Rathaus

Altlußheimer Bürgermeister über seine Erlebnisse in der Diktatur und das Wahlrecht

Bürgermeister Uwe Grempels lädt Erstwähler ein und berichtet von seiner Kindheit in Rumänien. In einer simulierten Gemeinderatssitzung erhalten die Jugendlichen Einblicke in die lokale Politik.

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akp
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Bürgermeister Uwe Grempels schilderte den Jungwählern seine Kindheit in einer Diktatur, in der demokratische Wahlen unbekannt waren. Weshalb er an die Jugend appellierte, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. © Gans

Altlußheim. Bürgermeister Uwe Grempels lud die Erstwählerinnen und Erstwähler der Gemeinde zu einem „Info Abend mit Pizza“ ins Bürgerhaus ein. Nach der Begrüßung nahm der Bürgermeister die Jugendlichen mit auf eine Reise in sein Herkunftsland Rumänien. In einer Diktatur aufgewachsen, konnte er von einem anderen System berichten, welches für ihn als Kind und Jugendlicher „normal“ war. Grempels beschrieb es als informative Reise für die Jugendlichen und als emotionale Reise für sich.

Der Bürgermeister zeigte geografisch die Strecke von Deutschland nach Rumänien und seinem damaligen Heimatort Heldsdorf, einer 4000-Seelen-Gemeinde nahe Kronstadt, auf. Er lebte dort bis zu seinem 22. Lebensjahr unter dem Einfluss des Diktators Nicolae Ceausescu, auch „Führer“ genannt. Schon in der Kindergartenzeit seien einheitliche Uniformen und Frisuren vorgeschrieben gewesen, was sich durch die gesamte Schulzeit gezogen habe. Eine unbedachte Äußerung oder Kritik am System hätten unter Umständen zu einer Maßregelung geführt. Eine Wahl, so wie sie zurzeit in Deutschland und Europa stattfinde, habe er nie erlebt und nicht gekannt.

Wahlen waren Uwe Grempels in Rumänien unbekannt

Von Kindesbeinen an sei es selbstverständlich gewesen, dass Kinder bei der Kartoffelernte mit anpacken. Auf dem Dorf seien die meisten Einwohner Selbstversorger gewesen, während in den Städten Lebensmittelknappheit herrschte und Lebensmittelmarken ausgegeben worden seien.

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Durch seinen Sport, er war Handballspieler, sei es Grempels möglich gewesen, Länder außerhalb Rumäniens zu besuchen – allerdings nur hinter dem Eisernen Vorhang. Nach dem Abitur musste er zum Militär, absolvierte er die Grundausbildung bei der Feuerwehr und wechselte dann zu einer Sportlereinheit. Den Einblick in sein Leben in Rumänien bis hin zu seiner Übersiedlung nach Deutschland verfolgten die Zuhörer mit Spannung.

Rathaus, Gemeinderat und Wahlen: Altlußheimer Bürgermeister klärt auf

In der Pause stärkten sich die Jungwähler mit Pizza, bevor Grempels im zweiten Teil Themen streifte, die die Gemeinde Altlußheim zu bewältigen habe. Die Jugendlichen kannten das Rathaus zum größten Teil nur vom Beantragen von Personalausweisen und Reisepässen. Dass hinter einer Verwaltung noch vieles mehr steckt, erläuterte der Bürgermeister anhand verschiedener Vorhaben und Projekte wie Hochwasserschutz, Bebauungspläne, Spiel- und Sportplätze, Wohnraum für Geflüchtete, Klärwerk oder Blausee.

Nach diesem zweiten Teil eröffnete der Bürgermeister eine simulierte Gemeinderatssitzung. In drei Gruppen beziehungsweise Fraktionen aufgeteilt, diskutierten die Jugendlichen über das Für und Wider einer Sportanlage, welche neu errichtet werden sollte. Bei diesem Rollenspiel erfuhren die Teilnehmer, wie ein Beschluss innerhalb des Gemeinderates zustande kommt.

Fragen und Anregungen rundeten den Abend ab. Bürgermeister Uwe Grempels bedankte sich für die zahlreiche Teilnahme und verabschiedete die Gruppe mit dem Appell, zur Wahl zu gehen, ihr demokratisches Recht zu nutzen.

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