Im Interview

Brühls Partnergemeinde Dourtenga: Klima hat sich schon verändert

Armand Abgas und Charles Abgas stellen im Zuge der Afrikatage in Brühl die Situation in der Partnergemeinde Dourtenga dar.

Von 
Stefan Kern
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Mit dem früheren Bürgermeister von Dourtenga Armand Abgas (2. V. r.) und Charles Abgas (l.), einem Fachmann für Viehwirtschaft und den Klimawandel, führte unsere Zeitung ein Interview, das von Helmut Mehrer (Mitte) übersetzt wurde. Das Bild zeigt sie zusammen mit Bürgermeister Dr. Ralf Göck (r.) und Abel Abgas bei einer Podiumsdiskussion während der Afrikatage in der Villa Meixner. © Dorothea Lenhardt

Brühl. Klar waren die beiden Afrikatage rund um die Villa Meixner zum 25-jährigen Jubiläum der Partnerschaft zwischen Brühl und Dourtenga vor allem feierlich und fröhlich. Musikalisch und kulinarisch war viel geboten. Aber es stand auch ernsthaftes an. So erlaubte eine Diskussion zwischen Bürgermeister Dr. Ralf Göck, seinem früheren Amtskollegen Armand Abgas und Charles Abgas, einem Fachmann für Viehwirtschaft und den Klimawandel, Einblicke in das westafrikanische Land Burkina Faso im Umbruch.

Das Bild, das dabei entstand war durchaus schwierig, zeigte aber auch, dass die Menschen etwas tun, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Dass es die sich verändernden Bedingungen nicht leichter machen, versteht sich. Die Klimaveränderungen dürfte den Menschen im Land und auch der Kommune Dourtenga noch einiges abfordern.

Aus Brühls Partnergemeinde Dourtenga: Armand und Charles Abgas zur Lage in Burkina Faso

Wie ist die Sicherheitslage in Burkina Faso und in der Gemeinde Dourtenga?

Armand Abgas: Keine Frage, die Lage ist schwierig. Das Land steht nach wie vor unter dem Eindruck von Terrorismus. Im Zuge dieses Kampfes putschte eine Militärregierung die demokratisch gewählte Regierung aus dem Amt. Auch ich verlor damals mein Mandat als Bürgermeister. In Dourtenga selbst herrscht aber Ruhe. Niemand muss Angst haben. Dies führe aber dazu, dass viele Menschen aus dem Umland nach Dourtenga fliehen, was unsere Infrastruktur massiv belastet.

Ist der Kampf gegen den Terror in Burkina Faso erfolgreich?

Armand Abgas: Zugeben muss man, dass der Kampf gegen den Terror in Teilen des Landes durchaus erfolgreich ist. Das Risiko Opfer eines Terroranschlags zu werden, wurde inzwischen kleiner.

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Gauben Sie, dass die Demokratie in Burkina Faso wieder eine Chance bekommt?

Armand Abgas: Ja. Im Juni 2024 soll die Nationalversammlung und ein Präsident gewählt werden. Und wenig später sollen dann auch Wahlen auf der kommunalen Ebene stattfinden.

Wie sieht es mit den Frauenrechten in Burkina Faso aus?

Armand Abgas: Frauen spielen auf allen Ebenen des Landes eine wichtige Rolle. Genitalverstümmelungen sind seit 1996 genau wie Zwangsheirat gesetzlich verboten. Und die Verfassung – sie gilt bei den Frauenrechten als eine der fortschrittlichsten in Afrika – schützt die Rechte der Frauen und Mädchen. Was natürlich nicht heißt, dass im Alltag alles gut ist.

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Wie sehr setzt der Klimawandel dem Land zu?

Charles Abgas: Ich benutze in diesem Zusammenhang stets sehr bewusst das Wort Klimakatastrophe. Nicht weil der Mensch nichts dagegen tun kann, sondern weil die Auswirkungen schon jetzt dramatisch sind. In Dourtenga findet sich zum Beispiel keine ursprüngliche dichte Vegetation mehr. Verändert haben sich auch die Zeiten, zu denen es regnet. Früher waren die Monate Juli und August unsere Hauptregenmonate. Jetzt ist es der September. Deswegen sähen die Bauern ihr Saatgut nicht mehr im Mai, sondern eher gen Juli aus. Auch wird in Dourtenga in der Landwirtschaft zunehmend an den Klimawandel angepasstes Saatgut verwendet. Schwierig ist: Wenn es regnet, dann regnet es sehr stark, sodass der Boden das Wasser gar nicht mehr aufnehmen kann. Ganz wichtig – und das will ich hier in aller Deutlichkeit sagen – ist die Hilfe aus Brühl. Das Projekt „Ein Schüler, ein Baum“ mit dem zwei Hektar Wald verwirklicht werden sollen, sei da beispielhaft genannt.

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Gibt es noch weitere Beispiele?

Charles Abgas: Gefördert von unseren Partnern aus Brühl werden auch unterirdische Wasserreservoirs gebaut, um die Bewässerung verlässlicher zu machen. Die Bevölkerung wird darüber hinaus für die Belange des Klima- und Naturschutzes sensibilisiert. Und auch in Sachen Aufklärung, um das Bevölkerungswachstum zu bremsen, sind wir gemeinsam aktiv.

Es gibt also Hoffnung?

Armand Abgas: Klare Antwort: Ja, auf jeden Fall.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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