Altlußheim. Vor zehn Jahren hatte Schuldekanin Christine Wolf Pfarrer Matthias Zaiss in sein Amt als Gemeindepfarrer in Altlußheim eingeführt. Am Sonntagnachmittag verabschiedete Christine Wolf ihn auch in den Ruhestand in einem festlichen Gottesdienst, der Corona-bedingt nur mit wenigen geladenen Gästen stattfinden konnte. Diakon Jascha Richter, Pfarrerin Katharina Garben aus Neulußheim und Pfarrer Jürgen Grabetz von der katholischen Seelsorgeeinheit gestalteten ihn mit.
Kirchengemeinderat Klaus Zöller begrüßte die Gäste, darunter natürlich die Familie von Matthias Zaiss und Bürgermeister Uwe Grempels. „Unter normalen Bedingungen wäre unsere schöne neue Kirche jetzt rappelvoll“, war sich Klaus Zöller sicher. So wurde der Gottesdienst per Livestream auf Youtube übertragen.
Organist Klaus Wörner sorgte für einen klangvollen Einzug, den Gesangspart übernahm Irene Schallhorn, die Leiterin des evangelischen Kirchenchors. Jascha Richter hielt eine Lesung mit Worten aus dem Buch Mose. Darauf baute Pfarrer Matthias Zaiss seine kurze Predigt auf. Von Engeln war die Rede, die allgegenwärtig um uns herum sind und uns mit guten Mächten umgeben. „Seid mutig und stark“, rief Zaiss der Gemeinde zu.
Diese Worte hat er oft gebraucht und seinen Mitmenschen mitgegeben, sie aufgefordert, unverzagt durchs Leben zu gehen. Er selbst sieht seinen Ruhestand als Abschied aus dem Pfarramt, nicht als Abschied vom „Pfarrersein“. Sowohl auf ihn wie auch auf die Gemeinde komme Neuland zu. Es werde spannend werden, aber alle sollten sich dem Neuen aufgeschlossen gegenüberstellen. Man dürfe die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Welt besser werden kann. „Seid mutig und entschlossen“, forderte er auf.
„Auf neue Wege gestellt“
Wie seine letzte Predigt waren eigentlich alle, die Matthias Zaiss Woche für Woche gehalten hatte. Gehalt- und inhaltsvoll, an aktuelle Ereignisse angepasst und mahnend. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern immer mit dem Hinweis auf das Gute im Menschen, das mobilisiert werden muss. Zaiss kämpfte gegen Rassismus und Antisemitismus, erinnerte an Gottes Wort und an die Güte. Christine Wolf fasste es zusammen mit den Worten: „Auf neue Wege wirst du heute gestellt.“
43 Jahre hat Matthias Zaiss im Dienst der Badischen Landeskirche gestanden als Diakon und als Pfarrer. Wolf umriss seinen Werdegang und lobte die stets gute Zusammenarbeit. Besonders stellte sie seine ruhige, besonnene Art heraus, an Probleme und deren Lösungen heranzugehen. „Ich weiß auch um deine Wehmut, denn du warst sehr gerne Pfarrer in Altlußheim“, sagte die Schuldekanin.
Pfarrer Matthias Zaiss erhielt den Segen von Christine Wolf, von Kollegin Katharina Garben und von Pfarrer Jürgen Grabetz. Alle hatten Wünsche für die Zukunft ihres Amtskollegen formuliert. Mit Musikstücken von Orgel und Gesang unterbrochen, gestalteten sich die Ansprachen sehr kurzweilig. Mit den Grußworten begann Doris Wittke vom Kirchengemeinderat. Sie erinnerte an die vielen Aktivitäten in der Kirchengemeinde bis hin zu den Herausforderungen, die Corona, Gottesdienste auf Youtube und die Kirchenrenovierung mit sich brachten. Kindergärten, Schule und Vereine hatten zusammen ein Buch gestaltet mit Texten und Bildern, das Doris Wittke als Geschenk überbrachte.
Katharina Garben sprach für die Pfarrer der Horan-Gemeinden und hatte sich für jeden Buchstaben des Vor- und Nachnamens ihres Kollegen etwas ausgedacht, das für die Charakterzüge von Matthias Zaiss stand. Auch der katholische Kollege Jürgen Grabetz war voll des Lobes über die gute Zusammenarbeit. Er dankte dafür und für die persönliche Freundschaft in all den Jahren. „Im Gespräch letzte Woche habe ich den Eindruck gewonnen, der Ruhestand passt dir nicht“, schmunzelte Grabetz. Als Geschenk gab es eine Ruhestandstasche mit interessanten Dingen und allerlei Leckereien drin.
Dank für Einsatz für Demokratie
Bürgermeister Uwe Grempels drückte größte Wertschätzung für die christliche Nächstenliebe und die unermüdliche Leidenschaft aus, mit der Matthias Zaiss sein Amt ausgeführt hat. Er dankte für klare Worte und für seinen Einsatz um die Demokratie. Er habe weit über das seelsorgerische Amt hinaus für die Gemeinde gearbeitet und sich beispiellos um die Menschen während der Pandemie gesorgt. Als Präsent hatte Grempels ein riesiges Panoramabild von Altlußheim dabei.
In seinen Schlussworten bedankte sich Matthias Zaiss bei allen Kollegen, Mitarbeitern, Kirchengemeinderat und Vereinen für die stets gute und konstruktive Zusammenarbeit. Nun wird er sich mit dem Neuland des Ruhestandes auseinandersetzen müssen. Seine Bauchrednerpuppe Ronja würde das so formulieren: „Hey Pfarrer, du warst echt cool!“
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