Gemeinderat

Abwasser wird wohl teuerer

Steigenden Kosten bei Kanalinstandhaltung und große Investitionen ins Klärwerk werden umgelegt

Von 
Ralf Strauch
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Der Gemeinderat entscheidet in seiner nächsten Sitzung, ob die Abwassergebühren in der Kommune deutlich angehoben werden. © strauch

Brühl. Kein schönes Weihnachtsgeschenk wird aller Voraussicht nach der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung dieses Jahres am Montag, 16. Dezember – ausnahmsweise ab 18 Uhr – für die Einwohner von Brühl machen. Mit ziemlicher Sicherheit werden die Fraktionen eine Erhöhung der Abwassergebühren beschließen. Dass diese Entscheidung fast schon zwingend ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Aufsichtsbehörden von den Kommunen fordern, dass bei der Abwasserbeseitigung eine 100-prozentige Kostendeckung angestrebt werden soll – die Kommune darf in diesem Bereich keine Gewinne oder Verluste machen. Das bedeutet alle Kosten dafür müssen auf die Einwohner umgelegt werden.

Die Thematik der Abwassergebühren ist rechtlich sehr komplex und wird ständig durch die Rechtsprechung überprüft und fortgeschrieben. Nachdem die Gemeindeprüfungsanstalt bei ihrer jüngsten Prüfung dieser Thematik eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet hatte, hat die Gemeinde inzwischen lieber einen externen Dienstleister in Anspruch genommen, der sich unter anderem auf solche Kalkulationen spezialisiert hat.

Plus von rund 18 Prozent

Nach dessen Berechnungen sollte die Gebühr von bislang 3,33 auf nunmehr 3,93 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser angehoben werden. Das ist ein Plus von immerhin rund 18 Prozent. Als Grundlage dient dabei die Frischwasserversorgung – nach dem Motto: Was ins Haus hineinfließt, muss ja auch in annähernd gleicher Menge wieder entsorgt werden.

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Bei den Haushalten, die beispielsweise für die Gartenbewässerung eine extra Wasseruhr haben, reduziert sich die Menge entsprechend.

Dazu kommt noch das Niederschlagswasser, das die Haushalte in die Kanalisation Richtung Klärwerk ableiten. Da berechnet sich die anteilige Gebühr nach den versiegelten Flächen rund um das Gebäude. Pro Quadratmetern wird da wohl eine Gebühr von 91 Cent fällig, bisher sind es 78.

Doch wie wird dieser nicht unerhebliche Anstieg der Gebühren begründet? Die Betriebskostenumlage der Kläranlage des Zweckverbandes wird für die Gemeinde im kommenden Jahr aufgrund der anstehenden Sanierungen um etwa 300 000 Euro höher ausfallen als noch im Vorjahr. Im Vergleich zu 2022 ist die Umlage inzwischen sogar um über 900 000 Euro nach oben gegangen. Diese Kostensteigerung schlägt sich dann natürlich auch unmittelbar auf die Abwassergebühren der Einwohner nieder.

Aufwendungen werden mehr

Und auch die Kosten für die Kanaluntersuchung und -reparatur werden nicht geringer. So wurden im Auftrag der Gemeindeverwaltung in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 250 000 und 475 000 Euro in entsprechenden Kleinmaßnahmen im weit verzweigten Netz abgearbeitet.

Also hat die Gemeinde auf der einen Seite die zu erwartenden Kosten, die sie durch die prognostizierte Verbrauchsmenge der Einwohner teilen muss, um den Gebührensatz zu erreichen. Wieso benötigt man dazu einen externen Gutachter? Nun, so einfach ist die ganze Sache nicht, denn es muss beispielsweise noch der Kostenanteil der Straßenentwässerung in die Berechnung einbezogen werden, der sich als Betriebs- und kalkulatorischen Kosten in einem bestimmten Mischungsverhältnis zusammensetzt. Dann muss erarbeitet werden, in welchem Anteil die Einrichtungen von der Kanalisation bis zum Klärwerk beim Schmutz- und welcher beim Niederschlagswasser zu Buche schlagen muss, damit die Kosten gerecht auf die insgesamt rund 620 000 Kubikmeter zuzüglich dem voraussichtlich anfallenden Regenwasser verteilt werden.

All diese Daten hat das Fachbüro erarbeitet, zusammengetragen und dann in bestimmten Gewichtungen auf die beiden Gebührensätze verteilt. Am Ende kamen die beiden Beträge heraus, über die der Rat nunmehr zu befinden hat – aber alles andere als ein Ja zum Beschluss wäre überraschend.

Doch der Rat hat noch andere Themen auf der Tagesordnung. So geht es um die Mittel für das Umweltförderprogramm, die 2025 nach oben hin gedeckelt werden sollen. Auch sollen keine Betonkraftwerke mehr gefördert werden. Im ausklingenden Jahr waren die nach einer zusätzlichen Aufstockung insgesamt bereitgestellten Fördermittel von 215 000 Euro bereits im Juni ausgegeben gewesen. Zudem steht die Mietpreisordnung für die Villa Meixner auf der Tagesordnung und der Zuschuss für die Halle im Vereinshaus Rohrhof. Im Finale geht es dann noch um den 1050. Geburtstag des nördlichen Ortsteils 2026.

Redaktion

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