Verwaltungsbericht

So hat sich die Corona-Pandemie auf Brühl ausgewirkt

Der Verwaltungsbericht der Gemeinde Brühl zeigt, wie sich die Corona-Pandemie auf das Leben im Ort ausgewirkt hat. In der Statistik für die Jahre 2021 und 2022 sind auch die Brühler Daten für die Jahre davor genannt.

Von 
Ralf Strauch
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Die Zahl der gemeldeten Hunde ist in Brühl während der Corona-Jahre nach oben geschnellt – das muss aber nicht bedeuten, dass es auch mehr von ihnen im Ort gibt, denn in den vergangenen Jahren wurde einfach stärker kontrolliert. © neu

Sind mehr Menschen in den Jahren der Corona-Pandemie in Brühl gestorben?

Brühl. Bundesweit konstatiert eine Studie für das zweite und dritte Pandemiejahr eine höhere Übersterblichkeit als 2020. Demnach sind im Jahr 2020 insgesamt 985 572 Menschen gestorben – etwa fünf Prozent mehr als im Vergleich zum Vorpandemiejahr 2019. Im Jahr 2021 waren es noch einmal etwa vier Prozent mehr: 1,02 Millionen. Und die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2022 zeigen wiederum einen Anstieg auf 1,06 Millionen – vier Prozent mehr als im Vorjahr und knapp 13 Prozent mehr als 2019.

Ein Anstieg der Todesfälle ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einer Übersterblichkeit, da beispielsweise durch einen zunehmenden Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung mit einer Steigerung der Sterbefälle gerechnet wird. Nach Angaben vom Statistischen Bundesamt starben in den ersten beiden Pandemiejahren jedoch etwa 70 000 bis 100 000 Menschen mehr als erwartbar gewesen wäre.

Und auch in Brühl weist die Statistik einen Anstieg der Sterbefälle in diesem Zeitraum aus. Starben 2019 in Brühl 116 Menschen, so waren es im ersten Pandemiejahr 128, 122 im zweiten und im vergangenen Jahr 214 Menschen – deutlich mehr.

Sank während der Pandemiejahre in Brühl die Lebenserwartung der Menschen?

Seit einigen Jahren steigt das Durchschnittsalter im Ort kontinuierlich an. Über einen längeren Zeitraum betrachtet lässt sich erkennen, welche Ausmaße das hat: 1990 lag das Durchschnittsalter der Brühler bei knapp über 39 Jahren, inzwischen liegt der Wert schon bei 46,5 Jahren. Das liegt sicherlich auch am intensiven Ausbau der Senioreneinrichtungen im Ort in diesem Zeitraum. Es können also keine belastbaren kommunalen Werte über ein tatsächliches Plus oder ein Minus der Brühler Lebenserwartung angegeben werden.

Doch bundesweit lässt sich ein Trend erkennen. In Deutschland betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im Jahr 2022 für Frauen 82,9 Jahre und für Männer 78,2 Jahre. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, hat sich die Lebenserwartung im Vergleich zum letzten Vorpandemiejahr 2019 somit in den drei Jahren der Corona-Pandemie insgesamt deutlich verringert: Sowohl bei Männern als auch bei Frauen um 0,6 Jahre. Bei den Frauen gab es auch im Vergleich zum Vorjahr einen weiteren Rückgang (-0,2 Jahre), während die Lebenserwartung bei Geburt der Männer im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 nahezu konstant geblieben ist.

Stimmt es, dass in der Zeit der Pandemie mit ihren Ausgangssperren mehr Kinder geboren wurden?

In vielen Industrieländern ist die Zahl der Geburten während der Corona-Pandemie zurückgegangen, wie eine internationale Studie zeigt. Nicht so in Deutschland, wo es seit März 2020 einen leichten Anstieg gab. Doch dann ist die Zahl der Geburten in der Republik seit Anfang 2022 abrupt zurückgegangen – was in anderen Ländern schon früher passierte. Das Phänomen habe mit der Corona-Pandemie zu tun, vermuten Experten. Laut der Studie könnte ein Grund für diese Entwicklung darin liegen, dass Frauen wegen der im Frühjahr 2021 beginnenden Impfkampagne vorerst auf Kinder verzichtet haben.

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In Brühl lässt sich dieser Trend nur teilweise erkennen. Schon in den Jahren vor der Pandemie stieg die Geburtenzahl stetig an von 188 Neugeborenen in 2016 auf 210 im Jahr 2019. Im Pandemiejahr 2020 wurden 221 Geburten gemeldet, während 2021 – also etwa neun Monate nach Beginn der Freizeiteinschränkungen durch Corona – das Allzeithoch von 229 Kindern gemeldet wurde. Doch auch im Jahr danach erblickten noch 214 Brühler das Licht der Welt. Das entspricht exakt dem Wert von 2018.

Hat sich durch die Corona-Krise die Zahl der Selbstständigen in Brühl verringert?

Der Schock der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 hat die in Deutschland rund vier Millionen Selbstständigen besonders stark getroffen. Mehr als die Hälfte verzeichnete im Frühjahr 2020 starke Einkommensverluste. In der Pandemie hat Deutschland damit etwas verloren, auf das die Wirtschaft eigentlich ganz besonders angewiesen sein müsste: Unternehmergeist und Eigeninitiative. Die Zahl der Firmengründer und Selbstständigen ist in der Pandemie zudem noch erheblich gesunken.

Auch in Brühl lässt sich das anhand der Gewerbean- und -abmeldungen erkennen. Die Zahl der neu hinzukommenden Gewerbetreibenden war im Jahr vor der Pandemie und 2020 ungefähr gleich bei knapp über 130. Im Jahr 2021 sank sie aber auf 114 ab – das wurde dann im vergangenen Jahr mit einem Anmeldewert von 152 Firmen aber wieder mehr als ausgeglichen.

Anders sieht es bei denen aus, die ihr Gewerbe abgemeldet haben. Da explodierten die Zahlen: 2020 waren es 118 Abmeldungen, ein Jahr später schon 229 – ein absoluter Negativrekord – und auch im vergangenen Jahr lag der Wert mit 145 Abmeldungen deutlich über dem langjährigen Mittel vor Corona.

Gab es in Brühl mehr Hunde durch Corona?

In der Pandemie sind viele Menschen in Deutschland deutlich mehr zu Hause gewesen – und erweiterten ihren Haushalt oft um ein vierbeiniges Mitglied: 2020 sind die Hundeverkäufe deutlich gestiegen. Nach Angaben des Verbandes für das Deutsche Hundewesen sind im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren 20 Prozent mehr Hunde gekauft worden.

Und auch in Brühl stieg die Zahl der Vierbeiner in den Haushalten. Lag die Zahl in den Jahren vor der Pandemie bei durchschnittlich rund 850 Hunden im Ort, stieg sie im Pandemiejahr auf 863, dann 2021 noch einmal auf 992 an und erreichte im vergangenen Jahr einen Spitzenwert von 1050 Tieren. Allerdings muss das nicht heißen, dass die Zahl der Hunde in Brühl tatsächlich so explosionsartig gestiegen sein muss. Im vergangenen Jahr wurde in Brühl schlicht verstärkt kontrolliert, ob Hundebesitzer ihre Vierbeiner auch ordnungsgemäß angemeldet haben. Das verstärkte den Trend nach oben offensichtlich zusätzlich.

Welche interessanten Zahlen gibt es noch rund um die Jahre der Corona-Pandemie?

In Brühl sank die Zahl der Verkehrsunfälle wohl durch die Beschränkungen im Jahr 2020 deutlich unter das langjährige Mittel. So wurden nach 124 Unfällen im Jahr 2019 im Corona-Jahr 2020 mit seinen Ausgangssperren nur 106 Unfälle festgestellt. Schon ein Jahr später stieg die Zahl wieder auf 143. Doch lässt sich dieses Auf und Ab wohl nicht nur auf die Pandemie schieben, denn im vergangenen Jahr sank der Wert wieder auf 105 – ein Niveau, das in den vergangenen 20 Jahren insgesamt lediglich viermal unterschritten wurde.

Dass es durch das angeordnete Zuhausebleiben weniger Wohnungseinbrüche gab, lässt sich in Brühl nun wirklich nicht sagen. War dieses Delikt 2019 nur zweimal angezeigt worden, verzeichnete die Polizei in Brühl im Corona-Jahr 2020 insgesamt elf Wohnungseinbrüche. Die Jahre danach sank die Zahl wieder auf drei beziehungsweise zwei Vorfälle in diesem Bereich. Und auch bei den Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum gab es mit 29 Fällen 2020 einen erschreckenden Rekord – normalerweise liegt dieser Wert deutlich unter 20.

Dass die Zahl der Fehlalarmierungen für die Freiwillige Feuerwehr 2020 mit 14 in Brühl einen Höchstwert in den vergangenen acht Jahren darstellt, lässt sich aber nur schwer mit Corona in Zusammenhang bringen – bleibt aber eine Tatsache.

Redaktion

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