Umweltthema

Bauarbeiter in Brühl schützen sich vor dem Untergrund

MVV verlegt zurzeit Leitungen in Rohrhof und sichert dazu die Bauarbeiter umfassend ab, weil der Untergrund als frühere Deponie belastet zu sein scheint.

Von 
Ralf Strauch
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Die aufgerissene Asphaltdecke zur Verlegung verschiedener Leitungen in der Wieland- und Gartenstraße ist mit Planen abgehängt das verwundert nicht wenige Passanten. © Ralf Strauch

Brühl. Spontan von unserer Zeitung auf die Baustelle in der Rohrhofer Wieland- und Gartenstraße angesprochen, zeigen sich der Brühler Bürgermeister Dr. Ralf Göck und Ortsbaumeister Reiner Haas zunächst überrascht. Sie wüssten nicht, warum dort alles abgehängt sei und die Arbeiter sogar Atemschutzmasken und Schutzanzüge tragen würden, erklären sie ad hoc im Gespräch am Rande der Sitzung des Technischen Ausschusses des Gemeinderates.

Der Energieversorger MVV schließt dort zurzeit mehrere Gebäude neu an das Fernwärmenetz an. Gleichzeitig nutzt das Unternehmen in Absprache mit der Gemeinde Brühl die Gelegenheit, um eine Wasserleitung in diesem Bereich zu sanieren. Die Arbeiten sollen voraussichtlich bis Ende Juli abgeschlossen sein.

Bauarbeiter sind in Rohrhof unter Vollschutz tätig

Doch so mancher Passant der für den Autoverkehr derweil gesperrten Straße wundert sich: Die Absperrgitter sind mit Planen abgehängt, es gibt Hinweistafeln, die für die Baustelle umfassende Schutzbekleidung fordern, und die Mitarbeiter des ausführenden Unternehmen Sax + Klee gehen nur unter Vollschutz in die Baustelle.

Auf großen Transparenten wird darauf hingewiesen, dass der Baustellenbereich nur von Befugten in entsprechendem Vollschutz betreten werden darf. © Ralf Strauch

Am Donnerstag nun noch einmal auf das Thema angesprochen, erklärte Göck, dass es sich um eine arbeitsrechtliche Vorsichtsmaßnahme handele, um die Mitarbeiter der Baufirma vor „eventuell möglichen Belastungen“ zu schützen. Der kommunale Umweltberater Andreas Askani führt weiter aus, wo das Problem liegt. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg sei der Bereich rund um das heutige Areal des Sportvereins Rohrhof als Deponie genutzt worden. Zum einen wurden dort Schlacken der Reichsbahn abgekippt, also die Verbrennungsrückstände aus den Dampflokomotiven und dem Kraftwerk, zum anderen Industrieabfälle aus der Anilinproduktion, auch bekannt als Benzenamin beziehungsweise Benzolamin, Aminobenzol und Phenylamin – chemische Verbindungen, die in der Industrie für die Herstellung von Farben, Lacken, Kunstfasern, Kautschuk und Medikamenten verwendet werden.

„Möglicherweise in Verdacht stehende“ Erde

„Ja“, erinnert sich ein Anwohner dort, „da gab es vor Jahren eine Erkundung“. Man habe sie damals seitens des zuständigen Wasserrechtsamtes darauf hingewiesen, dass sie Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten gründlich abwaschen sollten. Und Bürgermeister Dr. Ralf Göck fügt hinzu, dass es deswegen am Spielplatz an der Ecke dort auch keinen Sandkasten geben würde, damit ansonsten zu tief buddelnde Kinder mit ihren Schäufelchen und Förmchen nicht auf „möglicherweise in Verdacht stehende“ Erde im Untergrund stoßen könnten.

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Gleichwohl betont Askani, dass er seitens des Wasserrechtsamtes inzwischen erneut Entwarnung bezüglich der Bodenbelastung in Rohrhof bekommen habe. Es gebe dort eine keine gesundheitliche Gefährdung für die Anwohner, fasst Askani die ihm vorliegenden Erkenntnisse zusammen. Ein Gutachten kurz vor dem Einrichten der aktuellen Baustelle habe diese Einschätzung noch einmal explizit bekräftigt.

„Keine Gefahren durch die Baustelle“

Seitens des Versorgungsunternehmens MVV heißt es, dass für die Verlegung der Leitungen und den Anschluss der Gebäude Aushubarbeiten notwendig seien, bei denen unter anderem Teile der Asphaltdecke entfernt werden müssten. „Da bei den Abbrucharbeiten Staub entstehen kann, sind auf behördliche Anordnung erhöhte Arbeitssicherheitsvorkehrungen für diese Baumaßnahme erforderlich. Diese beinhalten unter anderem das Tragen von Schutzanzügen durch die beteiligten Mitarbeiter. Für die Aushubarbeiten in persönlicher Schutzausrüstung sind noch etwa zwei Wochen eingeplant.“

Alle Angesprochenen betonen aber gegenüber unserer Zeitung, dass für die Bewohner dieser Rohrhofer Bereichs keine Gefahren durch die Baustelle bestehen würden.

Redaktion

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