Schwetzingen. Es war ein herrlicher Sonntagnachmittag im Frühling. Eine heitere Kaffeegesellschaft hatte sich im Nebenzimmer des altbekannten Schwetzinger Schlossrestaurants „Das Blaue Loch“ eingefunden, um der Wahrsagerin Madame Kassandra zu begegnen. Man würde die Möglichkeit haben, sie zu über sein eigenes Schicksal, das hoffentlich ein gutes sein würde, zu befragen. Auf den Tischen lagen ein Programm mit dem Tagesablauf und eine Gästeliste, aus der hervorging, dass eine berühmte Schauspielerin mit ihrer unscheinbaren Tochter dabei sein würde, ebenso ein Antiquitätenhändler, ein Künstler, Madame Kassandras Butler und Küchenmädchen, ein Geschichtsprofessor und dessen Ehefrau, ein Partygirl und eine reiche Dame, ein Politiker und ein Polizist – alles Rollen, die die Mitspieler übernehmen sollten. Außerdem gab es noch Karten mit Sprüchen und Rätsel, die man bis zum Erscheinen der Dame lösen konnten.
Unter den Gästen waren Babette Reimann und Fräulein Adelheid Wagner, eine ältliche Studienrätin eines Heidelberger Mädcheninternats. Die Damen im 1950er-Jahre-Kostüme erinnerten entfernt an die Schwetzinger Stadtführerinnen Birgit Hiefner-Konietzko und Elke Noeske. Sie erzählten von einem ungelösten Fall, in der ein Mann, der seine Tochter während eines Einkaufs verloren und nie mehr gefunden hatte; das war vor 25 Jahren.
40 Besucher beim Kriminachmittag „Der Tod im Kännchen“
Indessen ging Fräulein Adelheid – sie bestand auf das „Fräulein“, weil sie immer noch auf der Suche nach einem Mann war – hinaus, um die erwartete Wahrsagerin zu holen. Plötzlich wurden die angeregten Diskussionen der Gäste jäh unterbrochen durch einen schmerzerfüllten Schrei, gefolgt von lautem Schluchzen. Fräulein Adelheid kam zurück – ohne die Wahrsagerin. „Sie ist … tot!“, stammelte sie. „Wie? Was ist geschehen?“, wollte Babette wissen. „Sie bewegt sich einfach nicht mehr“, gab das vor Schreck zitternde Fräulein zur Antwort. „Und sie hat ein bisschen Schaum vor’m Mund.“ Das war offensichtlich kein natürlicher Tod, sondern da hat jemand nachgeholfen! „Das war Mord!“ schloss Babette scharfsinnig. --- Ganz in Miss- Marple-Manier beschlossen die beiden Damen, die Sache in die Hand zu nehmen und den Mord aufzuklären.
Dies wurde die Aufgabe für die über 40 Besucher des Kriminachmittags „Der Tod im Kännchen“, einer Kriminalkomödie, die sich Birgit Hiefner-Konietzko ausgedacht hatte und nun als Gesellschaftsspiel initiierte. Wer war der Mörder? „Die Schauspielerin“, tippte Besucherin Gudrun Trumm während einer Pause. „Ich glaub’, es war der Professor,“ entgegnete Uta Scherer. „Wir sind noch mit den Rätselkarten beschäftigt,“ sagte Ingrid Pisczor im Namen ihrer Mitspielerinnen. „Auf alle Fälle macht es Spaß, aber man muss viel denken,“ erwiderte Natascha Schwarz-Schmitt. Nach knapp zwei Stunden löste Babette den Fall auf. Das heiratswillige Fräulein Adelheid überreichte einem jungen Mann ihre Visitenkarte. Hat Spaß gemacht, sagten die Krimifans; man freute sich über Gespräche mit Leuten, die man nicht gekannt hatte. Manche rätselten immer noch weiter. Andrea Hubmacher überlegte, welche Abzweigung die Geschichte noch hätte nehmen können. „Ja, es gab diverse Nebelkerzen,“ bestätigte Hasan Akdeniz.
Der Spielenachmittag wird am nächsten Sonntag wiederholt. Er ist ausgebucht.
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