Reilingen. Er sei stolz, sein Dorf im universitären Rampenlicht stehen zu sehen, freute sich Bürgermeister Stefan Weisbrod im neuen Rathaus-Foyer die Ausstellung „Grundsteine – Die Burg Wersau und die Universität Heidelberg“ eröffnen zu dürfen, nachdem sie im Frühjahr ihre Premiere in Heidelberg, an der „Ruperto Carola“, gefeiert hat.
Heute hat die Uni ihren lateinischen Namen abgelegt, nennt sie sich Ruprecht-Karls-Universität, doch der Namensgeber bleibt derselbe, Kurfürst Ruprecht I. Er hatte von Papst Urban VI. 1386 den Auftrag zur Gründung der Universität erhalten. Dieser Auftrag wurde im schriftlich mit der sogenannten päpstlichen Bulle übermittelt.
Bei Burg Wersau Gesandte des Papstes empfangen
Und hier kommt Reilingen beziehungsweise die Burg Wersau ins Spiel: Empfing hier doch Kurfürst Ruprecht I. am 24. Juni 1386 die Gesandten des Papstes Urban VI. und bekam die Urkunde mit der Genehmigung zur Einrichtung eines „studium generale“ für Heidelberg überreicht.
637 Jahre sind seitdem fast auf den Tag genau vergangen, rechnet Weisbrod bei der Eröffnung vor. Viel Zeit, in der die einst stolze Burg Wersau dem Vergessen anheim geriet, ihre Fundamente geschliffen und ihre Steine abgetragen wurden.
Ohne das Engagement von Bürgern, die das Wissen um die Burg Schicht für Schicht freilegten, wäre deren Bedeutung für die Gemeinde und die Universität Heidelberg wohl kaum ans Licht gekommen. Weisbrod nutze die Gelegenheit, den Pionieren der „ersten Stunde“, Dirk und Hella Müller, Willi und Karin Krüger sowie dem Arbeitskreis Burg Wersau für ihr Wirken zu danken.
Dr. Roland Prien vom Heidelberger Zentrum Kulturelles Erbe verband mit seinem Grußwort die Hoffnung, dass die Ausstellung nach ihrer Rückkehr aus Heidelberg mit dazu beitrage, die Burg Wersau in die Gemeinde zu tragen, ihre Bedeutung einer breiten Bevölkerungsschicht vor Augen zu führen. Wofür das Rathaus-Foyer mit seinem regen Publikumsverkehr bestens geeignet sei. Prien erhofft sich dadurch eine größere Akzeptanz für die anstehenden Pläne – die Verwirklichung des Archäologieparks rund um die ehemalige Burg.
Archäologiepark beider Burg Wersau in Planung
Benny Schaich-Lebek, der Vorsitzende des Fördervereins Burg Wersau und Sprecher des Arbeitskreises der Burg, knüpft an Prien an, stellte fest, dass die Pläne für den Archäologiepark vorliegen, ein Konzept erstellt sei und aktuell über die Finanzierung diskutiert werde.
Wie Schaich-Lebek darlegte, sei die Ausstellung an die hiesigen Gegebenheiten angepasst worden, so habe man auf zu sperrige Exponate verzichtet und sich als Höhepunkt mit der Präsentation der Urkunde, der päpstlichen Bulle befasst. Mit einem unerfreulichen Ergebnis: Diese ist nicht mehr vorzeigbar, hat unter dem Lauf der Jahre gelitten. Weshalb man sich entschlossen habe, ein Faksimile, eine originalgetreue Nachbildung, zu erstellen.
Hans-Jürgen van Akkeren erhielt den Auftrag, das Faksimile zu erstellen, dessen Finanzierung sich Gemeinde, Freunde Reilinger Geschichte und Förderverein Burg Wersau teilen und das durch die Universität genehmigt wurde. Keine leichte Aufgabe, wie van Akkeren erläuterte, der minuziös schilderte, wie er von der Beschaffung der Tinte, von einer Manufaktur, die sich aufs Mittelalter spezialisiert hat, bis hin zur passenden Feder die benötigten Utensilien beschaffte. Und dann musste er die original Bulle in mühsamer Arbeit aufbereiten, sie war nicht mehr zu lesen, bevor er sich an die Arbeit machen konnte. Ein spannender Blick ins Scriptorium, den er den Besuchern der Eröffnung bot.
Urkunde kehrt nach Reilingen zurück
Mit dem Faksimile kehrt die Urkunde nach 637 Jahren erstmals wieder nach Reilingen zurück und präsentiert sich, zusammen mit anderen Exponaten, den Besuchern der Ausstellung. Die zugleich einen tiefen Einblick in die Geschichte der Burg Wersau und in ihre geplante Zukunft erhalten.
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