Region. „Es war eine sehr schöne und gelungene Tour d’Horan“ lautete das Resümee von Jochen Rotter, der bereits bei der ersten Tour 2013 der Grünen dabei war. Dafür spreche auch die große Teilnehmerzahl aus allen Horan-Gemeinden, meinte der Gemeinderat und Ortsverbandssprecher der Reilinger Grünen.
Bei der Radtour soll das Interesse für den Verwaltungsraum Horan, bestehend aus den Kommunen Hockenheim, Reilingen, Altlußheim und Neulußheim, geweckt und die Kulturlandschaft als Lebens- und Landschaftsraum erkundet werden. Erster Anlaufpunkt der von den Grünen organisierten siebten Tour d‘Horan war dieses Jahr das Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt Hockenheim (HÖP).
Adolf Härdle informierte die interessierten Tourteilnehmer über die Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes am Kraichbach sowie dessen Zusammenlegung mit dem Mühlkanal zu einem Flussbett.
Die ökologische Verbesserung des Gewässers, dessen Erlebbarkeit als auch die Verbesserung der Zugänglichkeit und der Unterhaltung des Gewässers, waren die planerischen Ziele. Für diese Maßnahmen stellte das Land aus dem Landeshaushalt bei Gesamtkosten von 17 Millionen Euro über 12 Millionen Euro zur Verfügung. Für kombinierte Maßnahmen wie die Kfz-Brücke, die Wirtschaftswegbrücke, den Wegebau und die Beleuchtung betrug der Finanzierungsanteil der Stadt 30 Prozent, die Fuß- und Radwegbrücke und der Neubau der Treppenanlage war von der Stadt zu 100 Prozent zu finanzieren.
Umsetzung dauert 20 Jahre
Ging man noch im Jahr 2009 von einer Umsetzung der Maßnahmen für die Jahre 2011 bis 2012 aus, so verzögerte sich die Fertigstellung der Baumaßnahme über den Spatenstich 2017 bis in das Jahr 2019 hinein. Von der ursprünglichen Idee 1999 lagen so 20 Jahre der Unsicherheit dazwischen. Den Glauben an die Umsetzung habe der Gemeinderat nie verloren, so war das Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt, in Zusammenarbeit mit der Verwaltung, den Kleingartenbesitzern und Anliegern und dem Regierungspräsidium Karlsruhe von Erfolg gekrönt.
Historisches über die Mühlen entlang des Kraichbachs, über die Pferdeschwemme, das „Buwe- und Moadlebad“ war zu erfahren. Auch über den vergeblichen Versuch 1981 durch eine Erhaltungssatzung das charakteristische historische Mühlenviertel, sprich „Hollergässl“, zu erhalten, wurde berichtet.
1993 hatte der Ortsverband der Grünen die Idee für ein „Grünes Klassenzimmer“. Im Gartenschaupark hätte es, wäre es nach Adolf Härdle gegangen, im Bereich des Forstpavillions vielfältige Möglichkeiten für einen praxisorientierten, lebendigen Biologieunterricht gegeben. Dass nun nach 30 Jahren des Wartens im HÖP ein „Grünes Klassenzimmer“ angeboten werde, freue ihn umso mehr. „Das ist Kommunalpolitik, vorausschauendes Denken findet nicht immer sofort die Zustimmung, Hartnäckigkeit ist angesagt, Qualität setzt sich in der Regel zeitversetzt durch“, ist seine Erfahrung.
Anpflanzungen am Kraichbach
Auf dem Kraichbachradweg führte der Weg nach Reilingen. In Höhe des Alten Pumpwerks ging es um mögliche Baumpflanzungen an der Kraichbach. „Die Reilinger Grünen setzen sich zusammen mit Naturschützern und Anglern für eine Beschattung des Kraichbachs ein“, informierte Jochen Rotter.
An sehr heißen Tagen würden Wassertemperaturen bis zu 26 Grad Celsius im Kraichbach gemessen. Am Ufer des Kraichbachs fehlten nicht nur Gehölze, die das Wasser beschatten, auch fehlten tiefe Gumpen, in denen Fische an heißen Tagen im Sommer ausharren können. Rotter zeigte sich überzeugt davon, dass es nur von Vorteil wäre, wenn mehr Bäume das Gewässer säumten. Eine rege fachliche Diskussion schloss sich an.
Bei der zweiten Tour d‘Horan sorgte 2014 noch ein im Nirgendwo endender Radweg im Alten Rottweg für sprachlose Radtourteilnehmer. Die Reilinger Grünen waren erfolgreich, konnte doch zwischenzeitlich die Radweglücke geschlossen werden.
Bekanntlich stößt die Biotopvernetzungsplanung, als Angebot für die Landwirtschaft als auch für den Naturschutz gedacht, nach einer Initiative der Grünen 2014 einvernehmlich begrüßt, auf relativ wenig Interesse in den Horan-Kommunen. Davon konnte sich die illustre Truppe bei der Weiterfahrt durch die weitläufige, von wenigen Hecken und begrünten Ackerrandflächen geprägte Kulturlandschaft ein Bild machen. „Hier geht mehr“, waren sich die Horan-Grünen einig.
Gespräch mit Biobauer Merz
In Neulußheim machte die Gruppe am Friedhof halt, am geplanten Standort eines neuen Gewerbegebiets. Dort traf sie sich mit dem Bioland-Bauern Hubert Merz, der das Gebiet seit 1991 ökologisch bewirtschaftet. Monika Schroth führte in die Planung ein. Auf rund zehn Hektar soll ein Gewerbepark entstehen, mit der Möglichkeit, 80 Prozent der Fläche zu bebauen und damit zu versiegeln.
Bis zu 17,5 Meter hohe Gebäude, direkt neben dem Friedhof, seien vorgesehen. Hubert Merz wies auf deutliche Fehler im Umweltbericht hin. Er ist auf die Bewirtschaftung der Flächen angewiesen. Auch aus Naturschutzgründen sei die Erhaltung als landwirtschaftliche, unversiegelte Fläche für Umwelt und Mensch wichtig.
Dies sei bei einer Entscheidung gebührend zu berücksichtigen. Zudem gehöre Neulußheim, so war zu erfahren, bei einer Gemarkungsfläche von 339 Hektar zu den Kommunen in Baden-Württemberg die am stärksten überbaut seien.
„Die Lkw-Belastung der Kirschenstraße ist für Altlußheim ein wichtiges dorfpolitisches Thema“, informierte Holger O. Porath zu Beginn. So nahmen auch Altlußheimer Bürger und Anlieger die Gelegenheit wahr, vor Ort ihr Anliegen vorzutragen. Der Wunsch auf Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer in der Kirschenstraße war für die interessierten Zuhörer nach Inaugenscheinnahme vor Ort allzu verständlich.
Kirschenstraße beruhigen
Die Kirschenstraße habe als Hauptzufahrt zur Hauptstraße an Bedeutung zugenommen, wurde weiter ausgeführt, werde diese doch in der Realität verstärkt als Abkürzung zur B 39 Richtung Walldorf/Hockenheim genutzt. Zudem verleite die leicht abschüssige Straße zu einem höheren Tempo. Dies führe zu einer Gefährdung der übrigen Verkehrsteilnehmer.
Dass die Einführung eines 30-Stundenkilometer-Tempolimits als zwingende Präventivmaßnahme angesehen werde, fiel schon alleine aus dem Grund auf großes Verständnis der Anwesenden, da die Kirschenstraße seit Jahren von Familien mit Kindern bewohnt wird. Auch eine an die Gegebenheiten angepasste Querungshilfe an der Einmündung der Goethestraße in die Kirschenstraße wurde vorgestellt und diskutiert.
Adolf Härdle berichtete von seinen Erfahrungen in Schwetzingen und Oftersheim, bei denen es um ein Lkw-Durchfahrtsverbot und die Schaffung von 30-Kilometer-Zonen gegangen sei. Es sei eine Überlegung wert, im Verwaltungsraum der Horan-Gemeinden eine gemeinsame Horan-Erklärung zu verabschieden, die zum Ziel hat „eine vernetzte Betrachtung der bestehenden Verkehrsprobleme für eine abgestimmte Entwicklung von Lösungsansätzen unter Beteiligung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger“ zu verabschieden. Dies kann gerade auch im Hinblick auf die übergeordnete Zuständigkeit der Stadt Hockenheim als „Verkehrsbehörde“ von Nutzen sein, sicherte Härdle seine Unterstützung zu.
Abschließend ging es noch um das Einrichten einer verkehrsberuhigten Zone im Bereich der Rheinfrankenhalle in der Hockenheimer Straße.
„Bei angenehmen Temperaturen, wolkenlosem Himmel unterwegs zu sein in der Kulturlandschaft mit gleichgesinnten Menschen im Horan – was gibt es Schöneres. Altlußheim, bekannt für seine Eisdielen, lud regelrecht ein zum gemeinsamen Eisessen, Gesprächsstoff gab es schließlich genügend“, stellte Adolf Härdle abschließend fest. zg
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