Altlußheim. Kindern und Jugendlichen in Tansania einen Zugang zum Schul- und Vereinssport schaffen und dabei eine andere Perspektive auf Entwicklungszusammenarbeit legen – das hat sich der Verein „Mein Ball – Dein Ball“ auf die Fahne geschrieben. Im Fokus steht dabei die schnellwachsende Millionenstadt Mwanza in der gleichnamigen Region am Südufer des Victoriasees. Das Team besteht aus Studierenden und jungen Berufstätigen, die mit lokalen Sportbotschaftern und freiwilligen Volunteers vor Ort arbeiten.
Von der Uni Heidelberg ging es nach Mwanza in Tansania
Einer dieser freiwilligen Helfer ist der Altlußheimer Janis Kraut, der bis vor Kurzem in Mwanza mit angepackt hat. Nach seinem Sportstudium in Heidelberg wollte er bei einem Projekt im Ausland helfen und ist über die Fachschaft an der Universität schließlich auf „Mein Ball – Dein Ball“ aufmerksam geworden.
Der Verein baut unter anderem Sportzentren, die vormittags von Schulen und nachmittags von lokalen Vereinen genutzt werden. Die Freiluftplätze sind alle gleich aufgebaut und bestehen aus zwei Fußballfeldern, einem Basketballplatz, einem Netballplatz sowie zwei Volleyballfeldern und einem Balllager.
Drei Zentren dieser Art hat „Mein Ball – Dein Ball“ bisher gebaut, ein viertes ist bereits in Planung. In Kooperation mit dem Verein hält die Verwaltung von Mwanza dafür in allen acht Stadtteilen die letzten großen Freiflächen für den Bau der Zentren frei.
Darüber hinaus unterstützt der Verein die lokalen Sportler mit Ballspenden und Trainerkursen. Beides läuft sehr strukturiert ab, wie Janis Kraut berichtet. „Alle drei Monate werden die Bälle in jedem Stadtteil an die Vereine und Schulen verteilt“, berichtet er. Die Ausgabe erfolgt dabei nicht willkürlich: Jede Einrichtung, die berücksichtigt werden soll, steht auf einer Liste, die regelmäßig überprüft wird. Die Vereine bringen dann fünf alte Bälle, die sie bei einer vorherigen Ausgabe bekommen haben, zurück und bekommen im Gegenzug fünf neue. Die abgenutzten Bälle werden dann wenn möglich repariert.
All das wird genau dokumentiert, damit bei den 375 Schulen und 300 Vereinen in der Region der Überblick behalten wird. Bislang gab es in Mwanza fast nur Männer- und Jugendteams, kaum Kinder- und Frauenmannschaften. Auf Initiative des Vereins „Mein Ball – Dein Ball“ hin bieten Erwachsene nun auch Trainingseinheiten für Kinder und Jugendliche an, heißt es auf der Webseite des Vereins.
Am Tag der Ballausgabe findet für Trainer und Übungsleiter eine kurze Fortbildung zu unterschiedlichen Themen rund um den Sport statt. Mit der sportlichen Leitern arbeitet der Verein dabei eng zusammen. So besuchen die Mitglieder die Vereine und übernehmen auch mal einzelne Trainingsstunden, stehen aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vor den lokalen Sportlern. „Es ist ein Austausch auf Augenhöhe“, macht Janis Kraut deutlich. Während seiner sechsmonatigen Zeit in Tansania war er vor allem für die Organisation der Ballverteilungen zuständig.
Der Altlußheimer lernt während seiner Zeit in Afrika die Landessprache Swahili
Eine Lehrerin bringt den Freiwilligen vor Ort außerdem einige Stunden lang die Landessprache Swahili bei. Das ist wichtig, denn nicht jeder in Tansania spricht englisch. „Wenn man sich auf das Land und die Menschen einlässt, dann ist es wirklich eine super Zeit“, meint der Altlußheimer. Die Einwohner des ostafrikanischen Landes seien herzlich und freuen sich über das Angebot des Vereins. Er habe sich dort sehr wohlgefühlt.
Natürlich gebe es auch kulturelle Unterschiede. So berichtet er von einem Besuch auf dem Markt, bei dem die Hühner frisch aus dem Käfig geholt und geschlachtet worden sind. „In Deutschland gehen wir einfach zum Metzger, um Fleisch zu kaufen. Auf dem Markt dagegen die Schlachtung live mitzuerleben, war schon ein komisches Gefühl“, erinnert sich der Student.
Nach seiner Zeit in Ostafrika macht er jetzt seinen Master in Heidelberg. Die Erfahrungen, die Janis Kraut in Mwanza gemacht hat, möchte er dabei nicht mehr missen. „Man lernt Dinge, die man als selbstverständlich gesehen hat, viel mehr zu schätzen“, resümiert er zurück in Deutschland.
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