Tradition

8000 Zuschauer feiern Narrenparade bei Brühler Faschingsumzug

Beim 63. Brühler Fasnachtsumzug säumten 8000 Menschen die Straßen und genossen das ideale Narrenwetter sowie den Ideenreichtum der teilnehmenden Gruppen.

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Ralf Strauch
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Die hölzerne Partytherme des Kurpfäzischen Reit- und Pferdesportvereins sorgt für durchweg heiße Stimmung auf dem Zugweg. © Andreas Gieser

Brühl. Beim Ordnungsamt war man sich einig: Das waren über 8000 Menschen, die den 63. Brühler Fasnachtsumzug am Dienstag anschauten. Das ideale Narrenwetter war sicherlich ein Grund für diese rekordverdächtige Zahl, der Ideenreichtum der teilnehmenden Gruppen zweifellos ein zweiter. Zugmarschall David Mahl hatte die Narrenparade so geschickt zusammengestellt, dass der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Brühl sowie die beiden Guggenmusiken der „Heddesema Zahlenkracher“ und Ketscher „Hewwelguggler“ nicht mit den phonstarken Wagen der „Belzkiddl“ ins musikalische Gehege kamen. Mit den Heddesheimern war zudem ein Opener ausgewählt, der direkt für Stimmung am Straßenrand sorgte.

Riesig war die Fußgruppe des Turnvereins, die mit Vorstandsmitgliedern in antiken Gewändern und mit Kranz im Haar sowie mit einer Vielzahl von jungen Sportlern mit den fünf Ringen auf dem Kopf die Olympiade nach Brühl holten. Im Schein der Flamme brachten sie die Hoffnung zum Ausdruck, dass dort die sportlichen Leistungen und Fairplay über die Macht des Geldes siegen sollen.

Trainierte Muskelmänner und Kängurus bereichen den Brühler Fasnachtsumzug

Eine Goldmedaille verdient sicherlich die TVB-Zumba-Gruppe, die die Umzugsstrecke tanzend zurücklegte. Auch die hüpfenden Kängurus von „Sami’s Kangoo Club Rhein-Neckar“ der Brühlerin Samantha Bruns zeigten ihren Sport eindrucksvoll ausdauernd auf dem Zugweg. Auch die Fahnenschwenker des Countryclubs „Buffalo’s“ erlebten auf dem Zugweg ihr Workout für die Oberarme. Was derart trainierte Muskelmänner und -frauen machen, setzte der Reiterverein um, denn der hatte seinen Motivwagen kurzerhand zur hölzernen Partytherme mit einem Aufguss nach dem anderen verwandelt.

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Etwas morbide trat die Waghäuseler Truppe „Kurz vor knapp“ auf, die den „Día de los Muertos“, also den Tag der Toten – wohl der wichtigste mexikanische Festtag, der den Tod und das Leben zelebriert – in Szene setzte. Ansonsten war beim Umzug die Farbe Schwarz dem großen Block der „Belzkiddl“ vorbehalten, den Mahl diesmal als geschlossene Einheit am Ende des Umzuges platziert hatte.

Die Funktionäre und Sportler des Turnvereins tragen das olympische Feuer durch den Ort und hoffen auf faire Wettkämpfe in Paris. © Cheesy

Auch wenn Traditionalisten etwas den Kopf über diese Form der Brauchtumspflege schütteln – die Gruppen, die vorrangig aus dem nördlichen Landkreis Karlsruhe stammen, verstehen es, Party zu machen und junge Menschen für die Umzüge zu begeistern.

Schlichtweg Bunt: Der Brühler Fasnachtsumzug punktet mit Farbenfreude

Eine zweite wichtige Farbe bei der Brühler Narrenparade hieß schlichtweg Bunt. In Rosa- und Lilatönen verkündeten beispielsweise die Aladdins und Prinzessinnen Jasmin zusammen Pappmache-Dschinnis der Hoggema Jugend „1001 Nacht – mit unserer Wunderlampe wird Frieden gebracht“. Das Thema Frieden wurde auch von der Gruppe AGAA umgesetzt – alledings in Blautönen, denn als Regenbogenfische ging es in ein Meer aus Seifenblasen: „Über Wasser streiten sich alle um Macht und Geld, drum tauchen wir ab in unsere friedliche AGAAlantiswelt“, hieß das Motto. Und auch die Reilinger „Kraichbach Schlabbe“ wagten den Sprung ins kühle Nass – sie aber als fröhliche Quallen, die verkündeten: „Auf der Welt hier oben passiert zu viel Schund, darum feiern wir KarneWal auf dem Meeresgrund“.

Die Preisträger vom Brühler Fasnachtsumzug

Die Jury aus Bürgermeister Dr. Ralf Göck, Katja Rheude, Wolfram Gothe, Lothar Ertl, Eckhart Güttler und Jochen Ungerer hat die teilnehmenden Gruppen des Umzugs beurteilt.

Bei den Motivwagen siegen die Winnie Poohs der Gruppe Club BKA 02 vor der Unterwasserwelt der AGAA und de r Partytherme des Reitvereins.

Bei den Fußgruppen gewann die Olympiade des Turnvereins. Auf den Plätzen folgen die Fahnenschwenker und Tänzer des Countryclubs „Buffalo’s“ und den Hüpfern von „Sami’s Kangoo Club Rhein-Neckar“.

Oberhalb der Wasseroberfläche dominierte das Grün der Landjugend Heidelberg. Ihre Peter Pans und Tinkerbells hatten das Piratenschiff samt Beibooten gekapert und verbannten alle Sorgen aus ihrem Nimmerland.

Nächste Farbe: Gelb. Die kam gleich zweimal vor. Zum einen rund um den gewaltigen Honigtopf des Clubs BKA, um den zig Pooh-Bären hüpften und als „Pooh-litiker“ ihre Wähler suchten. Zum anderen beim Fides CC, der mit gewaltigen Drachen auf die „Gelbe Gefahr“ aus China hinwies.

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Etwas gefehlt haben bei den fantasievollen Fußgruppen und Motivwagen die wirklich lokalen Themen, die närrisch durch den Kakao gezogen werden. Oder um es anders zu sagen: Die Kolpingfamilie hat dem Vernehmen nach vielen Zuschauern gefehlt. „Die haben immer viel Lokalkolorit in den Umzug gebracht“, meinte Hexe Katja, die das fröhliche Geschehen in der Hauptstraße verfolgte.

Frohsinn ist keine Frage des Alters – nur die Ohren wollen gut geschützt sein. © Andreas Gieser

Mit großem Engagement dabei waren die vielen Tollitäten, Elferräte und Garden, die alle Farben ihrer Karnevalsvereine bei der Brühler Narrenparade vertraten. So waren die SCG Schwetzingen, die Heidelberger Schlossnarren, die „Röhrhöfer Göggel“ der KC Phönix Schwetzingen, der PCC Plankstadt, die HCG aus Hockenheim, die KG Narrhalla Ketsch und natürlich die gastgebenden „Brühler Kollerkrotten“ dabei. Deren Fußgruppen präsentierten sich mal als Hühner mit Kükenstall, mal als Bärchen oder Narren – und das die ganze Wegstrecke über in bester Stimmung.

Redaktion

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