Lachplatte oder Trauerspiel?

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Über Dinge, die in der Region und Deutschland nicht funktionieren, wird uns geschrieben:

Nach fast zwei Jahren Bauzeit wurde Ende 2022 im Hirschacker die S-Bahnstelle in Betrieb genommen. Dass es dort überhaupt einen Fahrstuhl gibt, um den Bahnsteig 2 barrierefrei zu erreichen, ist allein der Stadt Schwetzingen zu verdanken, die 270 000 Euro locker machte. Dieser ist seit Frühjahr 2023 fertiggestellt, darf aber nicht in Betrieb gehen, weil die Bahn damit ein Problem hat. Eine Abnahme, also die Genehmigung zur Inbetriebnahme, sei sehr kompliziert und könnte noch lange dauern, heißt es auf Nachfrage. Sehr zum Leidwesen für Menschen mit Einschränkungen. Bei der Deutschen Bahn, deren Chaos und Unzuverlässigkeit es mittlerweile in die internationale Presse wie die „Washington Post“ geschafft hat, wundert mich eigentlich gar nichts mehr. Ich denke da beispielsweise an folgende Schlagzeile: „Bahn vergisst Fahrgäste.“

Die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands, die Müngstener Brücke, durfte seinerzeit nach Sanierungsarbeiten nicht wieder eröffnet werden, weil die Bahn bei der statischen Berechnung eine Kleinigkeit vergessen hatte: Die Bahn hatte nur das Leergewicht der Züge zugrunde gelegt – ohne Passagiere. Diese mussten deshalb vor der Brücke aussteigen, wurden durch das Tal mit Bussen auf die andere Seite gebracht und durften dort wieder in den Zug einsteigen, der zwischenzeitlich leer die Brücke überquerte. Ja, mit Brücken haben wir schon so unsere Probleme. Hier einige Beispiele: Die Salierbrücke in Speyer, eröffnet 1956, wurde 2019 für Renovierungsarbeiten für etwa drei Jahre gesperrt. Die kleine Leimbach-Brücke hinter dem Brühler Friedhof, Länge etwa zehn Meter, war über ein Jahr wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Der Neubau der kleinen Brücke, auch etwa zehn Meter, an der Leimbach-Mündung am Rheindamm bei der Kollerfähre sollte schon Ende 2023 fertig sein. Frühestens nächstes Jahr, wohl eher später, ist damit zu rechnen. Nur zum Vergleich: Die gewaltige Golden Gate Bridge in San Francisco wurde nach vier Jahren Bauzeit 1937 eröffnet und war bisher ganze sieben Stunden wegen Reparaturarbeiten gesperrt. Man könnte diese Aufzählung bis zum Abwinken fortführen. So wird wohl der zirka 50 Meter lange kleine Dammweg hinter der Fasanerie in Brühl erst irgendwann nächstes Jahr nach rund sieben Jahre Sperrung wieder begehbar sein. Mir fällt auf Anhieb nicht viel ein, was im besten Deutschland aller Zeiten überhaupt noch normal funktioniert.

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