Altlußheim. Frischwasser gibt es wie alles andere im Leben nicht umsonst. Um den Verbrauch korrekt abrechnen zu können, müssen bislang entweder die Kunden selbst oder Mitarbeiter der Gemeinde die Zählerstände manuell ablesen. Letzteres geht nur mit Vor-Ort-Terminen, die entsprechend aufwendig sind. Nicht minder zeitraubend gestaltet sich der immer mal wieder nötige Zählerwechsel, der personelle Ressourcen des Bauhofs bindet, die dann für andere Aufgaben fehlen. Damit soll bald Schluss sein, moderner Technik sei Dank.
Long Range Wide Area Network oder kurz Lorawan heißt das Stichwort. Damit ist ein flächendeckendes drahtloses Netzwerk gemeint, das nach Angaben der Kommune eine niedrige Sendefrequenz verwendet und das energieeffiziente Übermitteln von Daten über lange Strecken erlaubt. Auf diese Weise sei es möglich, Hunderte oder mehr Sensoren innerhalb des Netzwerks zu verwalten und zu verarbeiten. Vervollständigt werde das System durch Gateways, welche die Daten sämtlicher Sensoren in ihrer Reichweite – sie liegt zwischen zwei Kilometern in innerstädtischen Bereichen und bis zu 15 Kilometern ländlichen Gegenden – empfangen und diese an die Netzwerkspeicher weiterleiten, wo sie mithilfe spezieller Software ausgelesen und analysiert werden. Sechs solcher Gateways sollten in die Altlußheim installiert werden, erklärte Experte Daniel Greising von Netze BW bei der Vorstellung des Projekts im Gemeinderat.
Die Geräte erkennen Leitungslecks und illegalen Ausbau
Zum Einsatz kommen derartige Netzwerke etwa beim Parkplatzmanagement, bei der Lichtsteuerung sowie beim Überwachen von Pegelständen oder Abfallbehältern. Prinzipiell seien sie aber auch zum Auslesen der Verbrauchszähler bei kommunalen Einrichtungen geeignet – so, wie es die Altlußheimer jetzt für ihre Wasserzähler planen. Der große Vorteil: Die Kunden müssen die Zählerstände nicht mehr ablesen, da diese einmal täglich automatisch erhoben und zur Abrechnungsstelle geschickt werden. Außerdem besitzen die mit Ultraschall ausgestatteten Wasserzähler eine wesentlich höhere Messgenauigkeit, hob Greising hervor. Nicht zuletzt könnten sie einen ungewöhnlich hohen Wasserverbrauch feststellen und sofort melden, sodass sich eine eventuelle Leckage schneller erkennen und beheben lasse. „Er merkt auch, wenn er illegal ausgebaut wird“, betonte er.
Ebenfalls angedacht: Der Tausch der digitalen Wasserzähler soll in Zukunft an einen externen Dienstleister vergeben werden. Die Ressourcen, die hierdurch freiwerden, soll der Bauhof für andere Tätigkeiten nutzen. Entlasten soll die Aktion zugleich das Rechnungsamt, das für die Jahresabrechnung von Wasser und Abwasser zuständig ist. Denn Schätzungen, wenn mal wieder die Jahresablesung nicht rechtzeitig vorliegt, oder Zahlendreher bei den Meldungen sollen dann der Vergangenheit angehören.
Die Kommune investiert mehr als 300.000 Euro
Beginnen soll der Austausch der Altlußheimer Wasserzähler 2026, die restlichen Geräte sollen im darauffolgenden Jahr den moderneren Exemplaren weichen. Ende 2027, so der Zeitplan, soll die Fernablese schließlich die bisherige Selbstablese ablösen. Insgesamt werden bei dem Vorhaben 1.943 Hauswasserzähler und 35 Großwasserzähler im Gemeindegebiet gewechselt. Das System ist Greising auf eine Laufzeit von zwölf Jahren ausgelegt, nach sechs Jahren wird es stichprobenartig überprüft. Die Strahlung, die von dem Netzwerk ausgeht, wenn es aktiv wird, betrage etwa 25 Milliwatt und sei mit einem Babyphone vergleichbar, also harmlos. „Wer ein Wlan-Netz zu Hause eingerichet hat, setzt sich einer viermal stärkeren Strahlung aus“, verdeutlichte er.
Den Eigenbetrieb Wasserwerk kostet das Projektmanagement kommendes Jahr rund 171.000 Euro sowie 2027 weitere 134.000 Euro. Für die Gemeinde fallen 2026 fast 4.500 Euro an einmaligen Kosten an. Dazu kommen laufende Kosten für die Zähler-Servicegebühren und die Gebühr für die Schnittstelle zum Abrechnungssystem. Diese betragen nächstes Jahr etwas mehr als 9.000 Euro. Ab 2027 belaufen sich die jährlichen Kosten für alle Wasserzähler auf rund 15.000 Euro. Da die neuen Zähler teurer sind, als die aktuell verbauten, müssen die Gebühren zum 1. Januar 2026 neu kalkuliert werden.
Der Altlußheimer Rat hat dem Projekt bereits zugestimmt und die Verwaltung damit beauftragt, die erforderlichen Arbeiten auszuschreiben und an den wirtschaftlich günstigsten Anbieter zu vergeben. Vor der Entscheidung erkundigte sich Holger O. Porath (Grüne), wie anfällig das Lorawan für Angriffen von außen ist. „Wir machen rein geschlossene Netze, um sie möglichst stark zu schützen“, antwortete Greising. Bisher habe es keine Vorfälle gegeben, bei denen sich jemand hineingehackt habe. Natürlich lasse sich so etwas nie hundertprozentig ausschließen. „Aber wir tun sehr viel, um den Schutz hochzuhalten.“
Wie erfahren die Betroffenen von einem Leck? Das wollte Friedbert Blaschke (FWV) wissen – und er erfuhr, dass die sowohl über eine Push-Nachricht funktioniert als auch über eine App. Entlastung für Bauhof und Rechnungsamt, endlich perfekte Abrechnungen und die denkbare Erweiterung des Netzes: Dem stimme seine Fraktion gerne zu, erklärte Klaus Oettinger für die Freien Wähler. Hinter dieser Investition stehe die Hoffnung auf effizientere Prozesse und Arbeitsabläufe, begrüßte auch Marco Veselka (CDU) das Projekt. „Ich habe als Zivildienstleistender an den Türen geklingelt und die Zähler einzeln abgelesen, wenn man mich reingelassen hat“, verriet Richard Schmitt (SPD). Im Vergleich dazu bedeute das Vorhaben einen deutlichen Fortschritt, der zuverlässige Zahlen bringe.
Eine zahlenlastige Ratssitzung in Altlußheim
Bei ihrer nächsten Zusammenkunft am Dienstag, 23. September, um 19.30 Uhr im Bürgersaal des Bürgerhauses beschäftigen sich die Altlußheimer Kommunalpolitiker mit dem überarbeiteten Mietspiegel sowie mit den Finanzen der Gemeinde. Bei Letzteren behandeln sie gleich mehrere umfangreiche Zahlenwerke: Auf dem Programm stehen der Jahresabschluss 2022 der Kommune und ihres Eigenbetriebs Wasserwerk, ein Zwischenbericht des aktuellen Haushalts sowie Anträge der Fraktionen zum Etat für das Jahr 2026. Darüber hinaus wird sich die Klimaschutzinitiative „Altlußheim – na klar!“ vorstellen und über ihre bisherigen Aktivitäten berichten.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/altlussheim_artikel,-altlussheim-wie-die-digitalisierung-der-wasserzaehler-in-altlussheim-gelingen-soll-_arid,2329316.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/altlussheim.html