Verein der Landfrauen

Apotheker zeigen Vorteile auf

Beim Vortrag über das E-Rezept herrscht im Saal einige Skepsis

Von 
Marion Brandenburger
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Seit September können Kassenpatienten E-Rezepte in Apotheken einlösen. So funktioniert es. © dpa

Altlußheim. Die Landfrauen hatten ins Hotel „Blautannen“ zu einem informativen Vortrag über das neue „E-Rezept“ eingeladen. Apotheker Dr. Tobias Ober und seine Kollegin, Fachapothekerin Claudia Schindler von der Luchs-Apotheke in Altlußheim hatten hierzu eine Bildpräsentation vorbereitet. Thema war das neue elektronische Verfahren, mit dem die Rezepte vom Arzt künftig digital verarbeitet werden können.

Wie bei allem, was digitalisiert wird, sind einige Hürden zu nehmen und ganz fehlerfrei arbeitet das System auch noch nicht. Zur Historie erzählte Dr. Tobias Ober, dass schon seit 1998 eine Digitalisierung im Gesundheitswesen angestrebt wird. Je nach Regierung und amtierendem Gesundheitsminister wurde das Ganze dann entweder in die Ecke gelegt oder vorangetrieben. Letztlich war es Jens Spahn, der in seiner Amtszeit das Verfahren zur Chefsache machte und 2019 die Telemedizin etablierte.

Ziel ist, dass die Behandlung mit Arzneimitteln sicherer wird. Die Abläufe in den Praxen und Apotheken vereinfachen sich, da es weniger Formfehler und Rückfragen an die Ärzte zur Folge hat und auch die „Zettelwirtschaft“ ein Ende findet.

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Fachapothekerin Claudia Schindler erklärte den Besuchern, wie man das „E-Rezept“ nutzen kann. Die überwiegend ältere Generation der Anwesenden sah sich spätestens nach Satz drei überfordert. Man benötigt ein Smartphone der neueren Generation, muss eine App herunterladen, in dieser seine Krankenkassenkarte scannen, die aber NFC-fähig sein muss und letztendlich braucht man von seiner Krankenkasse noch eine vierstellige PIN, damit man mit dem „E-Rezept“ überhaupt arbeiten kann.

Das hörte sich alles nach sehr viel Aufwand an und man muss ja auch mit der neuen Technik sicher umgehen können. Claudia Schindler versicherte augenzwinkernd, die hätte das auch erst mal in die Ecke gelegt.

Wenn man alle diese Hürden genommen hat, dann läuft das ganz prima mit dem „E-Rezept“. Vorausgesetzt, der behandelnde Arzt verfügt seinerseits über die erforderliche Technik und die betreffende Apotheke auch. „Das stolpert alles noch ein bisschen“, berichtete Dr. Tobias Ober. Aber bis Mitte des Jahres soll das „E-Rezept“ gängige Praxis werden.

„Normales“ Rezept bleibt

Aus dem Publikum kam die etwas ängstliche Frage, ob man denn seine Medikamente auch noch bekommt, wenn man kein Smartphone besitzt oder ganz einfach mit der Technik nicht klarkommt. Nach wie vor wird es das „normale“ Medikamentenrezept noch geben. Das „E-Rezept“ kann man auch ausdrucken und die Apotheke kann den darauf befindlichen Barcode auslesen. Also erst mal keine Aufregung.

Wie bei allen digitalen Neuerungen wird es am Anfang Schwierigkeiten geben und wenn das System mal funktioniert, überwiegen die Vorteile. Man braucht nicht mehr zur Apotheke gehen und kann von zu Hause aus sein Rezept einlösen und liefern lassen. Das verhindert, dass man zweimal gehen muss, weil ein Medikament gerade nicht vorrätig ist.

Im Barcode sind auch Informationen gespeichert, wie die Arznei einzunehmen ist und man hat immer eine Übersicht, welche Präparate bereits vorher verschrieben wurden. Auch ist es möglich, bei zum Beispiel mehreren Medikamenten diese in zwei verschiedenen Apotheken abzuholen. Was schon ausgehändigt wurde, ist dann auf dem „E-Rezept“ gesperrt, sodass es nicht zu Doppelabgaben kommen kann.

Im Krankheitsfall kann die Arztpraxis das „E-Rezept“ direkt an die Apotheke leiten. Zu den weiteren Vorteilen zählt, dass die Daten zu 100 Prozent verlässlich sind, es gibt keine Lesefehler mehr und die Rezepte können besser überprüft werden. Der Code kann ausschließlich von den Apotheken gelesen werden, sodass Missbrauch ausgeschlossen werden kann.

Ohne Technik geht es nicht

Für die Zuhörerinnen und Zuhörer des Vortrags waren es doch recht viele Informationen und die Umsetzung erfordert tatsächlich eine gewisse Affinität für die Technik. „Wird aber alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, beruhigte Dr. Tobias Ober und versicherte, dass in der Luchs-Apotheke genau wie bei seinen Kolleginnen und Kollegen immer Hilfe geleistet werde.

Die Vorsitzende der Landfrauen Traudel Uhrig bedankte sich bei den beiden Referenten mit einem leckeren Präsent und fasste zusammen, dass der Abend, wenn auch noch so technisch, einen interessanten Ausblick auf die Zukunft im Gesundheitswesen geboten habe.

Freie Autorin Marion Brandenburger ist seit 2004 freie Mitarbeiterin der SZ/HTZ für Altlußheim und Umgebung sowie für die Bereiche Kultur, Vereine und Kirche.

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