Rummelplatz

Sonnenschein lockt Menschen zur Altlußheimer Kerwe

Mundartgottesdienst mit Pfarrer i.R. Matthias Zaiss und Fassbieranstich mit Bürgermeister Uwe Grempels lockt die Menschen zur Kerwe, die das Spektakel erleben wollen.

Von 
Marion Brandenburger
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Überall ist Bier, nur nicht im Glas, wohin es eigentlich gehört. Doch bei einem Fassbieranstich kann solch ein Malheur jederzeit passieren. Doch mit einigen Nachbesserungen floss das Freibier und wurde der Durst der Kerweborscht und der Gäste gestillt. © Marion Brandenburger

Altlußheim. Die Sonne strahlte über der Gemeinde am Rheinbogen und die Kerweborscht mit ihr. Am Samstagnachmittag wurde die Kerwe in Altlußheim mit dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr und den Kerweborscht eröffnet. Schlumpel „Abstinenzla“ saß in ihrer Schees und lächelte hold. Viele Menschen waren auf den Kerweplatz gekommen, um das Spektakel mitzuerleben.

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Kerweborscht Erwin Hess begrüßte die Besucher und gab seiner Freude Ausdruck, dass nach zwei Jahren Coronapause endlich wieder Kerwe in Altlosse gefeiert werden kann. Er griff auch gleich zur Gitarre und die Borscht stimmten einige ihrer Lieder an. Sie erzählten von Geschichten aus und nach der Singstunde und sie fragten den lieben Gott, ob es im Himmel auch Bier gibt. Das war ein gutes Stichwort, denn natürlich gab es auch Kerwe-Freibier, gespendet von Thomas Heimerl.

Bieranstich sorgt für Nässe

Nach dem gemeinsamen „Badner Lied“ dankte Bürgermeister Uwe Grempels in einer kurzen Ansprache all den Helfern, die die Kerweveranstaltungen immer möglich machen. Stellvertretend überreichte er Jennifer Triebskorn einen Blumenstrauß und nachdem alle auf der Bühne ein Gläschen „Borschteblut“ getrunken hatten, war es Zeit für den Bürgermeister, zum Hammer zu greifen.

Die Fürbitten hielten neben Pfarrerin Eva Weisser und Pfarrer Matthias Zaiss, Bürger-meister Uwe Grempels und – etwas versteckt – Charlotte Jung-Chron. © Marion Brandenburger

Irgendwas stimmte mit dem Zapfhahn nicht, denn erst floss sehr wenig Bier, dann nur Schaum und letztlich waren alle nass. Dies sehr zur Erheiterung des Publikums. Aber mit tatkräftiger Hilfe der Kerweborscht gelangte das Bier in die Gläser und fand reichlich Abnehmer. Der Bürgermeister hatte als kleines Schmankerl einen großen Pack Bier der Marke „Corona“ dabei, dazu eine Packung Schnelltests. Man ist ja noch nicht durch mit der Pandemie.

Für die Kinder gab es Freifahrt-Chips von den Kerweborscht und nach dem offiziellen Teil verlief sich die Menge zwischen den Fahrgeschäften, Buden, dem Süßwarenstand und dem Festzelt. Dort sorgen an den vier Kerwetagen die CDU, die Rhoigeischda, die AGGA und die Jugend des SVA für die Bewirtung der Gäste. Am Samstag ließen sich alle erst mal Kaffee und Kuchen schmecken.

Am Sonntagvormittag hatte die evangelische Kirchengemeinde zum Mundartgottesdienst unter dem Motto „Ferenonner do soi“ eingeladen. Neben Pfarrerin Eva Weisser war Pfarrer i.R. Mattias Zaiss zu Gast, der laut seiner Amtskollegin das mit der Mundartpredigt viel besser hinbekommt. Der Kerwegottesdienst Open Air zwischen den Fahrgeschäften und in Kurpfälzer Dialekt hat in Altlußheim langjährige Tradition.

Viele Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen waren zum traditionellen Mundartgottesdienst auf dem Rummelplatz gekommen. © Brandenburger

Deshalb waren auch Elke und Hans Schimmel von den „Brettlhupfern“ wieder dabei mit einem Sketch. Die beiden resümierten über die Coronazeit und wie wichtig die Hilfe von Familie und Nachbarn war und ist und dass doch alle zusammenhalten müssen, gerade in schlechten Zeiten. Man muss einfach „ferenonner do soi“. Hans Schimmel hatte den Text mit etlichen Pointen gewürzt und von den Gottesdienstbesuchern gab es viel Applaus.

Den bekam auch Pfarrer Matthias Zaiss, der in gewohnter Manier sehr engagiert und politisch ambitioniert predigte. Das „füreinander da sein“ hob er besonders hervor, denn nur mit gutem Herzen und positiver Einstellung kann die Wende gelingen. Wie wichtig die Kirche auch bei dieser Aufgabe ist, Frieden zu halten und besonnen zu reagieren, erfuhren die Zuhörer in seiner ausführlichen Rede. Die hielt er in Dialekt und natürlich wurde sie auch mit dem ein oder anderen Witz gespickt. Georg Oberst am Klavier sorgte für die flotte musikalische Begleitung der Gottesdienstlieder und auch die Kerweborscht sangen. Damit das mit dem Ton gut funktioniert und alles gut zu hören war, dafür sorgten Dieter Rüttinger und sein Team, die alle Akteure mit Headsets ausgestattet hatten.

Neuer „Ehrenkerweborscht“

Nach dem „Vater unser“ und dem Segen hatten aber die Kerweborscht noch ein Anliegen. Sie ernannten Matthias Zaiss zum „Ehrenkerweborscht“ und er wurde mit einer Urkunde und dem berühmten – stets zu tragenden – Kerweborscht-Taschentuch quasi in den Kerwe-Adelsstand erhoben.

Die Kerweborscht sind einfach eine großartige Gruppe. Matthias Zaiss wird von Udo Uhrig nochmal abgeklatscht. Die Freude ringsum ist groß. © Brandenburger

Die Menschen genossen den Gottesdienst unter einer strahlenden Herbstsonne und auch im Anschluss war viel Zeit für Gespräche und für eine Einkehr im Festzelt.

Heute am Montag sind die Kerweborscht im Ort unterwegs und nach einem Frühstück im Hotel Blautannen hört man ihre Lieder im Vogelpark, bei den Kleingartenfreunden und auf dem Messplatz. Vielleicht erwischt man sie auch noch an anderen Ecken im Dorf und kann ihnen zuhören.

Am Dienstag ist Familientag und gegen 18.30 Uhr wird „Abstinenzla“ zu Grabe getragen. Dann sind die herbeigesehnten Kerwetage schon wieder vorbei.

Freie Autorin Marion Brandenburger ist seit 2004 freie Mitarbeiterin der SZ/HTZ für Altlußheim und Umgebung sowie für die Bereiche Kultur, Vereine und Kirche.

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