Zwischenbilanz

Liste „Wir für Neulußheim“ will Ort ein Stück besser machen

Ingeborg Bamberg und Claudia Piorr sehen die Arbeit in der Fraktion „Wir für Neulußheim“ von Sachthemen geprägt. Bislang wurde das positiv aufgenommen.

Von 
Andreas Wühler
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Das Bild stammt aus dem Garten von Ingeborg Bamberg. Blumenzwiebeln verschenken oder Baumscheiben bepflanzen – mit vielen Aktionen will die Liste WfN den Ort schöner und ein Stück weit ökologischer gestalten. © Bamberg

Neulußheim. Bei der Kommunalwahl 2019 hat die Liste „Wir für Neulußheim“ (WfN) nicht nur den Einzug in den Gemeinderat geschafft, sondern gleich zwei Mandate errungen. Ein stolzes Ergebnis für die Wählergemeinschaft um die frühere CDU-Gemeinderätin Ingeborg Bamberg, die dem Rat einige Zeit als fraktionsloses Mitglied angehörte, dann mit WfN antrat und gewählt wurde. Womit sie durchaus gerechnet habe, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. „Ich nicht“, betont ihre Fraktionskollegin Claudia Piorr, die mit ihrer Kandidatur eigentlich die Idee der Wählergemeinschaft unterstützen wollte. Klar, stimmt Bamberg ihr bei, mit Blick auf das zweite Mandat sei eher von einer Hoffnung zu sprechen, die sich erfüllt habe.

Als neue Wählergemeinschaft mit zwei Mandaten in den Rat einzuziehen, da stellt sich doch die Frage, wie sie in dem Gremium aufgenommen wurde. „Sehr sachlich“, stellt Bamberg fest und verweist auf das Anliegen von WfN, Themen rational anzugehen. Weshalb sie sich auch mit Piorr schnell einig gewesen sei, nicht das „Zünglein an der Waage zu spielen“, sich vor keinen Wagen spannen zu lassen, sondern Entscheidungen nach Abwägungen zu treffen, nicht nach Lagerdenken.

Zupasskommt den zwei Gemeinderätinnen dabei ihr Naturell, ihre faktenbasierte Vorgehensweise. Bankbetriebswirtin Bamberg und Diplom-Chemikerin Piorr sind den Umgang mit Zahlen und Formeln gewöhnt, entscheiden eher auf der Grundlage von Fakten als nach Bauchgefühl und liegen damit auf einer Wellenlänge. „Wir kommen recht schnell auf den Punkt“, analysiert Bamberg die Vorgehensweise bei der es stets darum gehe, sachlich zu argumentieren, eigene Ideen einzubringen. Wobei die Frage, ob sie unterstützt werden oder nicht, nachrangig ist, „wir machen unser eigenes Ding“.

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Womit die Liste WfN bisher nicht schlecht gefahren ist, ergänzt Piorr und führt als Beispiel die Runde der Stellungnahmen im Rat an, bei der ihre Fraktion als kleinste meist als letzte an der Reihe sei. Mit eigenen Idee gelinge es dabei, Akzente zu setzen, sodass oftmals in eine zweite Runde gestartet werde. Und, fügt sie hinzu, man sei jederzeit auch zu Kompromissen bereit.

Willen der Bürger mittragen

Als Beispiel führt das Duo die Diskussion um die Luftfilter für die Schulen an. In ihren Augen keine langfristige Lösung, die Geräte würden ihren Zweck nicht erfüllen. Nun hätten sich die Eltern für die Luftfilter an den Schulen stark gemacht, merkt Bamberg an und sieht es als ihre Aufgabe, die Familien zu unterstützen, weshalb sie den Wunsch der Eltern mittragen würden, dies als Zeichen verstehen.

Eine richtige Lösung sei in den Gebäuden zu suchen, sprechen sich Bamberg und Piorr für zentrale Lüftungsanlagen aus, die nachhaltig betrieben werden und langfristig vernünftig seien. „Schauen war Sinn macht“, formuliert Piorr und Bamberg weist auf die herrschende Klimakrise hin, die dazu zwinge, auch solche Fragen wie die Luftfilter für die Schulen samt dem Energieverbrauch unter diesem Aspekt zu sehen. Wie Piorr hinzufügt, hat sie in ihrem Labor eine Lüftungsanlage installiert, die im Sommer kühlt, im Winter wärmt und von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach profitiert. So sehen Bamberg und Piorr auch die Lösung bei den Luftfiltern, „ein Konzept, statt Einzelmaßnahmen“.

Sachlich zu argumentieren, diese Vorgehensweise sieht Bamberg bei der Sanierung der Carl-Benz-Straße bestens aufgegangen. Ursprünglich sei in der Straße nur eine Baumreihe geplant geworden – „das wäre eine Rennstrecke geworden“, ist sich Piorr sicher – dann habe Bamberg, die als passionierte Radfahrerin auch die Belange dieser Gruppe im Sinn hat, ein beiderseitiges versetztes Pflanzen vorgeschlagen – „und wir haben die anderen Fraktionen damit überzeugt“, freut sich Bamberg. Vom Ergebnis der Sanierung ist sie angetan – „es ist sehr schön geworden und praktikabel“.

Stichwort Neubaugebiet Zeppelinstraße. Auch hier schwebt WfN ein eigenes Konzept vor. „Die Baulandpreise laufen aus dem Ruder“, hält Bamberg fest, verweist auf die vier gemeindeeigenen Grundstücke in dem Gebiet und auf die Frage, wie diese vermarktet werden sollen. Die übliche Vorgehensweise, ein Bieterverfahren, stehe dem Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum entgegen, merkt Piorr an und Bamberg stimmt ihr zu, eine Krankenschwester oder ein Polizist hätte dann bei der Preistreiberei kaum mehr eine Chance zum Zuge zu kommen.

Weshalb von WfN der Gedanke der Erbpacht ins Spiel gebracht wird. Über einen Eigenbetrieb der Gemeinde sollen die Grundstücke als bezahlbarer Wohnraum für junge Familien attraktiv werden. Diese würden sich die Kosten für den Bodenerwerb sparen, betont Piorr und Bamberg verweist auf das Land, das im Besitz der Gemeinde bleibe. Für den weiterführenden Gedanken, über den Eigenbetrieb als Gemeinde selbst zu bauen, dafür sieht das Duo derzeit keine Mehrheit im Rat.

Anträge mit Hand und Fuß

Rückblickend freut es das Duo, dass gleich der erste Antrag von WfN – die Einmündung der Berliner Straße in die Kornstraße für Schulkinder zu entschärften – eine Mehrheit gefunden habe. Überhaupt, merkt Piorr an, eine echte „Schlappe“ hätten sie mit keinem Antrag erlebt. Diese würden ohnehin nicht gestellt, um gestellt worden zu sein, sondern hätten Hand und Fuß und seien meist konsensfähig.

Was auch für die Aktion Grün für die Ortsmitte gelte, für die von der Wählergemeinschaft initiierte Bepflanzung der Baumscheiben. Eine Aktion, bei der die Bürger gemäß dem Motto „Wir pflanzen – Ihr gießt“ mit ins Boot geholt würden. Die benötigten Mittel kommen aus der Vereinskasse, der „Pate“ zahlt nur das Wasser, rechnet Bamberg vor und freut sich, schon jetzt Spender an ihrer Seite zu wissen, die das Vorhaben gut finden und unterstützen.

Eine kleine Aktion, die die Welt nicht retten wird, wie Bamberg meint, die jedoch die Heimatgemeinde grüner und schöner mache. Was wiederum die Identifikation mit der Gemeinde fördere, wie Piorr zustimmt. Womit sich in ihren Augen der Kreis schließt, vom bezahlbaren Wohnraum bis hin zum Wohlfühlfaktor hänge alles zusammen. In diesen Zusammenhang ordnen die beiden auch ihre Christstollen-Aktion ein, die schon zur Tradition werde und die mit zahlreichen positiven Reaktionen einhergehe.

In der Summe sind es viele kleine Schritte mit denen WfN die Gemeinde verbessern will, beispielsweise den Antrag, Unkrautfolien auf Grünflächen zu untersagen. „Und auf Schotterflächen“, fügt Piorr hinzu. Auch vor Ort müsse der Artenschwund gestoppt werden – „es zählt jeder Quadratmeter“, ist Bamberg überzeugt.

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