Im Interview - Lisa Naber, Anja Gross und Franziska Pristl bilden die Spitze der TVB-Abteilung / Nach Corona-Zwangspause will das Team nun richtig durchstarten / Menschenführung als wichtige Aufgabe

Brühler Handballabteilung setzt auf junge Frauenpower

Von 
Martina Lederer
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Die beiden Abteilungsleiterinnen Anja Gross (v. l.) und Lisa Naber sowie die Verantwortliche für Finanzen und Marketing Franziska Pristl bilden den Kopf der TV-Handballer. © Lederer

Brühl. Vereine sind der gesellschaftliche Kitt, der Jung und Alt aufgrund gemeinsamer Interessen zusammenbringt und -hält. Alle, die diese sportlichen und sozialen Aspekte, nicht erst seit Corona das nicht mehr zuließ, schätzen, wissen, wie wichtig dabei ehrenamtliches Engagement ist. Dabei sind vor allem in den leitenden Funktionen oft ältere Mitglieder aktiv, da der Nachwuchs oder die Bereitschaft der Jüngeren fehlt, aber ihnen oft auch das Loslassen und Vertrauen in eine neue Vereinsführung fehlt. Damit ebenso der nachfolgenden Generation ein behütetes Aufwachsen im Vereinsleben möglich sein kann, ist eine Ablösung nötig.

Wir haben ein Interview mit beiden Abteilungsleiterinnen, Lisa Naber und Anja Gross, sowie der Verantwortlichen für Finanzen und Marketing, Franziska Pristl, in der TV-Handballabteilung geführt.

Die Abteilungsleitung

Abteilungsleiterin Lisa Naber ist 1994 geboren und seit 1999 im TV Mitglied.

Die Studienreferendarin engagierte sich bislang als Jugend- und Aktiventrainerin.

Die zweite Abteilungsleiterin Anja Gross ist Jahrgang 1993 und seit 2009 im TVB aktiv.

Die Referentin für Personalentwicklung war Jugendtrainerin und ist auch Schiedsrichterin sowie Schlüsselwartin des Vereins.

Franziska Pristl ist Leiterin für Finanzen und Marketing der Handballabteilung. Sie wurde 1994 geboren und ist seit 2012 im TVB.

Beruflich ist sie Marketing Consultant und engagierte sich als Jugendtrainerin ehrenamtlich. led

Die Vereine kämpfen um Nachwuchs und um junge Mitglieder, die bereit sind, sich ehrenamtlich einzubringen. Was hat Sie bewogen, in vorderster Front und in voller Verantwortung die Geschicke der Handballabteilung zu leiten?

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Lisa Naber: Unsere Abteilungsleitung hatte schon im Jahr zuvor angekündigt, dass sie die Ämter zur Verfügung stellt. Dass sich dafür einfach so Kandidaten finden, war eher unwahrscheinlich. Ich für mich habe vorher überlegt, dass es mit der richtigen Konstellation, also mit meinen jetzigen Mitstreiterinnen, zu stemmen ist und auch Spaß machen kann. Dazu kam, dass mir dieses Ehrenamt beruflich weiterhelfen könnte.

Franziska Pristl: Uns war natürlich klar, dass da schon viel Verantwortung auf uns zukommt, aber als Team und da uns die bisherigen Abteilungsleiter versichert haben, uns mit Verbindungen, Erfahrung, Rat und Tat weiter zur Seite zu stehen, haben wir den Schritt gewagt. Schließlich kann die Abteilung nicht ohne Führung bleiben.

Anja Gross: Wir spielen alle drei in unserer ersten Damenmannschaft selbst aktiv Handball, wissen also, wo die Probleme bei den Aktiven liegen, sind nah am Geschehen, im gleichen Alter und erkennen, wo der Schuh drückt. Wenn wir Wissen und Abläufe aus der Vergangenheit benötigen, lässt uns unsere breit aufgestellte „Abteilungsleitungsrunde“ auch nicht alleine.

Hatten Sie Bedenken oder Angst, den Ansprüchen und geforderten Aufgaben nicht gewachsen zu sein?

Pristl: Nein. Mit der Unterstützung der gesamten Abteilung war uns klar, dass das schon klappen wird. Wir hatten eher Bedenken, der Aufgabe zeitlich nicht gerecht zu werden – neben Beruf und aktivem Handball, und Anja engagiert sich zusätzlich noch als Schiedsrichterin.

Naber: Trotzdem muss man bedenken, dass die Runde gerade erst anfängt und was endgültig im normalen Spielbetrieb auf uns zukommt, wissen wir ja noch gar nicht. Klar fehlt uns die Erfahrung, aber wir wachsen an der Herausforderung. Nichts zu tun, war für uns keine Option.

Haben Sie das Gefühl, trotz Ihres Alters im Verein, Gemeinde oder im Verband immer auf Augenhöhe behandelt zu werden?

Gross: Im Verein ganz bestimmt, dazu kennen uns alle schon zu lange und zu gut. Auch der Vorstand des Gesamtvereins Uwe Schmitt hat uns seine volle Unterstützung zugesichert. Die Kontakte mit der Gemeinde sind sehr gut und auch da gibt es bestimmt keine Vorbehalte. Auf Verbands- und Kreisebene ist das für uns noch schwer zu beurteilen, da es während unserer Amtszeit noch keine Präsenzveranstaltungen gab. Bedenken haben wir aber auch da nicht, da schon weitere Vereine den Generationswechsel vollzogen haben und die Handballabteilungen ebenfalls in junge Hände kamen.

Aufgrund des Generationswechsels werden Sie sicher viele Ideen für Änderungen und neue Maßnahmen haben. Was könnte das beispielsweise sein?

Naber: Wir versuchen natürlich, die Vereinsarbeit ein bisschen digitaler zu gestalten, aber auch hier gilt: Wir müssen die Abläufe einer „normalen Handballsaison“ erst mal kennenlernen, dabei werden uns bestimmt einige Ideen in den Sinn kommen. Auch der Umgang mit den Aktiven wird ein anderer sein, da wir ja mittendrin sind.

Glauben Sie, dass Sie für sich persönlich oder auch beruflich aus diesem Engagement etwas mitnehmen können?

Gross: Das glaube ich schon. Wir müssen immer zügig Lösungen für aufkommende Probleme finden, manchmal ist da auch Autorität angesagt (lacht), denn wenn wir alles bis zum Letzten ausdiskutieren, kommen wir nie zu Entscheidungen. Sicher werden oft Kompromisse zu finden sein, dazu braucht es die richtige Kommunikation, das ist auch Übungssache.

Naber: Damit uns das alles nicht über den Kopf wächst, müssen wir noch daran arbeiten, nicht alles selbst erledigen zu wollen, also steht Zeitmanagement und Aufgabenverteilung auf dem Lehrplan. Prinzipiell bringen wir alle aber aus dem Berufsleben schon einiges an Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit.

Können Sie anderen jungen Menschen dazu raten, sich in Vereinen einzubringen?

Pristl: Auf alle Fälle, denn sonst werden die Vereine, die in unserer Gesellschaft eine wichtige soziale Rolle spielen, aussterben. Wir waren alle drei bereits seit Kindesbeinen, später in der Jugend und auch jetzt im Verein zuhause und haben unsere Wochenenden in Handballhallen verbracht. Ein Großteil unseres Freundeskreises, mit dem wir zusätzlich den Rest unserer Freizeit wie auch Urlaube verbringen, sind Mannschaftskollegen.

Naber: Es wäre doch unglaublich schade, wenn die nächste Generation nicht die Möglichkeit hätte, so behütet, mit Spaß, Sport und vielen Freunden aufzuwachsen. Durch das Miteinander, auch über Generationen und Altersklassen, erlernen junge Vereinsmitglieder die soziale Kompetenz einfach automatisch. Wenn wir nicht bereit sind, das von den „Alten“ zu übernehmen und auf unsere Art weiterzuführen, wird es das sonst künftig nicht mehr geben.

Sie sind im Januar 2020 gewählt worden, kurz darauf hat Sie Corona ausgebremst. Wie hat das Ihre Motivation beeinflusst?

Gross: Es war schon sehr frustrierend, kaum gewählt und die Runde 19/20 wurde frühzeitig beendet. Die Saison 20/21 fand quasi nicht statt und wir freuen uns, wenn es jetzt wieder richtig losgeht. So hatten wir uns das Amt natürlich nicht vorgestellt, es war teilweise sehr depremierend und die Motivation wurde nur durch die Aussicht, hoffentlich in der Halle wieder einen Ball werfen zu dürfen, hochgehalten.

Naber: Erst ist gar nichts mehr passiert, dann war und ist es unglaublich anstrengend, die ganzen Hygienekonzepte auszuarbeiten und umzusetzen. Da gab’s ja auch keinerlei Erfahrungswerte, die wir hätten abrufen können.

Sie spielen alle drei aktiv, trainieren also zweimal pro Woche, und sind alle tagsüber arbeiten. Wie bekommen Sie das zeitlich hin?

Naber: Das fragen wir uns auch manchmal. Es ist schon viel, da ist einiges an Zeitmanagement gefragt, wenn man wie wir ganz normal berufstätig ist. Die Aufgaben, die Spaß machen, empfindet man es ja auch nicht als Belastung und das Training als Ausgleich gehört dazu.

Pristl: Alles andere muss halt auch erledigt werden, dann eben gleich drangehen, damit es weg ist, oder delegieren und schauen, dass sich jemand bereit erklärt, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen.

Wie sehr freuen Sie sich auf die kommende Saison und was glauben Sie, welche Probleme eventuell auf Sie zukommen werden?

Alle: Wir freuen uns unglaublich darauf, dass wir wieder Handball live mit Publikum spielen werden. Das hat uns die vergangenen 18 Monaten am meisten gefehlt.

Gross: Wie gut unsere Mannschaften sportlich vorbereitet sind, wird sich zeigen. Das wird sehr spannend und wir fiebern dem Start entgegen, um zu sehen, wo wir stehen, wie fit wir sind und gegen welche Gegner wir gewinnen können. Wenn wir pandemiebedingt nicht wieder ausgebremst werden, sollte die Saison ganz normal ablaufen.

Was macht Ihnen am meisten Spaß in Ihrem Amt?

Naber: Der Austausch mit Menschen, mit denen man normalerweise weniger zu tun hat, wie die Abteilungsrunde, den Verantwortlichen des Hauptvereins, aber auch den Mitstreitern aus anderen Vereinen sowie der Kreis- und Verbandsebene.

Gross: Das Vertrauen und die Wertschätzung der ganzen Abteilung. Das motiviert uns, auch spät abends oder am Wochenende uns dem Handballsport zu widmen.

Pristl: Gespräche mit unseren Förderern und Sponsoren, ohne die wir unseren Sport nicht ausüben könnten. Wir freuen uns sehr über jeden neuen Unterstützer.

Redaktion

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