So nicht, Herr Lauterbach

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter voranzutreiben, ist ein durchaus wünschenswerter Schritt. Henrik Feth über die bislang mangelhafte Umsetzung der elektronischen Patientenakte.

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Henrik Feth
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Die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter voranzutreiben, ist ein durchaus wünschenswerter Schritt. Doch wie so oft gehen die Vorstellungen seitens der Bundesregierung bezüglich der elektronischen Patientenakte und des E-Rezepts nicht fließend in den richtigen Umsetzungsprozess über. Eine von Gesundheitsminister Karl Lauterbach erstellte Digitalisierungsstrategie zeigt dabei wieder, wie weit von der Basis die Entscheider in ihrem Elfenbeinturm tatsächlich sitzen. Wenn man es nicht schafft, die eigentlichen Protagonisten – allen voran die Arztpraxen – zielführend in den Prozess zur Einführung der elektronischen Patientenakte einzubinden, kann eine Idee noch so gut gemeint und zukunftsweisend sein, sie ist aber zum Scheitern verurteilt. Die Zielsetzung, dass alle gesetzlich Versicherten bis Jahresende 2024 automatisch Teil der ePA sind, ist nicht nur ambitioniert, sondern auch eine Zumutung den Arztpraxen gegenüber. Statt eine erfolgreiche Umsetzung mit Benefits zu belohnen und damit einen Anreiz zu schaffen, drohen Lauterbach und Co. mit drakonischen Strafen bis hin zur Honorarkürzung. Sieht so die Politik von heute aus? So sehr der Gesundheitsminister in TV-Sendungen seine Pläne gewinnend präsentiert, ist er – statt des gewünschten Fortschritts – eher dabei, eine weitere Baustelle zu öffnen. Sicherlich ist es möglich, die ePA mit den gewünschten Zielen umzusetzen, allerdings muss Lauterbach dafür seinen Kurs aufgeben und auf den Input der Ärzte hören. Gleiches gilt für das „Opt-Out-Verfahren“, bei dem die Patienten aktiv gegen eine Teilnahme an der ePA stimmen müssen. Während diese Handhabe in anderen Bereichen wie der Organspende aus meiner Sicht durchaus sinnvoll ist, werden hier eher die Selbstbestimmungsrechte der Patienten verletzt. Man macht sich das fehlende Know-how älterer Menschen und die oftmals vorkommende „Null-Bock-Einstellung“ Jüngerer zunutze, um eine selbst geschaffene Deadline einzuhalten. So kann es nicht gehen, vor allem für die Ärzte muss der Umstellungsprozess und die Handhabung des ePA-Programms deutlich erleichtert werden, um nicht nur Zeit- und Personalaufwand, sondern auch Kosten zu sparen. Und das geht eben nur, wenn man die Basis abholt und teilhaben lässt.

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