Literatur

Biblische Geschichten auf Kurpfälzisch aus Brühl: „Jedes kann en Engel sei“

Pfarrer i. R. Oskar Ackermann veröffentlicht sein zweites Buch mit biblischen Geschichten in Mundart: Bibelgeschichten in dieser „Schbrooch“ zu erzählen, mit viel Humor und Kenntnis der Schrift – das ist genau sein Ding.

Von 
Ralf Strauch
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Bei einer Lesung des ersten Bandes „Üwwer’s Wasser dänzle“ stellen Fotograf Michael Anselm, Buchhändlerin Barbara Hennl-Goll und Autor Oskar Ackermann 2020 die „G’schichtle“ vor. © Wolfgang Schwindtner

Brühl. „Des sin schon uendlich viel G’schichtle, die üwwerall uff de Welt verzählt were, wie unser Erd un s ’All entstande sei keend.“ Am Anfang steht das Wort – diesmal im „symbadische Kurpälzisch“. Bibelgeschichten in dieser „Schbrooch“ zu erzählen, mit viel hintergründigem Humor und noch mehr Kenntnis der Schrift – da kann es in Brühl nur einen Experten geben: Pfarrer i. R. Oskar Ackermann. Und weil er die zwei Buchstaben hinter dem Pfarrer nicht ganz so konsequent verfolgt, ist er halt nicht im Ruhestand, sondern hält seine Mundartpredigten und verfasst nach wie vor voller Hingabe seine „biwwlische G’schichtle“.

Und diese Übertragungen von Altem und Neuem Testament in die Sprach- und Denkweise der Region hat er nun in einem zweiten Buch zusammengefasst. „Määner sehe“ ist der Titel des Bandes, der aktuell auf den Markt kommt und den Ackermann am Dienstag, 7. März, ab 19 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum vorstellen möchte.

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Schon Martin Luther erklärte, man müsse „dem Volk aufs Maul schauen“. Gemeint war, die Heilige Schrift so zu kommunizieren, dass sie jeder verstehen konnte. Der Reformator und Bibelübersetzer hörte ganz genau hin, wie den Leuten um ihn herum der Schnabel gewachsen war und rang unermüdlich um jedes Wort.

Biblische Geschichten auf Kurpfälzisch aus Brühl: Das Problem mit dem Wasser

Und genau das macht Ackermann auf seine Weise auch – wie auch schon seinem ersten Band „Üwwer’s Wasser dänzle“ unterhaltsam, mit viel Wortwitz, aber niemals ohne den entsprechenden Respekt vor der Vorlage. Da kommt es auch nicht blasphemisch rüber, wenn Gott zu Moses sagt: „Gugg e Mol, Mose! Was siehschd’?“ Oder wenn aus den Jüngern die „Boscht“ werden, aus Maria „em Jesus sei Mamme“. Aber auch inhaltlich macht sich Ackermann ganz pragmatische Gedanken. Beispielsweise bei der Hochzeit zu Kana, wenn die Verwandlung von Wasser zu Wein eigentlich ganz beiläufig passiert, dafür aber die Vorbereitung stärker gewürdigt wird: „Gar ned so eefach, uff die Schnelle üwwer 600 Liter Wasser herz’hole!“

Ackermann macht Lust auf die biblischen Geschichten – auch auf die hochdeutsche Version, die er seiner Auslegung stets voranstellt. Es sind zumeist Textstellen, die gut bekannt sind, aber eben auch weniger häufig gehörte. Doch alle Geschichten eint, dass durch die Übertragung Ackermanns manches eine neue Perspektive erhält. Und deshalb, so verrät Ackermann, nennt er seine Geschichten auch „Drum-rum-Verzählunge“. Er habe seine Freude daran gehabt, dabei manchmal auch ein wenig zu fabulieren, ja sogar neue Personen einzuführen, gesteht er mit einem verschmitzten Lächeln.

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Seine Protagonisten erhalten durch die „Schbrooch“ nicht selten eine menschlichere Note ohne dabei vom Thron der Dreifaltigkeit gestoßen oder – was bei solch einer Herangehensweise anderen passieren könnte – sogar zur Witzfigur zu werden. Ackermann „hod’s druff“.

Biblische Geschichten auf Kurpfälzisch aus Brühl: Riesiger Erfahrungsschatz

Da merkt man auch die Erfahrung des Autors. Der 1943 in Kolochau im Kreis Herzberg Elster geborne Ackermann startete seine Karriere als Pfarrer 1971, seine letzte Station im Amt war Brühl. In den vergangenen 28 Jahren hat der beliebte Seelsorger 32 Mundartpredigten gehalten – davon auch einige, nachdem er 2006 in den Ruhestand gewechselt ist.

Aber: Braucht es die Geschichten in Mundart, um die Bibel verständlicher zu machen. Von seinen Lesern kommt ein klares Ja. Schließlich, so sagt auch Ackermann, der keinesfalls leichtfertig mit dem Buch der Bücher umgeht, „Glauben ist ja ein lebendig Ding“. Die Grundaussage bleibt: „Gott sei Ehr und Dank!“

Abgerundet wird das Buch „Määner sehe – 30 Biwwlische G’schichte drum-rum verzählt in symbadischen Kurpfälzisch“ von Bildern, die der Fotograf Micheal Anselm in Brühl und Rohrhof aufgenommen hat. Es sind aktuelle Momentaufnahmen, die zwar nicht unbedingt immer einen direkten Bezug zu den Geschichten haben, aber trotzdem sehr schön in den Rahmen des Buches passen.

Info: „Määner sehe“ von Oskar Ackermann ist mit der ISBN 978-3-347-69761-4 im Verlag Tredition erschienen. Die 152 Seiten kosten 14 Euro.

Redaktion

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