Brühl. Es ist nicht die erste Amtseinführung eines Jugendgemeinderates, die Bürgermeister Dr. Ralf Göck vornimmt. Aber es fällt auf, dass er jedes Mal sichtlich stolz ist. Auch bei der jüngsten Inthronisation im Rathaus ließ er keinen Zweifel daran, dass die politische Bedeutung des Jugendgemeinderates eminent sei.
Politik, so der Bürgermeister, dürfe nicht nur die Sache der Erwachsenen sein. Anders formuliert, eine Politik, die lediglich die Interessen der Erwachsenen im Blick habe, greife systemisch immer zu kurz. Sie sei sozusagen unterkomplex, was sich auf die Tragfähigkeit von politischen Lösungen negativ auswirke. Politik funktioniere so nicht und vor allem würden so, wenn sie ihren Zeithorizont auf die Interessen der Älteren verkrümmt, keine nachhaltigen Lösungen produziert.
Besonders gefreut hat sich der Bürgermeister nach eigenem Bekunden, dass es nach Jahren der Stagnation bei der Kandidatensuche, dieses Mal wieder gelungen sei 18 Kandidaten zu finden, von denen nun zwölf in den Jugendgemeinderat eingezogen seien.
Aktiv und passiv wahlberechtigt waren alle Einwohner des Ortes zwischen 14 und 22 Jahren. In der Hufeisengemeinde fanden sich damit 1046 mögliche Wähler. Tatsächlich von ihrer Stimme Gebrauch gemacht haben aber nur 56 junge Menschen. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von etwas über fünf Prozent. Schon etwas niedrig, war man sich einig, aber die Zwölf scheint das nicht weiter zu betrüben. Sie wollen nun die Stimme der jungen Generation sein und deren Interessen in den politischen Prozess einbringen. Dabei scheinen Treffpunkte für Jugendliche im öffentlichen Raum eine hohe Priorität zu genießen. Für Cheyenne Bachmaier, die zur Verpflichtung ihres Amtes auch ihren 15. Geburtstag feierte, ist das für die kommenden Monate ein zentraler Punkt.
Neben Bachmaier wurden auch Arthur Böhme, Florine Büchner, Naomi Zelt, Dominik Reul, Florian Deutsch, Juliana Schwaiz, Jonathan Pott, Yusuf Mehmet Yüceer, Marko Cupic, Valerie Kornmüller und Arthur Singer in das Gremium gewählt. Allen sagte der Bürgermeister, dass das keine symbolische Rolle sei, „sondern eine echte Möglichkeit Veränderungen anzustoßen. Dabei werdet ihr auch auf Schwierigkeiten treffen. Es sei nicht immer ganz leicht zwölf Meinungen unter einen Hut zu bringen und dann mit einer Stimme zu sprechen. Der Kompromiss sei die Königsdisziplin der Demokratie“. Und es sei genau diese Disziplin, die die Demokratie im Vergleich zu allen anderen politischen Herrschaftsformen so überlegen mache. Insofern sei der Jugendgemeinderat auch eine gute Schule für die Demokratie.
Zum Schluss versicherte der Rathauschef den Mitgliedern des neuen Jugendgemeinderates, der die nächsten beiden Jahre im Amt ist, dass sie die Unterstützung der ganzen Gemeinde genössen. Und es gelte: „Seid mutig, seid kreativ und habt keine Angst neue Wege zu gehen.“ Damit könne sichergestellt werden, dass die Hufeisengemeinde ein Wohlfühlort für alle Generationen bleibe.
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