremd und unwissenschaftlich, dass man sich fragen muss: Gibt es nicht doch andere Gründe dafür, Fleisch aus dem Speiseplan zu streichen?
Vielleicht ist es am Ende doch die Entscheidung ideologischer Vegetarier im Gemeinderat? Die ihren Lebensstil zum einzig richtigen erklären – und das scheinbare Geldargument vorschieben, um so ihre Interessen durchzusetzen und allen Kindern Freiburgs einen vegetarischen Lebensstil vorzuschreiben?
Eines lässt sich nach dieser Entscheidung zweifellos feststellen. Die schöne Stadt Freiburg hat ein neues Alleinstellungsmerkmal. Oder wache ich morgen früh auf – und das alles war vielleicht doch nur ein Vorgang in der Stadt Schilda und alles nur ein Schildbürgerstreich?
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-kein-fleisch-in-schulmensen-das-ist-falsch-gespart-_arid,2009013.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Kein Fleisch in Schulmensen? Das ist falsch gespart!
Diana Zinkler ist empört darüber, dass Freiburg aus Kostengründen Fleisch beim Schulessen verbietet und nennt das einen Schildbürgerstreich