Altlußheim. Mit seinen Thrillern ist er regelmäßiger Gast in der Spiegel-Bestsellerliste, am Mittwoch war er Gast in der Gemeindebücherei Altlußheim. Im Gepäck den vierten und abschließenden Band der Reihe um die Europol-Ermittler Jnga Björk und Christian Brand.
Bei einem Autor mit solch einer Reputation drängt sich sofort die Frage auf, was ihn in die Gemeinde gezogen hat. Die schöne Lage am Rheinbogen kann es wohl nicht gewesen sein. „Nein, ich habe ihn einfach per Messenger angefragt und er hat prompt zugesagt“, freut sich Büchereileiterin Petra Schupp über ihren Coup, der den Schriftsteller zur Lesung in den Bürgersaal lockte.
Und so unkompliziert wie die Kontaktaufnahme verlief, so entspannt entwickelte sich der Abend. Beck entpuppte sich als unprätentiöser Künstler, als ganz normaler Mensch mit einem, zugegebenermaßen, nicht ganz gewöhnlichen Beruf, eben Schriftsteller. Wobei ihm dieser Begriff wohl am besten zusagen dürfte, denn wie er bekennt, liebt er es, mit seiner Schrift Welten zu erschaffen, Figuren zum Leben zu erwecken.
Vom Finanz- und Unternehmensberater zum erfolgreichen Thriller-Autor
Und dass es die Liebe zur Schriftstellerei ist, die ihn antreibt, machte der Österreicher mit einem Blick auf seine Vita deutlich. Er ist studierter Jurist, arbeitete für eine Bank, machte sich als Finanz- und Unternehmensberater am Ende gar selbstständig – doch es war nicht seine Welt, stellt er im gut besuchten Bürgersaal fest.
Schon als Schüler galt seine Liebe der Sprache, Aufsätze gingen ihm dank seiner lebhaften Fantasie flott von der Feder und als Berater war er zugleich Blogger für Finanzfragen. Immer wieder habe er zu hören bekommen, schildert er, dass seine Texte sehr unterhaltsam seien und irgendwann fasste er den Mut, seine Geschichten in ein Buch einfließen zu lassen. 2013 erschien sein Erstling, damals noch im Eigenverlag, doch gleich mit durchschlagendem Erfolg – ein Verlag wurde auf ihn aufmerksam, der Beginn der Veilchenkrimis.
Veilchenkrimis nach der Protagonistin, einer Ermittlerin, die sich immer mal wieder ein blaues Auge holt – daher der Titel. Allerdings: Unter Jan Beck wird man die Bücher nicht finden, er schrieb sie unter seinem richtigen Namen, Joe Fischler. Wie auch die Reihe um Arno Bussi. Bei dieser schwingt viel Lokalkolorit mit, die Berge und der Humor kommen nicht zu kurz. Dazu eine Prise Wiener Schmäh – kein Vergleich mit seinen Thrillern. Weshalb er sich für diese das Pseudonym Jan Beck ausdachte – „sie sind eine Spur härter“, wie er schmunzelnd betont.
Für die Reihe hat er sich ein kongeniales Ermittlerduo ausgedacht – sie eine Schwedin mit bewegter Vergangenheit und Ganzkörpertattoo, nun Analytikerin bei Europol und geschätzt als Super-Recognizer, als Gesichtserkennerin. Er ein Österreicher von einer Spezialeinheit kommend – „die lebende Waffe“ – und wenig teamfähig: Zusammen sind Inga Björk und Christian Brand erfolgreiche aber nicht unumstrittene Ermittler in den Reihen von Europol.
Was Beck unter einer Spur härter versteht, wird ersichtlich, als er kurz die Erzählstränge der vier Bände umreißt. Geht es im ersten Band um Menschenjagd, so handelt der zweite von einem Spiel, bei dem Menschen sterben, Menschen den Lauf der Dinge aufhalten könnten, und geht es im dritten Band um Statuen, in denen sich menschliche Körper verbergen – ähnlich den Körperwelten, doch ohne Freiwilligkeit und schon vor dem Tod in Szene gesetzt.
Allerdings, dies mach Beck deutlich, es geht ihm nicht um Gewalt der Gewalt willen, es muss kein Blut spritzen oder grauenerregend gemordet werden, es geht ihm um ein, wie er es ausdrückt „hartes Setting“, eine zugespitzte Ausgangslage, die den Protagonisten als Kulisse dient.
Menschen werden wahllos in verschiedenen Ländern getötet
Und wenn es einen roten Faden gibt, der sich durch die Bände schlängelt, dann ist es die Öffentlichkeit, die Interaktion. Besonders explizit im vierten Band, „Das Ende“, in dem wahllos Menschen in verschiedenen Ländern getötet werden. Das einzig Verbindende: Sie sterben vor laufender Kamera, ihr jeweiliger Tod wird Stunden zuvor im Internet angekündigt und letztlich zur voyeuristischen Gewalttat.
Seinen Zuhörerin im Bürgersaal hat der Österreicher auf jeden Fall Appetit gemacht und begeistert erkundigen sie sich am Ende der Lesung nach seinem Leben als Schriftsteller. Beck gibt bereitwillig Auskunft, bezeichnet sich als „Nine to five“-Menschen – er hat ein eigenes Schreibbüro, dort kann er sich ausleben, „leer schreiben“, und zum Feierabend die Sujets hinter sich lassen.
Momentan ist er allerdings mehr ein abendlicher Schreiberling – seine Tochter ist gerade mal ein Jahr alt und so nutzt er deren Schlafphasen zum Schreiben und freut sich ansonsten, ihr viel von seiner Zeit widmen zu können.
Jan Beck möchte eventuell ein Kinderbuch schreiben
Und für alle Fans im Saal hat er ein gute Nachricht – er hat schon Ideen für eine neue Reihe. Wahrscheinlich wieder ein Krimi, denn was „Schönes“ wollen die Leute nicht lesen, wie er lächelnd auf eine Frage antwortet. Allerdings, meint er mit Blick auf seine Tochter – ein Kinderbuch kann es sich gut vorstellen.
Abschließend dankt Beck Petra Schupp und Esther Kramer von der Bücherei und ihrem Team für die tolle Betreuung den Tag über, selbst den Speyerer Dom hat er besichtigen dürfen, signiert Bücher und verspricht, gerne wieder in die Bücherei zu kommen.
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