Der Gendertruthahn

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Wie doch die Sprache zu Irritationen führen kann, wenn bei dieser von Genderinnen bevorzugten Schreibweise auf die vielen Sprechschluckauf-Varianten (wie zum Beispiel Genderstern, Doppelpunkt oder Binnen-I) verzichtet wird, um den radikalen Sprachverhunzerinnen gerecht zu werden, die argumentieren, dass mit der weiblichen Schreibweise auch die Männer inkludiert sind.

Anlässlich einer Genderinnen-Konferenz in Tallinn wurde die Eröffnungsrede von der Oberbürgerinnenmeisterin gehalten. Die Gästinnengeberin war die Schlossherrin – ach so, geht ja gar nicht – es war die Schlossfrau und gleichzeitig die Hausherrin, Pardon, natürlich die Hausfrau, die dann auch als Schirmherrin, nein, als Schirmfrau fungierte.

Zugegen waren jede Menge Ministerinnenpräsidentinnen, Innenministerinnen, Bürgerinnenmeisterinnen und Innenarchitektinnen. Der größte Teil der Teilnehmerinnen waren Nordfinninnen, Südfinninnen, Gehilfinnen sowie Deutschinnen. Von Bundeskanzlerin Olav Scholz wurde natürlich noch ein Grußwort verlesen. Nicht eingeladen waren allerdings Menschinnen, die mit Familiennamen Herr, Mann oder Herrmann heißen – denn das geht jetzt nicht mehr.

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Manche der Teilnehmerinnen hatten ihre Hündinnen mitgebracht, andere ihre Lautsprecherinnen und Kopfhörerinnen. Sicherheitshalber gab es auch eine ganze Mannschaft – ach nee – Frauschaft an Ärztinnen, also Halbgöttinnen in Weiß sowie Sanitäterinnen.

Themen waren unter anderem: Wie umgehen mit Kriminellinnen, zum Beispiel Verbrecherinnen, Mörderinnen, Querdenkerinnen, Luftpiratinnen, Hooliganinnen und Rassistinnen? Bei einer der Podiumsdiskussionen wurde darüber diskutiert, ob man, wie in einigen Zeitungen zu lesen war, auch dann von Migrantinnen sprechen kann, wenn diese nur aus Männern bestehen, die als Bootsflüchtlinge in Lampedusa gestrandet sind.

Bei den Mittags- und Abendspaziergängen in der herrlichen Natur sah man dann hinter den Bäuminnen etliche Elchinnen und Störchinnen und im Moor hörte man Fröschinnen und Krötinnen.

Mit dem Schlussdinner waren allerdings nicht alle Teilnehmerinnen glücklich, denn es gab als Hauptspeise einen weiblichen Truthahn – also eine Putin.

Richard Rieder, Heidelberg