Aufgeschnappt Kirschblüte in Schwetzingen: Verwirrung um Schwaben und Baden

Jürgen Gruler amüsiert sich über einen Fauxpas von Baden-Württemberg-Tourismus in Sachen Kirschblüte im Schlossgarten Schwetzingen. Was da wohl passiert ist ...?

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Jürgen Gruler
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Schwetzingen. Na, da haben die Tourismusverantwortlichen in Stuttgart mal wieder ganze Arbeit geleistet. Schön, dass sie auf der Internetseite von BW-Tourismus so prominent auf die Kirschblüte im Schwetzinger Schlossgarten verweisen. Aber mit der „Schwäbisierung“ oder gar „Württembergerisierung“ unseres Hanamis sind wir ganz und gar nicht einverstanden. Schwetzingen bleibt badisch oder höchstens noch kurpfälzisch – alles andere würde uns doch höchst irritiert zurücklassen.

Nicht nur uns. Denn aufgefallen ist dieser Fauxpas unserer Leserin Caroline Kramer aus Plankstadt. Sie hat sich auch gleich ans Werk gemacht, um ihre badische Heimat gegen jegliche Vereinnahmung zu verteidigen. „Es wäre gut, wenn man bei BW-Tourismus auf korrekte regionale Zuordnungen achten würde, die vielleicht aus der Stuttgarter Perspektive etwas verschwimmen: Schwetzingen liegt in der Kurpfalz beziehungsweise im Landesteil Baden und nicht in Württemberg, hier spricht man definitiv nicht schwäbisch und damit sollte die wunderschöne Kirschblüte auch als kurpfälzisch oder badisch bezeichnet werden“, schreibt sie an die Herrschaften und gleich mal per Durchschlag auch an ihre Heimatzeitung.

Blütenmeer

Kirschblüte im Schwetzinger Schlossgarten im März 2023

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Und: „Es gibt sicher auch schöne Kirschblüten in Württemberg, die zu Recht als schwäbisch bezeichnet werden könnten, aber bitte korrigieren Sie diesen vorgezogenen Aprilscherz auf Ihrer Homepage“. Dann schickt sie noch freundliche Grüße an BW-Tourismus.

Dort war jedenfalls am Dienstag noch zu lesen: „BEREIT FÜR DAS SCHWÄBISCHE HANAMI?“ Und das auch noch in schreiender Sperrschrift. Der Text an sich war dann durchaus Werbung für Schwetzingen und seinen schönen Schlossgarten, in dem es dann irgendwann im März oder spätestens an Ostern zum Blühen der Japanischen Zierkirschen kommen wird – je nach Witterung. Schön beschrieben werden die knorrigen Stämme, die teilweise mit Moos bewachsen sind. Und das üppige Blütenmeer – „so anmutig, dass man dort wie unter einem sehr rosaroten Himmel spazieren geht“. Hier ist dann wenigstens nicht mehr vom „schwäbischen“ sondern nur noch vom „süddeutschen Hanami“ die Rede und es wird auf das Blühbarometer auf der Homepage des Schlosses verwiesen, das über den Zustand der Knospen informiert.

Also haben die Schwaben aus der Tourismuszentrale des Landes – oder waren es womöglich Zugereiste aus anderen Bundesländern? – doch nicht alles falsch gemacht. Darauf singen wir jetzt erst mal das Badnerlied – mit allen Strophen.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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