Kommentar Warum der Strom so teuer ist

Der Ausbau der Übertragungsnetze in Deutschland stockt - und die Verbraucher zahlen die Zeche, kritisiert Walter Serif.

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Walter Serif
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Mannheim. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein, Baden-Württemberg sogar schon fünf Jahre früher. Nach dem Ampel-Aus muss sich die neue Bundesregierung natürlich erst noch sortieren, doch auch Schwarz-Rot kann die Uhr nicht zurückdrehen, 2024 war ein Rekordjahr für die Stromerzeugung, fast 63 Prozent wurden nachhaltig produziert. An manchen Tagen, wenn die Sonne viel scheint und es Wind gibt, sind es sogar 75 Prozent. Da erscheint das Ziel, den Anteil der Erneuerbaren - wie geplant - bis 2030 auf 80 Prozent zu erhöhen, nicht als utopisch.

Doch die Sache hat einen Haken. Damit zum Beispiel die Energie aus den Windanlagen im Norden auch im Süden ankommt, darf es auf den Stromautobahnen keine Staus geben. In der Praxis ist aber häufig das Gegenteil der Fall. Dann werden die Windräder ab- und die teuren Kohle- oder Gaskraftwerke angeschaltet. Das ist eine Geldvernichtung im großen Stil. Bezahlen müssen die Kosten die Verbraucher über die Netzentgelte, die inzwischen schon höher liegen als die abgeschaffte EEG-Umlage.

„Das ist eine Geldvernichtung im großen Stil“

Mitverantwortlich dafür ist die Politik, die vor zehn Jahren entschieden hat, dass beim Ausbau der Übertragungsnetze aus Angst vor Protesten die Kabel in der Erde verbuddelt werden sollen. Deshalb dauert alles länger und ist natürlich immens teuer. Außerdem gibt es ja noch immer Widerstand gegen die „Monstertrassen“, die die Landschaft angeblich verschandeln.

Dass die Bundesregierung jetzt den Ausbau der Netze forcieren will, ist vernünftig. „Wenn möglich“ - so steht es im Koalitionsvertrag - sollen Freileitungen Vorrang haben. Ob Schwarz-Rot das auch umsetzen kann, ist dagegen eine andere Frage. Nicht nur, weil dann die Protestbewegung ihren Widerstand wieder verstärken könnte. Auch Niedersachsen hat schon Einspruch eingelegt. Vielleicht würden die Entscheidungsträger vernünftiger agieren, wenn der Staat die Übertragungsnetze nicht fast komplett an Unternehmen vergeben hätte. Dann müsste die Politik den Leuten erklären, warum sie so viel Geld für den Strom zahlen müssen.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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