Altlußheim. „Er hatte gerade noch aufs Tor geschossen, kurz gewitzelt und war weglaufen. Dann rief er plötzlich ,Hey‘, riss die Arme hoch und fiel nach hinten um“, erinnert sich Dominik Schwegler an den Moment, als sein Mitspieler Turgut Samanci auf dem Fußballplatz zusammenbrach. Das war am Abend des 5. Juni, beim Training der Alten Herren (AH) des SV Altlußheim.
Im ersten Augenblick habe er nur gedacht: „Was ist da los?“, dann sei er mit anderen – vor allem Jugendtrainer Heiko Heppes – dem Kameraden auch schon zu Hilfe geeilt. „Anfangs hatte er noch leichte Atmung und ein bisschen Puls“, erzählt Schwegler von dem dramatischen Geschehen. Also hätten sie Turgut in die stabile Seitenlage gebracht. Doch just in diesem Moment seien Atmung und Puls auf einmal weg gewesen. „Deshalb drehten wir ihn auf den Rücken und begannen mit der Herzdruckmassage“, berichtet Schwegler. Für das Wiederbeleben hätte kaum ein besserer Ersthelfer zur Stelle sein können. Der 30-Jährige arbeitet bei der Berufsfeuerwehr in Mannheim und absolviert parallel die Ausbildung zum Rettungssanitäter. „Turgut hatte in dem Moment sehr großes Glück“, sagt er. Doch der Fall seines Teamkollegen blieb selbst für den Profi herausfordernd. „Zwei- bis dreimal atmete er wieder und hatte wieder Puls. Doch jedes Mal, wenn wir ihn erneut in die Seitenlage brachten, war beides sofort wieder weg“, erklärt er.
Nach zwölf Minuten ist der Rettungswagen in Altlußheim angekommen
Nach etwa zwölf Minuten sei der Rettungswagen eingetroffen. „Durch ein Praktikum bei den Johannitern kenne ich dort viele, auch die Rettungskräfte an diesem Tag. Sie sagten uns, wir sollten weiter sein Herz massieren, und kümmerten sich um alles andere“, erzählt Schwegler. Als sein Mitspieler schließlich im Rettungswagen lag und mit einer Sauerstoffmaske beatmet wurde, sei er auch schon wieder bei Bewusstsein gewesen.
Über den Berg war der Patient aber längst nicht. In dem Speyerer Krankenhaus, in dem er behandelt wurde, sei er operiert worden und habe fünf Tage im künstlichen Koma gelegen. „Dann bin ich aufgewacht“, sagt der 59-Jährige, dem es einige Wochen später im Juli schon viel besser geht. „Ich habe jetzt einen Defibrillator im Herzen. In zwei bis drei Monaten kann ich laut Arzt wieder alles machen wie früher und soll das auch“, verrät er.
Vor allem aber ist Turgut Samanci unendlich dankbar. „Ich möchte mich bei diesen beiden tollen Jungs bedanken, die 22 Minuten lang mein Herz massiert und mir das Leben gerettet haben. Sie waren meine Schutzengel“, betont er. Im September werde er dank ihnen 60 Jahre alt. „Doch der 5. Juni ist jetzt mein zweiter Geburtstag“, erklärt er und lächelt. Gefreut habe ihn auch, wie fürsorglich der ganze Verein ihn behandelte. „Meine Teamkameraden kamen mich im Krankenhaus besuchen – vor allem Heiko, der dort als Pfleger arbeitet – und später zu Hause oder sie riefen mich an“, berichtet er und stellt fest: „Das ist einfach eine tolle Truppe.“
Herzstillstand in Altlußheim: Nicht auskurierte Erkältung könnte die Ursache sein
Warum er damals umkippte, haben die Ärzte herausgefunden. „Ich war einige Wochen davor erkältet. Das war anscheinend nicht richtig ausgeheilt und eine Herzmuskelentzündung die Folge.“ Zusammen mit dem Fußballtraining sei das wohl zu viel für sein Herz gewesen. Und weil er am eigenen Leib erfahren hat, wie wichtig es ist, im Ernstfall die lebensrettenden Handgriffe zu beherrschen, macht er zurzeit einen Auffrischungskurs in Erster Hilfe.
Seine Mannschaftskollegen hat Samanci vor Kurzem zum ersten Mal seit jenem Abend wiedergetroffen, als er sie beim Training besuchte. Ein bewegender Moment. „Es war schön, ihn wieder wohlauf und mit Farbe im Gesicht zu sehen. Vor allem wenn man gesehen hat, wie er an diesem Tag aussah“, beschreibt Schwegler die Gefühlslage beim Wiedersehen.
Damals sei sein Mitspieler nämlich ganz bleich gewesen, fast schon bläulich. Durch seinen Beruf habe er schon einige Leichen zu Gesicht bekommen. „Er sah damals so aus, als würde nicht mehr viel fehlen“, verdeutlicht der Retter, wie knapp es war an jenem 5. Juni.
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