Zum Artikel „Sturm sieht Geothermie sehr kritisch“ (SZ-Ausgabe vom 26. Januar) wird uns geschrieben:
Wohlfeile, halbherzige Appelle von Kommunalpolitikern an die falsche Adresse: „Bürger mitnehmen“ – mitnehmen, wohin? Kulante Regulierungen bei gravierenden Schäden – Almosenregelung? Die Firma GeoHardt (MVV und EnBW) erfindet ungehindert ein eigenwilliges scheindemokratisches Prozessverfahren. Haben wir nicht genug demokratisch gewählte Gremien und Bürgervertreter in unserer Region? Wo sind die Vertreter, was tun sie – warten und zusehen bis die ersten Schäden auftreten und sich dann einiger verharmlosender Floskeln bedienen? Einzige löbliche Ausnahme: Landtagsabgeordneter Andreas Sturm – er findet als Einziger angemessene und klare Worte!
Rund 15 Jahre Tiefengeothermie im Oberrheingraben: Basel, Staufen im Breisgau, Straßburg und Ortenau, Landau und Insheim in der Pfalz – immer wieder die gleichen Erfahrungen: Euphorische Projekt-ankündigung, Versprechungen, man habe das technisch im Griff und gehe nur stufenweise vor, erste Schäden – Abwiegelungen, Verharmlosungen, halbherzige Appelle und Wegducken von Verantwortlichen. Dann ein weiter so mit neuen Auflagen, erneute Schäden und so weiter.
Die funktionierende Anlage in Bruchsal – gerne als Vorzeigeobjekt benutzt – dient der Augenwischerei: Es ist eine Minianlage, kein Vergleich zu den Großanlagen, die hier bei uns gebaut werden sollen.
Muss in unserer Region nun tatsächlich wieder die ganze Prozedur durchexerziert werden? Was muss denn passieren, bis man endlich einsieht, dass im seismisch aktiven und dicht besiedelten Oberrheingraben Tiefengeothermie barer Unsinn ist? Muss man sich tatsächlich von einem Bürgermeister (Bürgervertreter par excellence) als „Geothermiekritiker“ abqualifizieren lassen, nur weil man sich informiert und aus den bisherigen zahlreichen Ereignissen folgerichtige Schlüsse gezogen hat? Wo gibt es in unserer Region den Politiker, der – wie die mutige Straßburger Präfektin – dem Spuk durch ein Betriebsverbot ein Ende gesetzt hat? Nur leider erst, als schon wieder Schäden en masse da waren. Spielt nicht mit dem Feuer.
Wer hat eigentlich für solche Projekte bei uns eine Gesamtverantwortung einschließlich einer verpflichtenden, angemessenen Schadensregulierung? Warum ist das Land nicht bereit, Schadensbürgschaften zu übernehmen, forciert aber das industrielle Treiben? Das Landesbergamt Freiburg gibt nach veralteten Bergbaugesetzen die entscheidenden Genehmigungen – für die Überwachung des anschließenden Vorgehens und für die Schäden, die „trotz aller Vorsichtsmaßnahmen unvorhergesehen dann leider doch passieren“, ist es nicht zuständig. Am Ende wird dann alles auf Versicherungen abgewälzt, mit denen sich die geschädigten Bürger jahrelang selbst herumschlagen dürfen (siehe Staufen und Ortenau).
Liebe Mitbürger, wehret den Anfängen, schließt Euch zumindest in örtlichen oder regionalen Bürgerinitiativen zusammen.
Noch ein Wort zur Energieversorgung. Es stimmt, jede Region muss möglichst ihren Teil dazu beitragen. Was läge für unsere Region näher als die Sonnenenergie intensiv zu nutzen. Wenn man auf die Dächer der Häuser schaut, da gibt es ein riesiges Potenzial, weil immer noch erstaunlich wenige Dächer mit Solaranlagen bestückt sind: Da könnten MVV, EnBW und die Kommunen investieren und Energie produzieren noch und noch…
Verantwortliche der Region: Wann gibt es das 100 000-Solardächer-Investitionsprogramm für die Metropolregion? Die Dächer existieren bereits.
Ich bleibe strikter Gegner der Tiefengeothermie – „sooo“ lange, bis alle anderen, weniger gefährlichen Potenziale erneuerbarer Energien ausgeschöpft sind. Prof. Dr. Antonius Sommer, Brühl
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Geothermie: Die Folgen der Unwissenheit