Heraldik (Teil 1)

Brühler Wappen: Hufeisen als Glücksbringer und Symbol

Die älteste Darstellung des Brühler Hufeisens als Symbol für die Gemeinde findet sich auf einem Bildstock von 1496.

Von 
Loreen Apel
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Die älteste Darstellung des Brühler Hufeisens findet sich in der Nachbarstadt Schwetzingen auf einem alten Bildstock von 1496. © Ralf Strauch

Brühl. Jedes Gemeindewappen hat seine ganz eigene Geschichte. Diese neue Serie soll aufzeigen, welche Geschichte und Geschichten die Symbole mitbringen und gibt Einblicke in die Wappenkunde, die Heraldik.

In der Heraldik wird die detaillierte Beschreibung eines Wappens als Blasonierung bezeichnet. Die von Brühl lautet: „In Blau ein silbernes (weißes) Hufeisen.“ Es gibt heraldische Regeln zur Farbsetzung, bei denen zwischen „Metall“ und „Farbe“ unterschieden wird. „Metalle“ sind Gold und Silber, die oft mit Gelb und Weiß wiedergegeben werden. Zu den „Farben“ gehören Rot, Blau, Grün und Schwarz. Alle anderen Farben sind in der Heraldik eigentlich nicht erwünscht, kommen aber manchmal dennoch vor, etwa die Hautfarbe.

Das Hufeisen des Brühler Ortswappens gehört zusammen mit allen Lebewesen und Gegenständen zu den „gemeinen Figuren“. Geometrische Elemente, die bis an die Ränder reichen, heißen „Heroldsbilder“.

Das Brühler Wappen wird 1911 vorgeschlagen und genehmigt

Die Geschichte von Brühl begann im Jahr 1157. Der Hof „Brůnvele“ von wurde von der Reichsstadt Speyer dem dortigen Domkapitel geschenkt. In den folgenden Jahrhunderten kauften die Kurpfälzer Teile der Gemeinde, sodass zeitweise eine doppelte Herrschaft vorlag. Die Ortsherrschaft oblag dabei den Handschuhsheimer. Die Gemeinde wurde schließlich 1709 vollständig an die Kurpfälzer abgegeben, als Speyer auf seine Anteile nach Streitigkeiten genervt aufgab. Im Jahr 1802 fiel Brühl wie viele rechtsrheinische Orte der Region an Baden. Das Wappen mit dem Hufeisen wurde der Gemeinde 1911 vom Generallandesarchiv vorgeschlagen. Da Brühl immer größer wurde, sollte es ein eigenes Wappen bekommen, die Brühler nahmen den Vorschlag mit dem Hufeisen an – zumal sie dieses Symbol selber schon lange Zeit nutzten.

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In der Regel basieren Wappen auf Siegel und für Brühl ist das älteste nachweisbare ein Gerichtssiegel von 1704. Heutzutage wird das Siegel im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt. Allerdings wurde das Hufeisen noch früher auf einem Bildstock von 1496 gefunden, der sich heute auf Schwetzinger Gemarkung – bei der Abzweigung in Richtung des Brühler Südens – befindet. Zwischendurch versuchte Brühl mehrmals erfolglos, einen Anspruch auf den Bildstock zu erheben.

Die Farben Blau und Silber im Brühler Wappen sind einfach zu erklären, da sie an die wittelsbacher Grundfarben der Pfälzer Kurfürsten erinnern. Viele kurpfälzische Gemeinden entschieden sich bewusst für diese Farben der einstigen Landesherren, statt die Badener zu übernehmen.

Das Hufeisen ist ein wichtiges Glückssymbol

Das Hufeisen selbst hat verschiedene Deutungen. So wird vom Heimatverein vermutet, dass es ein Fleckenzeichen sein könnte. Früher bezeichnete man kleinere Ansiedlungen als Flecken, die ihre Gemarkung mit Grenzsteinen umgaben. Darauf wurden Zeichen verewigt, die auch von ungeübteren Steinmetzen geschlagen werden konnten. So ist auch das Hufeisen ein einfaches, aber dennoch bedeutungsvolles Symbol. Es erinnere an einen Eingangs- oder Schutztor, das böse Geister fernhalten soll, heißt es in alten Mythen.

Eine alte Sage erzählt von einem Heiligen, der zugleich Schmied war. Zum ihm kam eines Tages der Teufel und bat ihm ein Hufeisen zu schmieden. Doch stattdessen wurde der Gehörnte an den Amboss gefesselt und so lange geschlagen, bis er zusicherte, sich künftig von allem fernzuhalten, was ein Hufeisen hat. So wurde das Symbol zu einem Glücksbringer. Unabhängig von Sagen wird es als positiv gewertet, da es die empfindliche Stelle des starken Pferdes schützt. Für Brühl allerdings gäbe es keinen Zusammenhang zu den Pferden, da die Gemeinde nie in Bergbauten oder Pferdezuchten involviert war, heißt es seitens des Heimatvereins.

Nach unten hin geöffnet

Eine weitere Theorie besagt, dass das Hufeisen die Bedeutung der Straßen zeige, die Brühl bereits in der Römerzeit durchquerte. Was sich im Laufe der Zeit geändert hatte, war die Deutung zur Ausrichtung des Hufeisens. Anfangs sah man es als wichtig an, dass das Eisen nach unten offen ist, später hieß es bei der Öffnung nach unten, dass das Glück herausfallen würde. Deswegen solle die Öffnung nach oben zeigen, damit einem das Glück reinfällt.

Die frühere Deutung war umgekehrt: Mit der Öffnung nach oben erinnere das Symbol an Teufelshörner. Andersherum bedeutete die Öffnung nach unten, dass das Glück herausfalle und sich auf mehr Menschen verteile. Damit ist das glückspendende Hufeisen ein äußerst positives Symbol für Brühl.

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