Brühl. Die Geschichte des Deutschen Schäferhundes als Rasse, wie man sie heute kennt, ist gar nicht so lang, wie man eigentlich denken möchte. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Rasse in Deutschland von Max von Stephanitz als perfekter Hüte- und Arbeitshund entwickelt. Ursprünglich zur Schafhüte eingesetzt, wurde sein Rüde „Horand von Grafrath“ 1899 zum ersten Eintrag im Zuchtbuch und gilt damit als Stammvater dieser Rasse, die inzwischen weltweit geschätzt wird. Bis heute hat „Horand“ weit mehr als zwei Millionen reinrassige Nachkommen.
Von Stephanitz gründete 1899 in Karlsruhe den Verein für Deutsche Schäferhunde (SV), um Leistungsfähigkeit und Intelligenz als oberste Zuchtziele zu erhalten. Und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstand auch in Brühl eine Ortsgruppe, die damit zu den ersten Schäferhundvereinen in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland gehört. Viele erfolgreiche Hundesportler und auch Züchter des Vereins haben den Namen der Gemeinde in der Community bekannt gemacht. Somit besteht der Verein inzwischen seit 75 Jahren.
Feier zum 75-jährigen Bestehen in Brühl
Das Jubiläum wird in Brühl mit einer ökumenischen Tiersegnung am Samstag, 11. Oktober, ab 14 Uhr auf dem Vereinsgelände in der Ketscher Straße gefeiert. Die ökumenische Tiersegnung wird vom katholischen Diakon Kurt Gredel und dem evangelischen Pfarrer Christian Noeske geleitet.
Als der Brühler Verein gegründet wurde, hatte der Deutsche Schäferhund einen sehr ambivalenten Ruf. Einerseits war da das Bild von „Blondi“, dem Hund von Adolf Hitler. Bei der Wehrmacht waren zudem rund 200.000 Schäferhunde im Einsatz. Zum anderen kämpften auch unzählige Hunde dieser Rasse auf der Seite, der der Alliierten, an den Fronten des Krieges. Während der Teilung Deutschlands standen die Deutschen Schäferhunde dann auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs.
Von Anfang an lag das Augenmerk bei der Zucht auf der Leistung, Ausdauer und dem Gehorsam der Hunde und nicht auf einem einheitlichen Aussehen, wie es bei vielen anderen Rassen üblich ist. So gab es vor 125 Jahren verschiedene zulässige Fellvarianten und diverse Farbtypen. Immer im Vordergrund blieb dagegen die Zucht eines intelligenten und robusten Gebrauchshundes, weshalb eine Schönheitszucht lange Zeit nebensächlich blieb. Erst nach der Teilung Deutschlands entstand eine Hochzucht nach Schönheitsidealen im Westen des Landes, während im Osten weiterhin die Leistungszucht im Fokus blieb.
Deutscher Schäferhund ist die Nummer eins der Rassen
Trotz seinem edlen und manchmal wolfartigen Aussehen ist und bleibt der Deutsche Schäferhund in erster Linie aber immer ein Diensthund und erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. Er ist seit Jahrzehnten die unangefochtene Nummer eins aller Arbeitshunde.
1949 widmeten sich auch einige Brühler Hundehalter der Zucht und der Ausbildung dieser Rasse, die inzwischen klaren Vorgaben zu entsprechen hatte. Groß, sportlich und aufgeweckt war und ist er oft auf Hundeplätzen oder bei ausgiebigen Wanderungen zu sehen. Er ist gelehrig und hat einen starken Charakter, weshalb er für die Arbeit als Polizei- und Schutzhund über Jahrzehnte besonders geeignet war. Außerdem seien die Vierbeiner bei guter Erziehung und Auslastung hervorragende Familienhunde, unterstreicht der Vorsitzende der Brühler Ortsgruppe Volker Becker gegenüber unserer Zeitung. So verwundert es nicht, dass der Deutsche Schäferhund auch immer noch vor dem Dackel die Welpenstatistik des Verbandes für das Deutsche Hundewesen anführt.
Viele Deutsche Schäferhunde erwarben großen Ruhm, etwa der Film- und Fernsehstar „Rin Tin Tin“ oder – eine Nummer kleiner – „Kommissar Rex“. In der Bundesrepublik wurde in den frühen 1970ern berichtet, der Schäferhund des späteren „Kanzlers der Einheit“ Helmut Kohl, damals Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, sei so dressiert, dass er immer laut knurre, wenn die Namen von Sozialdemokraten fielen. Das dementierte Kohl aber später in einer TV-Talkshow.
Erfolgreiche Vierbeiner aus Brühl holen Welttitel
In dieser Zeit holten auch aus Brühl mehrere Schäferhunde Weltmeister- und Weltsiegertitel. So feierte „Quando von Arminius“ von Leonhard Schweikert und Heinz Reiniger damals internationale Erfolge. Auch „Fina“ aus Brühl holte sich Mitte der 1980er Jahre bei der Weltsiegerhauptzuchtschau in Dortmund als einer von fünf Brühler Startern einen Titel. „Eddy vom Baake-Tal“ erkämpfte sich damals mit Herrchen Friedrich Biehler den Titel des Europameisters.
Doch der Verein für Schäferhunde in Brühl, der nach dem Umzug für den Sportpark-Süd auf der nunmehr anderen Seite der Ketscher Straße ein mustergültiges Vereinsdomizil hat, pflegt schon früh die Liebe zu einer zweiten Rasse, den Dobermännern – und das seit inzwischen 60 Jahren. Dass sie auch dabei ebenfalls erfolgreich sind, zeigt die Deutsche Meisterschaft für diese Rasse vor wenigen Tagen in Brühl. Da traten die Teams bei der Internationalen Gebrauchshundeprüfung in Unterordnung und Schutzdienst an – rund 300 Besucher sorgten für beste Stimmung. Der mit 90 Gästen ausgebuchte Festabend im TV-Clubhaus bot dann noch kurzweilige Ansprachen von Volker Becker, Vorsitzender der Abteilung Mannheim und der Brühler Ortsgruppe des Schäferhundvereins, Fritz Bremer, Präsident des deutschen Dobermann-Vereins, und Bürgermeister Dr. Ralf Göck. Der Dobermann-Verein dankte den zahlreichen Helfern, der Gemeinde Brühl, dem FV Brühl und der Ortsgruppe des Schäferhundvereins Brühl für die vorbildliche Ausrichtung.
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