Altlußheim. Im Anschluss an Lesungen stehen Schriftsteller meist für Fragen zur Verfügung. Und ob Kinder oder Erwachsene das Auditorium bilden, zwei Fragen sind dabei fast immer zu hören: Wie hat man zu seinem Metier gefunden und woher kommen die Ideen für die Bücher. Zwei Fragen, die Fabian Lenk kein Kopfzerbrechen bereiten, er hat quasi sein Steckenpferd zum Inhalt seiner Kinderbücher gemacht, wie er den Viertklässlern der Albert-Schweitzer-Schule erklärte, die zu einer Lesung in die Bücherei, den Bürgersaal, gekommen waren.
Fabian Lenk hat in München, Nürnberg und Düsseldorf als Redakteur gearbeitet
Das Schreiben selbst, stellte sich Lenk den Kindern vor, sei schon immer sein Beruf gewesen, er ist gelernter Journalist und hat 20 Jahre in München, Nürnberg und Düsseldorf als Redakteur gearbeitet. Mittlerweile schreibt er nur noch Bücher, kürzlich ist sein siebter Krimi für Erwachsene erschienen, die Zahl seiner Kinder- und Jugendbücher beläuft sich mittlerweile auf 236, die in 22 Sprachen übersetzt wurden, wie er den Schülern verriet.
Seine bekannteste Kinderbuchreihe sind die Zeitdetektive, von denen es bisher über 40 Bände gibt. Womit Lenk dabei angelangt war, den Viertklässlern sein Steckenpferd zu erläutern, das seinen Ursprung in der Schulzeit hat. Denn, bekannte er, in Chemie sei er eine große Pfeife gewesen, in Sprachen und Deutsch gut und im Sport sehr gut. Doch sein Lieblingsfach sei eindeutig Geschichte gewesen und das Interesse für historische Stoffe ist ihm bis heute treu geblieben.
Daher die Idee für die Zeitdiebe: Ein jugendliches Trio, verstärkt durch die Katze Kija, das mittels einer Zeitmaschine durch die Geschichte reist und spannende Kriminalfälle löst. Mit dabei sind Kim, sportlich, schlau und vorlaut, mit ihrer großen Klappe bringt sie Julian und Leon immer wieder in Schwierigkeiten, merkt Lenk an. Wobei Leon mehr der Draufgänger-Typ ist, Julian der Schlaukopf. Und die Katze, sie entstammt ihrer ersten Zeitreise, blickt mittlerweile auf ein über 1000 Jahre währendes Leben zurück und wohnt bei Kim.
Das Trio ist historischen Rätseln auf der Spur, von Dschingis Khan übers alte Rom bis hin zu Kolumbus, um nur einige Stationen zu nennen. Nach Altlußheim hatte Lenk Band 15 mitgebracht, „Kleopatra und der Biss der Kobra“, indem er der Frage nachgeht, ob die ägyptische Herrscherin wirklich mithilfe einer Schlange Selbstmord begangen hat.
Ganz klar, Lenk schreibt spannende, unterhaltsame Kinder- und Jugendbücher, doch trotz der fantasievollen Ausgangsbedingungen lässt er die Realität nicht außen vor. Bei dem Band mit Kleopatra irritierten ihn drei Fragen, die ihn zum Schreiben bewegten. So könne der Biss einer Kobra tödlich sein, doch eher für alte oder kranke Menschen, nicht für eine 39-Jährige, das Todesalter von Kleopatra, die 30 vor Christus starb. Zum Zweiten, erklärte er den Kindern, würden Kobras bis zu 2,50 Meter lang, die halte man sich nicht einfach an die Brust. Und letztlich: Der angebliche Selbstmord wurde 100 Jahre später von einem Römer schriftlich festgehalten.
Römer und Ägypter war damals eine heikle Sache. Kleopatra war die Geliebte Cäsars – ihr gemeinsames Kinder war Cesarion – das Römische Reich hatte in dem Land das Sagen. Immer wieder lehnen sich die Ägypter auf, nach der Schlacht von Actium ist deren Schicksal besiegelt. Kleopatra empfängt den siegreichen Octavian und kurze Zeit später ist sie tot.
War es Mord? Lenk hat einen potenziellen Täter in der Hinterhand
Viele Historiker, so Lenk, würden an der Selbstmordtheorie zweifeln, eher auf Mord setzen. Damals sei die Legende gestreut worden, um Unruhen in Ägypten, der Kornkammer des Römischen Reichs, zu vermeiden. Und mit Cesarion hat Lenk auch einen potenziellen Täter in der Hinterhand.
Vor diesem Hintergrund entwickelt sich eine spannende Geschichte, mit Flucht, Verlies und – an dieser Stelle nutzt Lenk die Gelegenheit, den Kindern zu erläutern, was ein Cliffhanger ist, „ihr sollt das Buch besser selber lesen, ihr habt ja eine tolle Bücherei, oder kaufen“, rät er und stellt sich den Fragen der Kinder.
Die wichtigste Erkenntnis dabei: Das Schreiben des Buches geht flink, zehn Tage hat Lenk dafür veranschlagt – die Vorbereitungen ziehen sich über Monate. Zunächst muss eine Idee her, dann ein Konzept, mit dessen Hilfe der Verlag überzeugt werden muss und letztlich ein Exposé, ein Schreibplan, in dem jedes Kapitel minutiös aufgeführt wird. Mithilfe dieser Kladde und jeder Menge Erfahrung geht das Schreiben flott von der Hand. Eine Empfehlung, die Lenk auch für die Schüler hatte, egal, ob beim Aufsatz oder beim Hundertmeterlauf, es braucht einen Plan – Anfang, Mitte und Ziel – der exakt abgearbeitet wird.
Nach einer kurzen Pause wurden die Zuhörer ausgetauscht, nun waren es die Drittklässler der Albert-Schweitzer-Schule, die gebannt der „Rache des Meisterdiebs“ folgten. Und auch hier kam die Spannung nicht zu kurz, sodass sich Büchereileiterin Petra Schupp zu Recht freute, so einen bekannten, tollen Autor in der Gemeinde zu haben. Und wie hat sie das geschafft? Einfach eine Mail geschrieben und gefragt, verrät Schupp ihr Erfolgsgeheimnis, mit dem sie die großen Namen in die Gemeinde holt.
Natürlich war auch hilfreich, dass sich Fabian Lenk zurzeit auf einer Lesereise durch Baden-Württemberg befindet.
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