Starke Botschaft

Diana Zinkler meint, dass der Friedensnobelpreis in diesem Jahr wichtiger denn je ist

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Diana Zinkler
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Wie eine Blume am Winterbeginn, und so wie ein Feuer im eisigen Wind, wie eine Puppe, die keiner mehr mag, fühl’ ich mich an manchem Tag. . .“ – wissen Sie noch, was das für ein Lied ist? Im Jahr 1982 hat Nicole „Ein bisschen Frieden“ auf dem Eurovision Song Contest gesungen und damit den Wettbewerb gewonnen, noch nie hatte ein Lied so viele Punkte von den anderen Nationen erhalten, ein Rekord, der noch Jahre hielt. Damals, als sich der Falklandkrieg abzeichnete, die Nachrüstungsdebatte und der NATO-Doppelbeschluss die Menschen weltweit verunsicherte, spiegelte das Lied die Sehnsucht nach Frieden wider. Selten traf ein Lied so den Zeitgeist.

2022 wird in Europa Krieg geführt. Russland hat die Ukraine überfallen, und der russische Präsident Wladimir Putin zündelt mit der Angst vor einer nuklearen Katastrophe. Wieder ist die Sehnsucht groß nach Frieden, nach Einigkeit.

In dieser Situation hat das Nobelpreis-Komitee eine weise Entscheidung getroffen. Für den Friedensnobelpreis sind keine lauten Preisträger ausgesucht worden, sondern drei herausragende Vorkämpfer für Menschenrechte, Demokratie und die friedliche Koexistenz in den drei Nachbarländern Belarus, Russland und der Ukraine. Der Preis geht an den inhaftierten belarussischen Menschenrechtsaktivisten Ales Bjaljazki, die russische Gruppe Memorial und die ukrainische Organisation Center for Civil Liberties (CCL). Alle drei stehen für die Bedeutung der Zivilgesellschaft für Frieden und Demokratie.

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Ein Zeichen gegen Putins Krieg

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Christian Unger
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Diese Entscheidung des Nobel-Komitees gibt ein Signal: Egal in welches Land man schaut, es gibt dort zivile Organisationen und mutige Bürger, die sich dem Unrecht entgegenstellen. Und auch egal, in welche Richtung man auf der Welt schaut: Es wird dort Aufrechte geben, die Despoten, Kriegsverbrechen, Folter und Uminterpretation von Geschichte offenbaren.

Dieser Friedenspreis enthält zugleich auch eine Botschaft an Wladimir Putin: Er kann noch so viele Länder überfallen, annektieren oder unterwerfen, es wird dort immer Menschen geben, die ihn vielleicht nicht stoppen können, aber die ihm Widerstand leisten. Und so ist dieser diesjährige Preis zwar an international relativ unbekannte Personen und Organisationen gegangen, ihre gemeinsame Botschaft ist aber umso mächtiger: Wir geben nicht auf!

Der Nobelpreis wirkt wie ein Scheinwerfer auf die Leistungen der Preisträger. Über Nacht wird bekannt, was Menschen bereit sind auszuhalten. Ales Bjaljazki aus Belarus gründete die Organisation Viasna, die sich gegen die Folter von politischen Gefangenen einsetzt. Der 60-Jährige sitzt gerade wieder im Gefängnis, dieses Mal wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung. Für das Nobel-Komitee sei seine Haft eine politische. Viasna hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schicksale der Inhaftierten zu dokumentieren, aufzuklären und deren Familien zu unterstützen.

Vielleicht kann Bjaljazki genau das gerade nicht mehr tun, weil er selbst in Haft ist, aber indem er aushält und das Nobel-Komitee seine Freilassung fordert, wird die Welt nur noch aufmerksamer auf das Unrecht in Belarus reagieren. Dieser Preis wird auch Putins Handlanger Alexander Lukaschenko, den belarussischen Machthaber, nicht aufhalten, aber seine skrupellosen Taten sind zumindest sichtbar.

Dieser Nobelpreis ist in dieser Zeit, die bestimmt ist vor der Angst vor einem Krieg, vor einer nuklearen Katastrophe und von einem brutalen Diktator in Russland, auch ein Zwischenruf zum Innehalten. Ein Zeichen des Friedens – für eine Welt, in der ein junges Mädchen von Frieden singt – und Millionen begeistern kann.

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