Beim Hochwasser durch die Unwetter der vorvergangenen Woche ist Hockenheim nach Einschätzung von Oberbürgermeister Marcus Zeitler „im Großen und Ganzen mit einem blauen Auge davongekommen“, größere Schäden seien nicht entstanden. Dennoch müsse die Stadt gemeinsam mit den Partnern der Verwaltungsgemeinschaft „beim Katastrophenschutz erheblich nachsteuern“, sagte der OB am Mittwochabend in der Gemeinderatssitzung.
Zeitler beantwortete damit die Fragen der CDU- und FDP-Fraktion zum Thema Katastrophenschutz (wir berichteten am Montag). Sie hatten sich besorgt darüber geäußert, dass die Unwetter-Informationen in den Flutgebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Vorfeld bekannt waren und trotzdem nicht die notwendige Aufmerksamkeit gefunden hatten. Darum interessierte sie vor allem die Vorsorgepläne und die Frage, wie die Hockenheimer Bevölkerung im Ernstfall informiert werden solle.
Eins steht fest: auf jeden Fall nicht über eine Sirene. Denn die liege seit 25 bis 30 Jahren im Keller der Verwaltung, teilte Marcus Zeitler auf Nachfrage von Frank Köcher-Hohn (FDP) mit – sie sei wie in vielen anderen Kommunen abgebaut worden.
Zeitler, der auch Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes ist, äußerte sich überzeugt, dass das Thema Katastrophenschutz am sinnvollsten mit den Partnergemeinden Altlußheim, Neulußheim und Reilingen gelöst werden kann. Lokale Einrichtungen wie Freiwillige Feuerwehren und Rettungsdienste verfügten über ein großes Know-how, „sie sind Stress, schnelles Ausrücken und spontanes Handeln gewohnt.“
Auf Augenhöhe beraten
Wert legte der Oberbürgermeister darauf, dass die Gespräche auf Augenhöhe verlaufen müssten: „Wir wollen niemandem etwas wegnehmen und niemandem etwas vorschreiben.“ Das Thema müsse in einer großen Sitzung der Verwaltungsgemeinschaft besprochen werden, eine solche sei aber aufgrund der Corona-Pandemie aktuell nicht möglich.
Er sei sich mit seinen drei Kollegen in den Nachbargemeinden einig, dass es absolut Sinn mache, einen Katastrophenschutzplan für das Horangebiet zu erstellen. Ein solcher Plan koste 50- bis 60 000 Euro. Dabei gelte es beispielsweise abzustimmen, wo Material und Geräte zentral gelagert werden und was beschafft werden müsse. Denn eine ganze Stadt mit Notstromaggregaten auf Laufen zu halten, sei nicht leistbar.
Einer generellen Vergrößerung der städtischen Kanalisation erteilte der OB eine Absage: „Was wir vor zwei Wochen erlebt haben, war kein Starkregen, sondern ein Ereignis mit Mengen, wie sie alle 50 bis 100 Jahre vorkommen.“ Für 99 Prozent aller Aufkommen reiche die Kapazität. In größeren Kanälen drohe bei durchschnittlichen Abwasser- und Schmutzfrachtmengen extremer Gestank, weil nicht genug Abflussdruck erzeugt würde. Das HÖP habe größere Rückhalteflächen geschaffen, auf denen das Wasser sich ausbreiten kann.
Große Bandbreite an Ereignissen
Dennoch müsse einiges überprüft werden: Die Seebühne war überflutet, ein Elektroverteiler der Stadtwerke musste erstmals in 40 Jahren besonders geschützt werden. Der Katastrophenschutzplan müsse mehr als Hochwasserereignisse berücksichtigen, von Schnee über Hagel, kriegsähnliche Zustände bis zu langfristigen Stromausfällen und Ausfall der Trinkwasserversorgung. Regelmäßige Übungen seien bislang auch nicht erfolgt. Im Bereich der Kommunikation und Dokumentation sieht Zeitler den größten Nachholbedarf.
Detailfragen der beiden Fraktionen werde die Verwaltung schriftlich zu beantworten versuchen. Adolf Härdle (Grüne) begrüßte den Vorschlag, den Plan für die komplette Verwaltungsgemeinschaft zu erstellen, plädierte aber zugleich dafür, die 40 Jahre alte Aufgabenstellung des Zusammenschlusses auf sinnvolle neue Inhalte zu überprüfen.
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