Umwelt und Klimaschutz

Brühler Vereine sollen grüner werden

Sieben Vereinigungen der Gemeinde Brühl möchten auf Initiative von CDU-Gemeinderat Nico Reffert neue Bäume auf deren Gelände pflanzen.

Von 
Nicolai Lehnort
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Vergangenen April werden die ersten Blauglockenbäume in Brühl gepflanzt. Bauhofleiter Marcus Schütterle (auf der Leiter) wird bei der Baumsicherung unterstützt von Dennis Riehl und Peter Schneider sowie als Gäste Bürgermeister Dr. Ralf Göck, Nicole und Steffen von Steht und Klimaschutzmanagerin Birgit Sehls. © gvb

Brühl. Sie nehmen das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid auf und setzen lebenswichtigen Sauerstoff frei. In den Städten und Gemeinden sorgen sie mit ihren Blättern für Schatten und reduzieren so die Temperatur in einer von aufgeheiztem Asphalt geprägten Umgebung. Sie spielen in Zeiten des Klimawandels einfach eine essenzielle Rolle: Bäume. In Brühl hat Gemeinderatsmitglied Nico Reffert (CDU) eine Initiative gestartet, um gemeinsam mit verschiedenen Vereinen mehr Bäume in der Gemeinde zu pflanzen.

Innerorts seien Baumpflanzungen ein wichtiges Thema, erklärt Reffert im Gespräch mit dieser Zeitung. „Da die Gemeinde aber irgendwann an ihre Grenzen stößt, wollte ich die Vereine mit ins Boot holen. Die haben in der Regel Flächen, auf denen Bäume gepflanzt werden könnten.“ Die Idee dafür war dem CDU-Ratsmitglied auf dem Vereinsgelände des Turnvereins (TV) Brühl gekommen, als er auf einem Volleyball-Turnier einen der rar gesäten Schattenplätze gesucht hatte.

Weitgehend selbstständige Pflege

Bei der letzten Gemeinderatssitzung übergab Reffert eine Liste von sieben Brühler Vereinen, die sich zu Baumpflanzungen auf ihren Arealen bereiterklärt haben: TV, Tennisclub, Reiterverein, Schützengilde, Hundefreunde sowie der Verein deutscher Schäferhunde und die Kollerskipper von der Kollerinsel. Von der positiven Resonanz zeigte Reffert sich beeindruckt: „Das zeigt, dass die Vereine sich aktiv beteiligen wollen.“

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Der Plan sieht vor, dass die Bäume von der Gemeinde gespendet werden und die Vereine die anschließende Pflege weitgehend selbstständig übernehmen. An dieser Stelle kommt der für die rund 4500 in Brühl stehenden Bäume verantwortliche Bauhof ins Spiel. Dessen Leiter Marcus Schütterle begrüßt die Idee zwar, merkt aber an: „Man muss sich Gedanken machen: Wo ist der beste Standort für welchen Baum? Wie viel Pflege braucht er?“ So führt er für die Vereine etwa Spitzahorn, Erle, Buche oder Pappel als Favoriten an. Dabei sei jedoch unter anderem zu beachten, welche anderen Bäume in der Umgebung stehen oder wie es um den Boden bestellt ist: „Gibt es asphaltierte Stellen, sind Tiefwurzler ausgeschlossen.“ Die Kollerinsel etwa ist Hochwassergebiet, stellt sich also die Frage: „Welcher Baum kann längere Zeit im Wasser stehen?“

Nach der Pflanzung benötigen die neuen Bäume etwa sechs bis acht Jahre zur Entwicklung. Begleiten sollen diese die Vereine. „Wir geben ihnen am Anfang Tipps zur Pflege, zum Gießen oder Dünger“, schildert Schütterle das Vorhaben. Denn in solch heißen und trockenen Wochen wie zuletzt im Juni brauchen die Gewächse wöchentlich rund 100 Liter Wasser. Auf lange Sicht könnten hierfür Wassersäcke verwendet werden. „Weil die Säcke auf den Stamm drücken, muss der Baum dafür aber schon angewurzelt sein. Am Anfang geht das also nicht.“

Bauhof trotzdem gefragt

Ganz ohne Beteiligung des Bauhofs kann der Baum aber nicht gepflegt werden. Die jährliche Baumkontrolle müsste durch einen Baumkontrolleur durchgeführt werden. „Das kann nicht jeder machen, dafür gibt es eigens eine Ausbildung.“ Schädlingsbefall, Fäulnis, Pilz, die Entwicklung der Wurzeln und des umliegenden Bodens: All diese Aspekte unterliegen professioneller Kontrolle.

Nur mit der Anschaffung und Pflanzung eines neuen Baumes ist es also längst nicht getan. „Man muss das Szenario für die nächsten zehn bis 15 Jahre durchspielen: Wie groß ist der Baum bis dahin, wie weit reicht die Krone, ist er anfällig für Krankheiten?“, gibt der Bauhofleiter zu bedenken. Schließlich beliefen sich die Kosten pro Exemplar auf etwa 300 bis 400 Euro. „Da bringt es nichts, aus Prinzip zahllose Bäume zu pflanzen, die dann nach zwei Jahren kaputtgehen, weil sie nicht richtig gepflegt werden“, betont Schütterle. Mit fachkundiger Hilfe durch seine Mitarbeiter traue er das den Vereinsmitgliedern aber zu.

Alternativen existieren ohnehin keine, denn personell sei der Mehraufwand für den Bauhof kaum zu stemmen. Dessen Arbeit möchte Nico Reffert mit seiner Initiative keineswegs indirekt kritisieren, die Gemeinde sei sehr bemüht und setze sich ein, „aber da geht noch mehr“, meint das Ratsmitglied. Für ihn sei das Projekt ohnehin nur der erste Schritt, zukünftig könnten etwa Hausbesitzer miteinbezogen werden. Zunächst heißt es aber, in Zusammenarbeit mit Vereinen und Gemeinde die richtigen Standorte für die richtigen Bäume zu finden.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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