Altlußheim/Horan. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“: Mit diesem Vers aus dem 31. Psalm begrüßte Pfarrerin Eva Leonhardt die Gläubigen in der evangelischen Kirche Altlußheim am Diakoniesonntag zum Gottesdienst, zu dem die gesamte Verwaltungsgemeinde – Hockenheim, Reilingen, Alt- und Neulußheim – eingeladen war. Vorgesehen war, dass Pfarrerin Leonhardt den Gottesdienst gemeinsam mit Pfarrerin Eva Weiser gestalte, diese sei aber leider erkrankt, erklärte sie, „doch seien viele weitere Personen am Gottesdienst beteiligt, sodass wir ihn mit vielen Stimmen feiern können“.
„Raum geben aus Liebe“, das ist das Motto der Diakoniewoche und damit auch an diesem Sonntag. „Gott schenkte Raum zum Atmen, zum Leben, zum Sein, dabei vergessen wir nicht, dass manchen Menschen dieser Raum fehlt, der Raum frei zu sein und hoffnungsvoll seinen Weg zu gehen“, so die Pfarrerin.
Gottesdienst gemeinsam mit der Kirchlichen Sozialstation Hockenheim organisiert
Der Auftrag der Diakonie sei es, sich eben für diese Menschen einzusetzen, die benachteiligt und auf Hilfe angewiesen sind. Umso mehr freute sich die Pfarrerin, den Gottesdienst gemeinsam mit dem Team der Kirchlichen Sozialstation Hockenheim um Vorsitzende Esther Kraus feiern zu können. Raum zum Trösten, zum Weitersehen, zum Hoffen, Raum geben, das gehört zur täglichen Aufgabe in der Sozialstation.
Wie, das durften die Besucher des Gottesdienstes selbst hören. In einem Anspiel zeigte Kraus und sechs ihrer Mitarbeiterinnen auf, welche Dienste die Sozialstation anbietet und was sie leistet. Auf die Frage des Mitarbeiters am Telefon der Sozialstation „Was kann ich für Sie tun“ schildern sie in der Rolle pflegender Angehörigen, welchen Herausforderungen sie sich alltäglich stellen müssen. „Mein Mann, 82 Jahre alt, erlitt einen Oberschenkelhalsbruch, er ist operiert worden und kommt in die Reha. Aber wenn er zurückkommt und sich nur schwer bewegen kann, was dann? Ist unser Bad noch geeignet? Unterstützt uns die Krankenkasse? Ich mach mir viele Sorgen und kann kaum mehr schlafen“, so der Fall einer 80-jährigen Ehefrau und eine Tochter erzählt: „Ich tue alles für meine Mutter, aber sie braucht immer mehr Unterstützung. Ich bin alleinstehend, muss arbeiten. Wo finde ich Hilfe?“ Eine weitere berichtet von einem Fall, in dem ihr Mann aus dem Krankenhaus entlassen wurde, da er Krebs habe im Endstadium. „Wer kann uns in der Pflege unterstützen“, wollte sie wissen. Eine andere war verzweifelt, da ihre Angehörigen so viel Pflege brauchen, die sie allein nicht stemmen kann.
In einer nächsten Szene wurde gezeigt, wie es weitergegangen ist mit den Anfragen an die Sozialstation. Erleichtert und dankbar zeigten sich die Frauen, da ihnen durch die Hilfe der Sozialstation der Freiraum, den sie dringend nötig hatten, gegeben wurde, um für sich selbst etwas zu tun. Dank der Sozialstation konnten ausgebildete Fachpflegerinnen, hauswirtschaftliche Hilfen und persönliche Betreuung und Begleitung sowie Beratung für Anträge an die Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden.
Psalm 31 wird eines der Leitmotive beim Gottesdienst in Altlußheim
„Wie ist es Ihnen ergangen, als Sie diese Berichte von Menschen gehört haben, deren Raum im Alltag sehr eng ist und ihnen die Luft zum Atmen fehlt?“ Mit dieser Frage nahm Pfarrerin Eva Leonhardt in ihrer Predigt Bezug zum Motto des Gottesdienstes „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Sie fragte sich, wer wohl der Beter des Psalms 31 war. Er erzählt von Feinden, die ihn verfolgen, von Fallen, die ihm gestellt werden, von Menschen, die ihn verspotten, von Nachbarn und Freunden, denen er zur Last geworden ist. Tiefe Einsamkeit und Verzweiflung spricht aus seinen Worten. Und dann dieser Satz, der Trost und Zuversicht gibt. Wo alles am Ende scheint, da zeigt er Auswege, öffnet Zugang zum Wesentlichen, schenkt Weite und Geborgenheit zugleich, Erfahrungen, die pflegende Angehörige machen, wie es das Anspiel sehr anschaulich verdeutlicht hat.
Eine besonders feierliche Note verlieh dem Gottesdienst der Reilinger Gospelchor unter der Leitung von Sebastian Schlöffel und der von Alexander Hartmann dirigierte Reilinger Posaunenchor, der auch den Gesang der Gemeinde begleitete. Die Freude am Singen beziehungsweise Spielen war beiden Ensembles deutlich anzumerken. Bei Kaffee und Kuchen vor dem Gottesdienst und beim Sektempfang danach gab es viel Raum zu Gesprächen, Austausch und Geselligkeit.
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