Altlußheim. Wie der „ideale Energieträger Wasserstoff“ zum „Klimaretter“ werden kann, war Thema eines Vortrags von Horst Schultz, zu dem die Volkshochschule Hockenheim in Schultz’ Museum Autovision eingeladen hatte. Petra Schleich von der Außenstelle Altlußheim begrüßte 45 Zuhörer im Forum der Technologie-Arena in der Hauptstraße 154.
Der Eigentümer zeigt in den Räumlichkeiten schon seit 20 Jahren die Wasserstoff-Technologie und die Möglichkeiten einer automobilen Zukunft ohne Erdöl. Schultz ist langjähriges Mitglied des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverbandes und hat die weltweit erste Wasserstoff-Dauerausstellung im Museum jetzt noch durch das „Große Wasserstoff-Buch - ein Weckruf“ ergänzt. „Wasserstoff wird die Kohle im nächsten Jahrhundert sein“, zitierte er den amerikanischen Schriftsteller Mark Twain aus dem Jahre 1870.
Die Klimaschutzziele des 2015 verabschiedeten Pariser Abkommens reichen womöglich nicht aus, das Kippen des Weltklimas sicher zu verhindern. Die immer mehr steigenden CO2-Emission sind Hauptverursacher des Klimawandels. Europa habe ohne Kohle, Öl, Gas und Atom zu wenig Energien. Sonne und Wind reichten nicht aus, wir müssten Energie importieren, führte Schultz aus. Erst durch den Krieg in der Ukraine sei Europa für die wichtige Energiefrage wieder sensibilisiert worden. Vorher habe man den bevorstehenden Klimawandel mit all seinen Folgen noch nicht so ernst genommen. Jetzt höre man jeden Abend in den Nachrichten mehrmals das Wort „Wasserstoff“.
Die Weltbevölkerung wächst, der Energiehunger auch. Auch die Menschen in den Schwellenländern werden in den nächsten Jahrzehnten ihren Energieverbrauch steigern. Die Energieversorgung heute baut überwiegend noch auf den Energieträgern Öl, Kohle und zunehmend Erdgas auf. Wasserstoff könne gleichsam Energieträger und Speichermedium sein. Der große Vorteil einer Brennstoffzellen-Infrastruktur mit Wasserstoff liege darin, dass der elektrische Strom bei Bedarf mittels Brennstoffzelle sofort zur Verfügung steht, ohne dass ein Kraftwerk mit langen Vorlaufzeiten hochgefahren werden muss, führte Schultz aus.
Keine Kohlenstoffdioxide
Der 74-jährige Elektroingenieur ging auf die Wasserstoffmobilität in Deutschland ein. Die Betankung ist schneller und einfacher. Ein Kilogramm Wasserstoff besitzt etwa die dreifache Energiedichte wie die gleiche Menge an Erdöl. Zudem werden bei der Verbrennung keinerlei Kohlenstoffdioxide oder Stickoxide emittiert. Im Automobil wird mittels Brennstoffzelle aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom für den Elektromotor und Wärme erzeugt. Einige Unternehmen haben schon mit der Serienproduktion von Brennstoffzellen-Bussen begonnen.
Außerdem gibt es bereits Wasserstoff-Flugzeugkonzepte. Der Flieger wird von einem modifizierten Gasturbinentriebwerk angetrieben, das durch Verbrennung mit Wasserstoff betrieben wird. Schultz begegnete den Bedenken, dass Wasserstoff gefährlich sei: „Zur kompakten Speicherung von Wasserstoff gibt es druckfeste Tanks. Bei Autounfällen ist ein Benzintank wegen eines möglichen Flächenbrandes sehr viel gefährlicher als ein Wasserstofftank, bei dem eine etwaige Flamme nach oben geht.“ Auf Kurzstrecken fährt Schultz auch elektrisch, „wenn die Batterien mit grüner Energie aufgeladen werden“, etwa mit seinem City-Stromer auf Basis des Golf 3 von 1993.
Sein Plädoyer für die Wasserstoffzukunft bekräftigte er noch einmal zum Schluss seines Vortrags. Einer Energiezukunft mit fossilen Brennstoffen erteilte er eine klare Absage. Die dringend notwendigen Veränderungen müssten allerdings viel schneller kommen. Der zügige Wechsel vom herkömmlichen Energienetz zum Wasserstoff-Stromnetz bedürfe zunächst großer Investitionen, räumte Schultz ein.
Langfristig werde sich das aber positiv auswirken, denn eine Tatsache sei nicht unerheblich: „Die Sonne scheint kostenlos vom Himmel – sorgen wir dafür, dass sie es nicht umsonst tut“.
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