Umwelt - Ersatzbeschaffung von zwei Fahrzeugen für die Gemeinde von der Tagesordnung genommen / Gemeinderat will Angebot mit E-Fahrzeugen kalkuliert wissen

Altlußheim will beim Thema E-Mobilität ein Zeichen setzen

Von 
Andreas Wühler
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Sein Elektroauto aufzutanken wird bald in der Gemeinde an einer öffentlichen Ladesäule möglich sein, die obendrein als Station für ein neues E-Carsharing-Angebot dient. © dpa

Altlußheim. Auf der Tagesordnung der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause fanden sich zwei Punkte, die einen großen Widerspruch in sich bargen, wie Kay Schweikert (CDU) durch sein Nachfragen offenbarte. Im einen Tagesordnungspunkt ging es um die Ersatzbeschaffung von zwei Fahrzeugen für den Bauhof und den Eigenbetrieb Wasserwerk, im anderen um die Anschaffung von Ladesäulen samt der Möglichkeit des E-Carsharings. Wieso, wollte Schweikert wissen, setzt die Verwaltung weiterhin auf den Verbrennungsmotor?

Wie Bürgermeister Uwe Grempels erläuterte, ist im Haushaltsjahr die Ersatzbeschaffung von zwei Fahrzeugen vorgesehen, sind jeweils 30 000 Euro dafür eingestellt. Bei den Fahrzeugen handelt es sich um einen Opel-Combo im Bauhof, Baujahr 2004, und um einen Ford-Transit im Wasserwerk, Baujahr 2012. Das Fahrzeug des Wasserwerks soll eins zu eins ersetzt werden, für den Bauhof soll ein Pritschenwagen mit Doppelkabine und Kippfunktion angeschafft werden.

Ersatz ist notwendig

Vom Rat erhoffte sich Grempels grünes Licht, die Autos anschaffen zu dürfen, wenn er ein günstiges Angebot ausmacht. „Tageszulassungen sind nicht lange verfügbar“, merkte er an und wollte mit einem Blankoscheck Handlungsfreiheit erhalten, „um gleich zuschlagen zu können“.

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Axel Müller (Grüne) wünschte sich für den Pritschenwagen eine Allradversion, damit er auch in schwierigem Terrain eingesetzt werden könne und Ursula Kirschner (FWV) bezeichnete den Ersatz für die in die Jahre gekommenen Fahrzeuge für in Ordnung.

Bei der Frage nach den Verbrennungsmotoren von Schweikert stoppt die Runde der Stellungnahmen. Der Christdemokrat wollte nicht im folgenden Tagesordnungspunkt über Ladesäulen diskutieren, wenn die Gemeinde nicht in die Vorreiterrolle schlüpfe.

Man habe am Anfang der Überlegungen mal mit einem Elektroantrieb geliebäugelt, stellte Bürgermeister Grempels fest, angesichts von Preisen ab 40 000 Euro pro Fahrzeuge jedoch schnell davon abgelassen. Was Schweikert so nicht gelten lassen wollte, immerhin müsse man die Zuschüsse des Staates und der Hersteller für Elektroautos mit einkalkulieren. Weshalb er um eine erneute Vorlage bat, bei der ein detaillierter Kostenvergleich zwischen Verbrennungsmotor und Elektroantrieb erstellt wird.

Wie Ines Schweickert (CDU) hinzufügte, sei der Schwachpunkt bei Elektrofahrzeugen im gewerblichen Einsatz die Reichweite, die jedoch für kommunale Fahrzeuge keine Rolle spiele. Friedbert Blaschke (FWV) stimmte der CDU grundsätzlich zu, warnte jedoch vor den Mehrkosten. Dr. Holger O. Porath (Grüne) regte an, sich in den umliegenden Gemeinden zu erkundigen, ob diese schon Erfahrungen mit E-Fahrzeugen gemacht hätten.

Angebote werden eingeholt

Alles Argumente, denen sich Bürgermeister Grempels nicht verschloss, weshalb er den Punkt von der Tagesordnung nahm. Im September will er ihn erneut auf die Agenda setzen, dann mit einem umfassenden Vergleich der Antriebsmöglichkeiten samt der aus ihnen resultierenden Kosten.

Nachdem der Rat dergestalt eine Lanze für die E-Mobilität gebrochen hatte, war der folgende Tagesordnungspunkt nur noch Formsache. Dabei ging es um ein von der Firma Deer aus Calw unterbreitetes Angebot eines Carsharingsystems mit Elektrofahrzeugen. Zentraler Punkt des Angebots ist eine Ladesäule mit zwei Ladepunkten, die auch den Standort des E-Fahrzeugs markiert.

Man habe in der Gemeinde schon einige Bürger, die auf E-Fahrzeuge setzen, betonte Grempels und sprach dabei von einem wichtigen Beitrag für den Klimaschutz, den die Gemeinde mit der Annahme des Angebots um einen Schritt in Richtung Energiewende bereichern könnte.

Wie der Bürgermeister erläuterte, ist Carsharing in großen Städten schon alltäglich, nur werden es durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen noch attraktiver und für Gemeinden interessant. Für die Nutzer sowieso, diese müssten mit der Firma einen Rahmenvertrag abschließen, anschließend könnten sie Fahrzeuge direkt per App buchen und bezahlen, wobei nur die reine Nutzung in Rechnung gestellt werde.

Auf die Gemeinde kämen die Kosten für die Installation der Ladesäule zu, die bei rund 20 000 Euro liegen. Abzüglich eines Zuschusses von 50 Prozent hätte Altlußheim noch 10 000 Euro zu übernehmen. Als Standort für die Ladesäulen, deren zweiter Ladepunkt freizugänglich ist, schlug Grempels den Parkplatz hinter der evangelischen Kirche vor, der sehr zentral gelegen sei.

Für Claudia Kohpeiß (Grüne) hat die jüngste Umweltkatastrophe gezeigt, dass der Klimawandel längst in Deutschland angekommen ist, Veränderungen allenthalben ein Muss sind, im Großen wie im Kleinen. Ein kleiner Schritt wäre die Ladesäule samt dem E-Carsharing befand sie und hofft, das Angebot werde gut angenommen und leiste seinen Beitrag.

Ursula Kirschner (FWV) sah dies ähnlich und hoffte, mit dem Angebot beispielsweise auch Familien erreichen zu können, die nur am Wochenende auf ein Fahrzeug angewiesen seien. Ökologische Gründe würden sowohl für die Ladesäule, als auch die E-Fahrzeuge sprechen, urteilte Kay Schweikert (CDU), zumal die Kosten für die Kommune überschaubar seien. Wer nur sporadisch ein Fahrzeug brauche, der profitiere von dem Angebot, wer schon ein E-Auto habe, von der Ladesäule. Nicht jeder braucht ein eigenes Fahrzeug, urteilte Richard Schmitt (SPD), der im Sharingsystem auch eine Entlastung der Umwelt sieht.

Neue Ausbildungsstelle

Entschieden wurde vom Rat über zwei Personalangelegenheiten: Zum einen wurde der Wiederbesetzung einer Halbtagsstelle im Hauptamt zugestimmt, zum anderen der Bereitstellung eines weiteren Ausbildungsplatzes zum Verwaltungsfachangestellten. Insbesondere die Ausbildung über den eigenen Bedarf hinaus wurden den Fraktionen als wichtiges Signal an die Jugend gewertet. Und wenn in drei Jahren eine Stelle im Rathaus frei sei, merkte Schweikert an, seien selbstausgebildete Leute allemal besser als eingekaufte.

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