Brühl. „Es ist schon eine eigenartige Entwicklung“, sagt Klaus Triebskorn von der Brühler Initiative. Da sei lange gekämpft um Räumlichkeiten für eine Fahrradwerkstatt worden, mit dem Ziel, Bedürftigen und Flüchtlingen zur Mobilität zu verhelfen und die ressourcenschonende Wiederaufbereitung gebrauchter Räder zu ermöglichen. Im Dezember 2016 sei es dann endlich soweit gewesen, als ein Raum im Keller des Schillerschulpavillons wird frei wurde. Auf 35 Quadratmetern richte sich die Initiative ein, habe Werkzeuge und Vorrichtungen, Regale und natürlich jede Menge Ersatzteile gekauft, erinnert sich Triebskorn.
Schon mehrere Monate vor der Eröffnung wurden Fahrräder entgegengenommen und auf privaten Flächen und im Freien repariert und weitergegeben. Denn die Nachfrage nach den begehrten „stählernen Rössern“ war und ist groß. Ein Vertrag zur Nutzung der Räumlichkeit sei mit der Gemeindeverwaltung geschlossen worden.
Aus Alträdern entstehen in Brühl neue
Die ersten Räder zum Reparieren kamen aus dem Bekanntenkreis, aus anderen Fahrradwerkstätten und häufiger aus dem Lager des Polizeipostens Brühl. Letztere herrenlose Räder werden auf Gemeindegebiet eingesammelt. Und wenn sich nach langer Zeit kein Besitzer meldet, holen die Ehrenamtlichen die Räder ab und arbeiten sie auf.
Und natürlich erhalte man immer wieder von Bürgern Räder, die nicht mehr benötigt würden. Das braucht Lagerplatz. Wenn sie nicht wieder reparierbar sind, dann werden die bereitgestellten Fahrräder zum Ersatzteillager. Den Raum dafür findet das Team mit Erlaubnis der Gemeindeverwaltung in den sogenannten Katakomben, in einem sehr niedrigen Zwischengang von Schillerschule bis Hallenbad, unterhalb des überdachten Pausenhofs.
Fahrradreparateuren fehl der Zugang zu Rädern und Ersatzteilen
„Weit über 100 Räder lagern dort und warten auf eine Reparatur oder auf Ersatzteilentnahme. Dazwischen eine Brandschutztüre, zu der wir keinen Schlüssel erhalten. Wir sind auf die geöffnete Türe durch die Hausmeister angewiesen“, berichtet Projektleiter Triebskorn, der von Anfang an dabei ist. Die Tür ist zwar zumeist offen, oft aber auch nicht, berichten seine Mitstreiter. Das werde häufig reklamiert, denn den Fahrradreparateuren fehle damit der Zugang zu den Rädern und Ersatzteilen.
„Auch während der Schulferien, in denen wir meist geöffnet haben, ist die Türe oft verschlossen, obwohl Hausmeister auch in den Ferien anwesend sind“, erklärt Hermann Scheuler aus dem Team.
„Wegen aktuell erneuter Kritik an der geschlossenen Tür, schreiben uns nun die Hausmeister an, dass nach einem Gespräch mit dem Hauptamtsleiter der Gemeinde von dort entschieden wurde, dass die Türe künftig zu allen Schulferienzeiten geschlossen bleibt“, ist Triebskorn enttäuscht.
3.440 Einsatzstunden und über 400 reparierte Räder
„Von 14 Wochen Ferien sind das mindestens zehn, in denen der notwendige Zugang zu Rädern und Ersatzteile verschlossen ist. Da macht unsere Anwesenheit wenig Sinn, zumal zusätzlich auch außerhalb der Ferien die Türe oft verschlossen bleibt“, resümiert Steffen Scheuler, ebenfalls seit vielen Jahren mit dabei, mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten einer der wichtigsten Männer im Team, „vor allem mit dem zu erwartenden Zuzug von Flüchtlingen müssen wir mit erhöhter Frequentierung unserer Werkstatt rechnen. Da werden wir jede Woche brauchen, um die Nachfrage zu befriedigen“.
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Nun fragt man sich in der Gruppe, ob das Projekt womöglich vor dem Aus stehe, denn „mehr Ehrenamt pro Woche ist nicht drin. Das bestätigen schon die bisher erbrachten Stunden, aktuell über 3.440 Einsatzstunden und über 400 reparierte Räder“, ist sich das Team einig.
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