Heilbronn/Mannheim. Zugegeben: Auf den Plänen für den Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) in Heilbronn wirkt alles beeindruckend. Die markante Kreisform des Campus, die Gebäude mit ihren Glasfassaden. An blühenden Feldern spielen Kinder mit Pflanzrobotern. Flugtaxis schwirren umher. „Das KI-Quartier der Zukunft“, „Globale Heimat für eine vom Menschen entwickelte Künstliche Intelligenz“, „Baden-Württemberg will in die Weltliga der KI“ – die Initiatoren sparen nicht mit Superlativen. Ausgerechnet das unscheinbare Heilbronn, eine Stadt mit rund 130 000 Einwohnern, soll das neue KI-Zentrum Deutschlands werden.
Die Dieter Schwarz Stiftung beweist Vertrauen in den Standort und verbreitet Aufbruchstimmung in einer Zeit, in der die heimische Wirtschaft eher für schlechte Nachrichten sorgt. Aber: Teuere, imposante Gebäude allein sind kein Erfolgsgarant. Da muss schon mehr zusammenpassen.
Gegenseitige Einblicke in die Forschung sind essenziell
Zunächst ist es clever, von Anfang an die Bevölkerung mit ins Boot zu holen. In den bereits fertig gestellten IPAI Spaces können sich Bürgerinnen und Bürger mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzen. Diese Technologie benötigt gesellschaftliche Akzeptanz, zumal sie in alle wichtigen Lebensbereiche hineinspielen und sie verändern wird.
Deutschland ist stark in KI-Forschung – aber noch recht schwach, Geschäftsmodelle daraus zu entwickeln. Deshalb sollen im IPAI die richtigen Menschen und die richtigen Ideen zusammengebracht werden. Dabei reicht es nicht, wenn Experten Tür an Tür arbeiten oder gemeinsam in das schicke IPAI-Restaurant zum Mittagessen gehen. Vielmehr müssen sie sich gegenseitig Einblicke in ihre Forschung gewähren. Ein Unternehmen muss Lösungen liefern, mit dem ein anderes Unternehmen weiterarbeitet. Ohne das wird es nicht gehen.
Große Namen wie SAP, Porsche und Würth sind bereits am Start. Dem Innovationspark wird also einiges zugetraut. Das hilft, Fachkräfte nach Heilbronn zu holen. Überschwänglich verkündet worden ist übrigens auch die Partnerschaft mit Aleph Alpha. Das Heidelberger Start-up gilt als deutsche KI-Hoffnung schlechthin. Doch zur Wahrheit gehört: Aleph Alpha mitsamt der ganzen Branche muss erst noch beweisen, dass sie die gewaltigen Investitionen in KI-Technologie wieder einspielen kann. Und dass vom IPAI mehr bleibt als nur imposante Bauten.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar KI-Campus in Heilbronn ist ein wichtiges Signal
Der geplante Innovationspark Künstliche Intelligenz verbreitet Aufbruchstimmung. Aber: Teuere, imposante Gebäude allein sind kein Erfolgsgarant, meint Alexander Jungert. Ein Kommentar